Der Polo R WRC ist das erste World Rally Car, für dessen Entwicklung Sie verantwortlich zeichnen. Wie fällt Ihr Fazit nach den ersten fünf Rallyes dieser Saison aus?
Francois-Xavier Demaison: Von dem bisherigen Verlauf dieser Saison sind wir durchaus positiv überrascht. Mit drei Siegen und Podiumsplatzierungen bei jeder Rallye hatte bei uns im Team niemand gerechnet. Wir hatten natürlich auch mit kleineren Problemen zu kämpfen, aber die haben sich glücklicherweise nicht in schlechten Resultaten niedergeschlagen. Im Gegenteil: Bis jetzt haben wir stets gute Ergebnisse eingefahren. Das hat sicher auch mit unserer guten Vorbereitung zu tun. Im vergangenen Jahr haben wir praktisch unter allen denkbaren Bedingungen getestet. Hinter allen Ingenieuren und Mechanikern liegen nun schon zwei Jahre harter Arbeit. Insofern bin ich auf das bis jetzt Geleistete schon ein wenig stolz. Eines ist aber auch klar: Wir lernen immer noch dazu, das ist ein steter Prozess. Es werden bestimmt noch neue Probleme auf uns zukommen, von denen wir jetzt noch nichts ahnen. Das gehört im Motorsport dazu. Diese Saison ist immer noch ein Lehrjahr für uns, das uns dabei hilft, für 2014 noch besser vorbereitet zu sein.

Welche technologischen Eigenschaften des Polo R WRC stechen besonders heraus?
Francois-Xavier Demaison: Da ist zunächst einmal die Serienversion des Polo: Das Auto ist sehr leicht und hat nur kurze Überhänge. Für die Entwicklung eines World Rally Car sind das sehr gute Voraussetzungen, die uns natürlich entgegenkamen. Doch das war nur die Ausgangsbasis. Im nächsten Schritt kommt dann das herausragende Teamwork hinzu. Motor, Chassis, Aufhängung, Getriebe und Elektrik – alle Abteilungen arbeiten einfach harmonisch und vor allem erfolgreich zusammen.

Stichwort Weiterentwicklung: Wie kann man sich die Veränderungen des Polo R WRC von Rallye zu Rallye vorstellen?
Francois-Xavier Demaison: Das Thema Handbremse war zuletzt ein wichtiges, mit dem wir uns vor Griechenland intensiv beschäftigt haben. Beim Ziehen der Handbremse erfolgte die Trennung zur Vorderachse noch nicht so schnell, wie sich das zum Beispiel Sébastien Ogier wünscht. In Griechenland setzen wir jetzt ein neues, hydraulisches System ein, das wir planmäßig und ausgiebig getestet haben bevor wir es jetzt im Wettbewerb einsetzen. Es ging hierbei um die Performance und nicht etwa um Haltbarkeit. Generell ist uns in diesem Punkt die Konkurrenz noch ein klein wenig voraus. Ganz grundsätzlich gesprochen können wir aber auch noch an der Zuverlässigkeit des Autos arbeiten, denn wir hatten in den ersten fünf Rallyes dieser Saison auch mit kleineren Kinderkrankheiten zu kämpfen. Diese gilt es zu beseitigen, wenn man um die Weltmeisterschaft fahren möchte. Und letztlich ist es im Motorsport doch so: Die Entwicklung der Fahrzeuge geht immer weiter und man kann ständig und überall etwas verbessern.