Dani Sordo heißt der Sieger einer Rallye Deutschland, die an Dramen und Spannung kaum zu überbieten war. Zunächst Sebastien Ogiers Ausfall an Tag zwei, dann Jari-Matti Latvala, der ebenfalls in Führung liegend ausscheidet. Schließlich das enge Duell zwischen Dani Sordo und Thierry Neuville um den ersten Sieg in der WRC. Sordo hatte am Ende einer dramatischen Power Stage die Nase vorn und gewann als erster Nicht-Franzose seit 2001 die Rallye Deutschland. "Ein großartiger Moment, ich habe so hart gepusht", schwärmte der Spanier. Beifahrer Carlos del Barrio meinte nur: "Unglaublich. Mir fehlen die Worte."

Die Entscheidung über den Sieg in Deutschland fiel auf den letzten Metern der Power Stage. Neuville ging mit einem Rückstand von drei Sekunden auf Sordo in die letzte Prüfung der Rallye. Bei der ersten Durchfahrt der Dhrontal hatte er mit einem schleichenden Plattfuß Zeit verloren. Aufgrund der Umkehrung der Startreihenfolge ging Neuville vor Sordo auf die 24,58 Kilometer lange Dhrontal 2. Die für beide Piloten lautstark vertretenen Fans erlebten in der Folge ein Auf und Ab, da mal der eine, mal der andere Fahrer die Nase vorne hatte.

Bei der letzten Zwischenzeit schließlich lagen Sordo und Neuville gleich auf - spannender ging es nicht mehr. Als Neuville im Ziel eintraf, war jedoch klar, dass die Rallye nicht zu seinen Gunsten entschieden ist. Er war kurz vor dem Ziel von der Strecke abgekommen und verlor 50 Sekunden auf Sordo. "Wir haben es wenigstens versucht. Ich habe voll attackiert, das Risiko war es mir wert!", meinte der Belgier. "Als ich aus dem Wald kam, habe ich eine schnelle Linkskurve in den Weinbergen mit einer anderen verwechselt und bin rausgerutscht. Als Nico [Beifahrer Nicolas Gilsoul] das Kommando gab, war es schon zu spät." Zum Glück habe er auf die Straße zurückkehren und ins Ziel fahren können. "Ich habe das Gefühl, dass wir wieder viel bewiesen haben, auch wenn wir den Sieg letztendlich verpasst haben."

Sordo sicherte sich mit letztlich 53 Sekunden Vorsprung den Sieg. "Thierry hat hart gepusht. Er war erst etwas langsamer als ich, aber dann war er schneller, daher musste ich härter pushen. Ich war am Start so nervös, aber dieser Sieg ist etwas, wovon ich seit Jahren geträumt habe", berichtete der Citroen-Pilot.

Ogier gewinnt Power Stage

Die Bestzeit in der Power Stage und damit drei Bonuspunkte gingen an Ogier, was für den aussichtsreichsten Titelkandidaten jedoch nur ein geringer Trost ist. "Naja, wir haben diese Rallye beendet und wir müssen uns jetzt auf die nächste konzentrieren", gab er lediglich zu Protokoll. In der Gesamtwertung der Rallye Deutschland schob sich Ogier bis auf Rang 16 nach vorne.

Hinter dem spannenden Duell an der Spitze des Gesamtklassements fuhr Mikko Hirvonen im "Cruise-Modus" den dritten Platz ein. Er hatte sich vorgenommen, seinen Lauf von Podestplätzen bei Asphaltrallyes fortzusetzen und ging daher kein Risiko mehr ein. Von hinten drohte keine Gefahr, denn Martin Prokop, der mit Platz vier sein bestes Ergebnis egalisierte, war am Ende mehr als fünf Minuten zurück.

Robert Kubica gewann die WRC2-Kategorie., Foto: Sutton
Robert Kubica gewann die WRC2-Kategorie., Foto: Sutton

Hinter Prokop egalisierte Robert Kubica den Rekord von Sebastien Ogier, mit einem WRC2-Boliden bis auf Rang fünf nach vorne zu stoßen. Zudem gewann der Pole die WRC2-Wertung vor Elfyn Evans. "Es war eine gute Asphaltrallye. Der Asphalt ist ganz anders, als der, den ich gewohnt bin", spielte er auf seine vorherige Karriere auf Rundstrecken an. Ungefährdet war der Sieg jedoch nicht, denn Kubica musste im Lauf der Rallye immer wieder seine Führung verteidigen und verlor sie sogar zwischenzeitlich. Am Ende reichte es jedoch trotz beunruhigender Geräusche aus seinem Citroen, die er auf der ersten Durchfahrt der Dhrontal vernahm.

Hinter Evans kam auf Rang sieben der unter Rally2-Regeln erneut gestartete Jari-Matti Latvala ins Ziel, der auf der Power Stage Dritter wurde und damit einen Bonuspunkt aus Deutschland mitnimmt. "Ich habe noch nie eine Asphaltrallye angeführt - das ist positiv für die Zukunft", fasste er zusammen, was ihm noch an Pluspunkten einfiel. Denn angesichts seines bitteren Ausfalls gab es nicht viel, worüber er sich freuen konnte. "Ich muss mich verbessern und werde mich jetzt auf die Herstellerwertung konzentrieren."

Der Dritte der WRC2-Katgeorie, Hayden Paddon, fuhr als Achter ebenso WM-Zähler ein wie Mads Östberg und Evgeny Novikov, die die Top-10 komplettierten. Beide mussten sich nach Ausrutschern zurückkämpfen. "Es war ohne Frage eine schlechte Rallye", stellte Novikov fest. "Wir müssen weitermachen."

Die Top-10 am Ende der Rallye:

1. D. Sordo (Citroen) 3:15:19.4
2. T. Neuville (Ford) 3:16:12.4 +53.0
3. M. Hirvonen (Citroen) 3:17:55.5 +2:36.1
4. M. Prokop (Ford) 3:23:20.2 +8:00.8
5. R. Kubica (Citroen, WRC2) 3:24:20.7 +9:01.3
6. E. Evans (Ford, WRC2) 3:24:33.6 +9:14.2
7. J. Latvala (Volkswagen) 3:25:14.4 +9:55.0
8. H. Paddon (Skoda, WRC2) 3:28:20.6 +13:01.2
9. M. Östberg (Ford) 3:28:47.5 +13:28.1
10. E. Novikov (Ford) 3:30:37.3 +15:17.9