Jari-Matti Latvala war in der Saison 2010 der erste Verfolger des Rekordweltmeisters Sebastien Loeb und konnte sechs Rallyes auf dem Podest beenden. Deshalb war sein Ziel für die neue Saison klar. "Dieses Jahr hatte ich sehr gehofft, um den Fahrertitel kämpfen zu können", erklärte der Finne gegenüber Motorsport-Magazin.com. Das Blatt sollte sich aber wenden. "Nach den ersten vier Rallyes sah es auch noch recht gut aus, aber dann habe ich im Frühling eine Menge Probleme bekommen." Am Ende stand der für ihn persönlich enttäuschende vierte Rang in der Weltmeisterschaft.

Traditionell stark zeigte sich der Ford-Werkspilot zum Saisonauftakt in Schweden, wo er 2008 bereits gewinnen konnte. Er beendete die Rallye auf dem dritten Rang und unterstrich damit seine Ambitionen auf den Titel, denn Sebastien Loeb landete nur auf der sechsten Position. "Mit dem dritten Platz bin ich zufrieden, denn ich habe so viele Fehler bei dieser Rallye gemacht. Heute Morgen dachte ich nicht, dass ich noch auf dem Podium lande. Ich musste mich nur beruhigen und dann laufen die Dinge von selbst", freute sich Latvala über den glücklichen Ausgang.

Trotz Reifenschäden aufs Podest

In Mexiko holte ihn dann aber erstmals das Pech ein. Denn zwei Reifenschäden auf dem steinigen südamerikanischen Untergrund verhinderten eine bessere Platzierung als Rang drei. Dennoch war der Titelaspirant mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. "Nach zwei Reifenschäden das Podium noch zu erreichen, ist mehr, als ich zu hoffen gewagt hätte", gab der 26-Jährige ehrlich zu.

Jari-Matti Latvala hatte 2011 mit etlichen Rückschlägen zu kämpfen, Foto: Ford
Jari-Matti Latvala hatte 2011 mit etlichen Rückschlägen zu kämpfen, Foto: Ford

Portugal sollte endlich zu seiner Rallye werden. Der Ort, der ihm 2009 den schlimmsten Unfall seiner Karriere einbrachte, meinte es zunächst auch gut mit Latvala. Denn sowohl am Freitag, als auch am Samstagmittag stellte er seinen Fiesta RS WRC als Erster im Servicepark ab. Dann allerdings machten die Reifen erneut nicht das, was der Finne wollte. Zu allem Überfluss brach auch noch seine Antriebswelle, was den Ford-Pilot die Führung kostete. Dennoch reichte es erneut für das Podest. "Das ist bisher mein drittes Podium in drei Rallyes in diesem Jahr und ich bin froh über diese Konstanz", lachte Latvala.

Die knappste Niederlage der Geschichte

Den wohl bittersten Moment erlebte er in Jordanien. Bis zum Ende kämpfte er mit Citroen-Pilot Sebastien Ogier um den Sieg und war am Ende Teil der engsten Entscheidung, die es je in der WRC gegeben hatte. Den Ersten und seinen Verfolger trennten lediglich 0,2 Sekunden, doch Latvala hatte das Nachsehen. "Es ist grundsätzlich ein Gefühl, als hättest du die Rallye nicht beendet. Es tut so sehr weh, wenn du den Sieg so verlierst", erklärte er im Interview mit Motorsport-Magazin.com zu seinem zweiten Platz. "Es ist dann auch vollkommen egal, welche Position du letztendlich einfährst. Du hast es verloren! Du hast die gesamte Rallye verloren!"

Was in Jordanien nicht klappte, sollte auf Sardinien nun Wahrheit werden: Der erste Saisonsieg, an dem Ort, wo er bereits 2010 ganz oben auf dem Podest stand. Doch wieder musste sich der Finne geschlagen geben. Denn nach guten Zeiten am Freitag, überschlug sich Latvala, weil sein Beifahrer im Aufschrieb verrutscht war. "Wir sind von der Strecke abgekommen. Ich habe viele Fehler gemacht. Nun hat unglücklicherweise Miika einen Fehler gemacht: Er hat mir eine falsche Information gegeben", schilderte Latvala im Anschluss. Böse war er seinem Beifahrer aber nicht. "Wir haben schon so viele Rallyes gemeinsam bestritten und das war das erste Mal, dass das passiert ist."

Pechsträhne hält an

Der nächste Lauf hielt ähnlich wenig Glück für den Ford-Pilot bereit. Schon im Shakedown erlitt er in Argentinien einen Getriebeschaden, nahm es aber noch leicht. Tatsächlich konnte er sich am Freitag die Führung erobern und sie im Verlauf des Samstags verteidigen, bis das Pech erneut zuschlug. Er beschädigte eine Schubstange seiner Radaufhängung und blieb trotz aller Reparaturversuche kurz darauf stehen. "Ich war schon so oft so knapp dran, um den Sieg in einer Rallye zu kämpfen und das ist es, was ich tun will", zeigte sich der 26-Jährige zerknirscht.

Jari-Matti Latvala bei der Rallye Argentinien, Foto: Ford
Jari-Matti Latvala bei der Rallye Argentinien, Foto: Ford

In Griechenland musste er seinen Traum auf den Titel dann endgültig begraben, als der Turbo seines Fiesta-Motors streikte. "Irgendwie war das nicht unsere Rallye - es scheint, als hätten die griechischen Götter nicht auf unserer Seite gestanden", erklärte der Neuntplatzierte.

