Pro: Zwei Jahre für einen Traum

von Marion Rott

Sebastien Ogier verbindet eine jahrelange und erfolgreiche Beziehung zu Citroen. Bereits 2007 bestritt er den französischen Peugeot 206 Cup und gewann. Mit Citroen erlebte der heute 27-Jährige auch seine ersten Gehversuche in der Weltmeisterschaft. Zuerst bei den Junioren, dann im Junior-Team neben Kimi Räikkönen und schließlich gemeinsam mit Sebastien Loeb an der Spitze. Auch dieser ging einen ähnlichen Weg. Es lohnt also nicht, diese gute Beziehung, die Aussicht auf großen Erfolg verspricht, zu opfern, nur wegen zwei Jahren, die er noch auf seinen Nummer-eins-Status warten muss.

In Jordanien feierte Sebastien Ogier seinen zweiten Saisonsieg, Foto: Sutton
In Jordanien feierte Sebastien Ogier seinen zweiten Saisonsieg, Foto: Sutton

Vor allem der Erfolg gäbe Ogier Recht, bei Citroen zu bleiben. Wenngleich Loeb ein Ausnahmefahrer ist, hätte er ohne das entsprechende Material nicht sieben Titel in Folge geholt. Auch Ogier konnte 2011 schon vier Mal triumphieren, was in einem anderen Team vielleicht schwer geworden wäre. So gab es sogar auf der bisher einzigen Asphalt-Rallye der Saison in Deutschland einen Klassenunterschied zwischen Citroen und den anderen Werksteams.

Genau bei dieser Rallye begannen aber auch die Spannungen, als klar wurde, dass Citroen möchte, dass Loeb gewinnt. Umso schöner war das Gefühl für Ogier, als er seinen Landsmann bei der Siegerehrung von oben ansehen konnte. Dieses Gefühl ließe sich noch ausbauen. Denn bleibt er bei Citroen, kann er mit seinem Talent der Einzige werden, der Loeb mit gleichem Material den WM-Titel stehlen konnte. Ein derartiger Titelgewinn wäre für einen Franzosen - gemeinsam mit Citroen - vermutlich tausend Mal mehr wert, als die Weltmeisterschaft mit einem anderen Team.

Contra: Hintertürchen offen halten

von Kerstin Hasenbichler

Citroen mag zwar auf dem Papier die beste Wahl für Sebastien Ogier sein, doch wagt man einen Blick hinter die Kulissen, dann neigt man dazu Ogier zu raten, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Nicht erst in Australien musste der Franzose einsehen, dass Sebastien Loeb die klare Nummer eins im Team ist. Um seinem Teamkollegen zu den Fahrerpunkten zu verhelfen, musste er auf die Bremse steigen - nicht das erste Mal in dieser Saison.

In Deutschland konnte Sebastien Ogier gewinnen, Foto: Citroen
In Deutschland konnte Sebastien Ogier gewinnen, Foto: Citroen

Bereits in Deutschland versetzte Citroen Ogier einen Schlag ins Gesicht als man vor dem Start der zweiten Etappe eine Teamorder aussprach. "Wir müssen pragmatisch sein", lautete die Erklärung von Teamchef Olivier Quesnel. Doch in dem Plan von Citroen kam der Reifenschaden bei Loeb nicht vor, wodurch die Nummer zwei, Sebastien Ogier, plötzlich doch der strahlende Sieger war. Trotz allem blieben der fade Beigeschmack und die nicht wegzudiskutierende Tatsache, dass das Band zwischen Loeb und Citroen nach 66 Siegen und 7 WM-Titeln nicht durchschnitten werden kann.

Im Klartext: so lange Loeb bei Citroen fährt, rückt der Traum vom ersten Titel für Ogier in weite Ferne. Somit sollte der Franzose vielleicht doch die Nummer von Malcolm Wilson im Kurzwahlspeicher lassen, denn wenn Ogier seinen Traum vom WM-Titel wahrmachen will, dann sollte er sich ein Hintertürchen in Richtung Ford - die spätestens im Oktober wohl ihren WRC-Verbleib bekannt geben werden - oder einem anderen Team offen halten.