Drei Rallyes – solange sollte der Brite Matthew Wilson Zeit bekommen, um sich im M-Sport-Team 2011 zu zeigen und weitere Einsätze zu rechtfertigen. Damit war der 24-Jährige unter Druck gesetzt. Doch bereits drei Tage nach seinem neunten Platz im verschneiten Schweden bestätigte Ford den Briten für weitere sechs Rallyes. "Bis zur Rallye Griechenland ist alles geregelt, was brillant ist. Ich hoffe, dass ich mit der Teilnahme an den Events die restliche Saison finanziell leichter stemmen kann", jubelte Wilson.

Matthew Wilson konnte nach seiner Vertragsverlängerung lachen, Foto: Stobart
Matthew Wilson konnte nach seiner Vertragsverlängerung lachen, Foto: Stobart

Doch schon kurze Zeit später, bei der Rallye Mexiko, streikte die Elektronik seines Fiesta. Besonders bitter, da er zu diesem Zeitpunkt auf Kurs war, seine beste WRC-Platzierung - Platz vier in Japan – einzustellen. Selbst ein Start unter SupeRallye klappte nicht, denn Wilsons Wagen startete nach Reparaturen am Kabelbaum zwar erneut, doch weitere Probleme verhinderten den Re-Start, was ihn traurig stimmte.

"Es war einfach nicht mein Wochenende - dabei hatte es noch so gut angefangen. Nun konnten wir am Ende gar nichts mehr machen. Es ist sehr enttäuschend, aber ich möchte dem ganzen Team trotzdem für die großen Anstrengungen danken, auch wenn die Mühen schlussendlich umsonst waren", erklärte Wilson.

Erste Top-5-Platzierung der Saison

Diese Enttäuschung sollte aber bereits drei Wochen später vergessen sein. In Portugal sortierte sich der Stobart-Pilot unmittelbar hinter den Werksteams ein und erreichte den fünften Rang. Am liebsten hätte er seinen Ford dabei ins Ziel getragen. "Ich bin langsamer gefahren als vorher, aber das Letzte, was ich wollte, war etwas wegzuwerfen, besonders weil das vor zwei Jahren hier passiert ist", dachte der Brite zurück, der dennoch positiv gestimmt war. "Ich habe es richtig genossen."

Umso größer war der Genuss, dieses Ergebnis in Jordanien bestätigt zu haben. Zudem setzte Wilson ein Ausrufezeichen und wurde ab der Rallye Sardinien hinter Mads Östberg zum zweiten Punktefahrer für das Team erklärt. In dieser Funktion brache er M-Sport allerdings nur zwei Punkte aus Italien und vier aus Argentinien mit. Griechenland, wo ursprünglich seine Probezeit im Team enden sollte, fand mit dem sechsten Rang schließlich ein versöhnliches Ende.

Vorfreude auf Finnland

Da der Brite nun für den Rest der Saison bestätigt war, stand der Vorfreude auf die Rallye Finnland nichts mehr im Wege. "Finnland ist definitiv eine meiner Lieblings-Rallyes und sie ist aus gutem Grund als 'Finnischer Grand Prix' bekannt, denn die Zuschauer und die Atmosphäre sind unglaublich", verlieh er seiner Begeisterung Ausdruck. Besonders Erfahrung sei hier wichtig, bekräftige Wilson, der bereits sechs Mal an dieser Rallye teilgenommen hatte. Am Ende half allerdings alle Erfahrung nicht, und er sortierte sich hinter seinen Teamkollegen Mads Östberg und Henning Solberg auf der achten Position ein.

Die Rallye Deutschland endete für den Briten noch ernüchternder. Lediglich der zwölfte Platz stand am Ende zu Buche und das Wissen, nie wirklich bei den Besten gewesen zu sein. "Sicherlich war es ein schwieriges Wochenende und ich bin ein bisschen frustriert", gab Wilson zu, der sich dennoch über die gewonnenen Erfahrungen auf Asphalt freute.

Eine der härtesten Rallyes der Karriere

Diese Erfahrung konnte er in Australien allerdings nicht nutzen, denn das Feld kehrte auf Schotter zurück. Auch begünstigt durch zahlreiche Ausfälle an der Spitze, erreichte Wilson das, was ihm noch in Mexiko verwehrt blieb – er wurde Vierter und stellte damit sein bestes Weltmeisterschaftsergebnis ein.

Matthew Wilson stellte in Australien das beste Ergebnis seiner Karriere ein, Foto: Sutton
Matthew Wilson stellte in Australien das beste Ergebnis seiner Karriere ein, Foto: Sutton

"Es war ein wirklich schwieriges Wochenende, aber ich bin glücklich über unser Ergebnis", freute sich Wilson, der von einer der härtesten Rallyes seiner Karriere sprach, was er auch deutlich begründete. "Du weißt, dass es ein schwieriger Tag ist, wenn ein siebenfacher Weltmeister ausscheidet", bezog sich der Ford-Pilot auf Sebastien Loeb, der sich nur zwei Tage zuvor in Australien überschlagen hatte.

Rückschlag in Frankreich

Doch wie so oft, folgte auf Licht wieder Schatten. Denn Frankreich zählt sicherlich zu den Wochenenden, die er am liebsten aus seinem Gedächtnis löschen möchte. Lediglich ein Punkt stand am Ende auf der Habenseite, aber die Erkenntnis, dass Rallyefahren eine Kopfsache ist, blieb deutlich haften. "Wenn sich die Dinge nicht richtig anfühlen, ist es wirklich schwierig, das Selbstvertrauen zu haben, das du brauchst, und ich denke, das war eines der Hauptprobleme, das wir an den ersten zwei Tagen hatten."

Der vorletzte Auftritt der Saison in Spanien endete schließlich mit einer erneuten Nullnummer, nachdem sein Fiesta am Finaltag den Geist aufgegeben hatte. Nun lag aller Druck auf dem letzten Event in Wales – seiner Heimat. Hier sollten nochmals wichtige Punkte gesammelt und ein Ausrufezeichen für die kommende Saison gesetzt werden. Dies gelang aber nur zum Teil. Zwar sicherte er sich erneut den fünften Rang, war damit aber neben Neuzugang Ott Tänak der einzige Stobart-Pilot, der es nicht aufs Treppchen geschafft hatte. Denn Östberg und Solberg rahmten den Ford-Werkspiloten Jari-Matti Latvala ein.

Dennoch kann der junge Brite insgesamt von einer guten und vor allem konstanten Saison sprechen. Denn der Siebtplatzierte der WM schaffte es – mit Ausnahme von zwei technischen Defekten und seiner eher schwachen Leistung in Deutschland - bei jeder Veranstaltung in die Punkte und konnte seinen Ford Fiesta RS WRC vier Mal in den Top-5 abstellen.