Allerdings bestand immer noch die Hoffnung, den ersten Saisonsieg in seiner Heimat Finnland zu feiern, wo er bereits 2009 triumphierte. Nachdem er sich in den ersten Tagen einen erbitterten Kampf mit Sebastien Loeb geliefert hatte, entschied Latvala am Ende, sich zurückfallen zu lassen, um im Finale die besseren Streckenbedingungen zu genießen. Doch das Blatt wendete sich und durch einsetzenden Regen wurde die Strecke durch jedes weitere Auto schlechter.

Zwar gelang es ihm am Ende wieder Zeit gutzumachen, aber der Rückstand war bereits zu groß. "Ich habe wirklich soviel Druck gemacht wie ich konnte, aber es war nicht genug. Ich bin in dieser Rallye zu spät aufgewacht. Ich wollte ein gutes Resultat und ich wollte gewinnen", machte der Finne deutlich. "Ich habe die ganze Zeit zur Spitze aufgeholt, aber mir gingen die Kilometer aus. Nur zwei Stages mehr und es wäre genug gewesen."

Die schwierigste Rallye

Nach der Sommerpause ging es dann zur Rallye Deutschland, die Latvala vermutlich nicht so schnell vergessen wird. Unzählige Reifenschäden warfen ihn immer wieder zurück. Zudem war er ab Freitagnachmittag mit einem angeschlagenen Motor unterwegs, was nur sein Sprung über einen Baumstupf, den er nicht notiert hatte, noch übertraf. Bei dem folgenden Unfall blieben zwar Fahrer und Beifahrer unverletzt, doch der Fiesta war so zerstört, dass Ford nicht sagen konnte, ob Latvala am finalen Tag überhaupt nochmals starten könne.

Jari-Matti Latvala hatte im Aufschrieb einen Baumstumpf übersehen - mit schweren Folgen, Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala hatte im Aufschrieb einen Baumstumpf übersehen - mit schweren Folgen, Foto: Sutton

Der Finne selbst blieb einfach ungläubig stehen und konnte es nicht fassen, als ihm dann in der Powerstage in einer Tausendstel-Entscheidung sogar noch der letzte Punkt genommen wurde. "Das war die schwierigste Rallye, die ich je in einem Werksauto absolviert habe", konnte Latvala sein Pech kaum fassen. "Ich hatte so viele Probleme, manche habe ich selbst verursacht und ich bin wirklich extrem über den Ausgang enttäuscht."

Der eigentliche Sieger

In Austalien schlug aber schließlich seine Stunde. Die beiden Citroen-Piloten waren nach Fehlern ausgeschieden und Latvala kämpfte mit seinem Teamkollegen Mikko Hirvonen um den Sieg. Auch durch die etwas bessere Startposition begründet, sicherte sich der Finne eine Bestzeit nach der anderen und konnte sich immer weiter absetzten. Doch das Team machte kein Geheimnis daraus, dass Latvala am Ende für Hirvonen würde Bremsen müssen, da dieser noch Chancen auf den Titel hatte.

"Er hatte eine große Chance diese Rallye zu gewinnen, aber er hat das aufgegeben, um mir in meinem Kampf um die Weltmeisterschaft zu helfen und ich bewundere das", erklärte sein Freund Hirvonen. "Es ist ein großartiges Ergebnis für das Team und natürlich wäre es großartig gewesen diese Rallye zu gewinnen, aber es hat diesmal noch nicht geklappt", zeigte sich Latvala trotzdem etwas enttäuscht. "Hoffentlich gelingt es mir ein anderes Mal."

Der perfekte Karrieretag

In Frankreich gestaltete sich die Situation ähnlich. Zwar ging es diesmal nicht um den Sieg, sondern um einen Podestplatz, aber wieder musste Latvala für seinen Teamkollegen bremsen und landete daher auf dem vierten Rang. Doch viel wichtiger waren dem 26-Jährigen seine Zeiten auf Asphalt. "Als Finne ist es nicht einfach auf Asphalt schnell zu sein, aber ich werde besser und besser", freute sich der Ford-Pilot, der erklärte, nun keine Angst mehr vor Veranstaltungen mit festem Untergrund zu haben.

Die Rallye Spanien war für ihn schließlich die Bestätigung, denn er bestieg erstmals bei einer größtenteils auf Asphalt ausgetragenen Veranstaltung das Podest. Doch nicht das war der Grund, warum Latvala den Samstag in Katalonien als einen der besten Tage seiner Karriere beschrieb. "Es war ein großartiges Gefühl, als ein siebenfacher Weltmeister mir gratulierte, dass ich ihn auf seiner favorisierten Oberfläche geschlagen habe", strahlte der Finne über seine Bestzeit auf der längsten geteerten Prüfung des WRC-Kalenders.

Die Krönung eines guten Saisonendes folgte schließlich beim Finale in Großbritannien. Bereits am Freitag und Samstag kämpfte Latvala mit Loeb um die Führung. Immer wieder konnte er sich absetzten und als der nun achtfache Weltmeister am Ende durch eine Kollision mit einer Geisterfahrerin sogar noch ausschied, musste der Ford-Pilot seinen riesigen Vorsprung nur noch sicher ins Ziel bringen. "Das ist ein großartiger Weg, die Saison zu beenden. Es war eine lange Zeit, seit meinem letzten Sieg und ich habe seither frustrierende Zeiten ertragen müssen, aber die sind nun vorbei", erklärte der 26-Jährige verheißungsvoll.