Die WEC gastiert an diesem Wochenende zum dritten Rennen der Saison 2023 in Spa-Francorchamps. Der sechsstündige Lauf auf dem belgischen Ardennenkurs dient gleichzeitig als Generalprobe und Standortbestimmung für das nachfolgende Highlight im Rennkalender, die 24 Stunden von Le Mans (10.-11. Juni).

Im Feld der 13 Hypercars ist Porsche erstmals mit drei Fahrzeugen vertreten und bildet damit die stärkste Marke. Neben den beiden werksseitig eingesetzten Porsche 963, startet das neue Kundenteam JOTA unter der Leitung des früheren Audi-Motorsportchefs Dieter Gass mit dem LMDh-Rennwagen aus Zuffenhausen.

Historischer Sieg des Porsche 963

Beim letzten Rennen in Portimao gelang Porsche ein historischer Erfolg: Das Fahrertrio Andre Lotterer/Kevin Estre/Laurens Vanthoor belegte den dritten Platz hinter den Hypercars von Toyota und Ferrari und sorgte für das erste WEC-Podium eines LMDh-Autos. Am selben Wochenende bescherten Nick Tandy und Mathieu Jaminet dem Sportwagenbauer zudem einen Sieg beim IMSA-Rennen in Long Beach.

"Der erste Sieg des Porsche 963 war historisch", sagte Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Ich freue mich besonders für die Einsatzmannschaften. Man sieht bei den Rennen nur selten, wie viel Arbeit dahintersteckt. Auch der dritte Platz in Portimao war in Anbetracht der Gesamtsituation eine sehr gute Ausbeute. Ich will aber auch ehrlich sein: Wir haben noch Hausaufgaben."

In der US-amerikanischen Sportwagenmeisterschaft hat Porsche gezeigt, dass es der US-Konkurrenz von Cadillac und Acura sowie BMW inzwischen Paroli bieten kann. In der WEC sieht die Situation etwas anders aus, hier treffen LMDh-Autos von Porsche und Cadillac auf die komplett selbstentwickelten LMH-Hypercars von Le-Mans-Dauersieger Toyota, Peugeot und Neueinsteiger Ferrari.

Porsche setzt den neuen 963-LMDh weltweit ein, Foto: Porsche AG
Porsche setzt den neuen 963-LMDh weltweit ein, Foto: Porsche AG

Laudenbach: Toyota ist stark, aber auch verwundbar

Toyota gab mit seinem seit 2021 eingesetzten und mehrfach überarbeiteten GR010-Hybrid bislang deutlich den Ton an. Die Japaner gewannen beide WEC-Rennen in Sebring und Portimao, in Portugal sogar mit einer Runde Vorsprung. Ferrari konnte Toyota am ehesten Paroli bieten, Peugeot fährt noch hinterher. Schon jetzt glauben viele Experten, dass der sechste Toyota-Sieg in Folge beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans zumindest auf dem Papier bereits entschieden ist.

Eine Ansicht, die Porsche-Motorsportchef Laudenbach wenig überraschend nicht teilen wollte. Die eigenen Ansprüche sind hoch, schließlich blickt Porsche auf die Rekordmarke von 19 Gesamtsiegen in Le Mans zurück. Der 20. Triumph ausgerechnet beim 100. Geburtstag des 24-Stunden-Klassiker wäre ein Meisterstück, noch dazu zum 75. Jubiläum von Porsche Sportwagen.

Ist ein Sieg in Le Mans angesichts der bisherigen Performances wirklich ein realistisches Ziel, Herr Laudenbach? "Klar, sonst müssten wir ja aufhören. Wir fahren nicht irgendwo mit, um hinterherzufahren. Toyota hat gezeigt, dass sie sehr stark sind. Sie haben aber auch gezeigt, dass sie verwundbar sind. Sie hatten Probleme in Portimao, aber ebenso eine starke Leistung gezeigt. Einfach wird es nicht, das Ziel lautet aber, jedes Rennen zu gewinnen. Und das bleibt auch so."

Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach, Foto: Porsche AG
Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach, Foto: Porsche AG

Porsche-Boss Laudenbach: "Wir haben noch Hausaufgaben"

In Portimao dominierten Sebastien Buemi, Brendon Hartley und Ryo Hirakawa das Rennen im #8 Toyota, während das Schwesterauto mit Mike Conway/Kamui Kobayashi/Jose Maria Lopez wegen eines Sensortauschs elf Minuten einbüßte und nur den neunten Platz erreichte. Auch bei Porsche lief es nicht fehlerfrei: Der #5 963 von Dane Cameron/Michael Christensen/Fred Makowiecki verlor wegen eines Problems mit der Servolenkung viel Zeit, das Trio musste sich mit P10 begnügen.

"Wir haben noch Hausaufgaben", mahnte Laudenbach. "Mit einem Auto waren wir in Portimao technisch nicht fehlerfrei. Und im Qualifying hatten wir auf einer schnellen Runde noch nicht die Performance. Wir befinden uns auf einem guten Stand. Wenn es aber darum geht, potente Gegner zu schlagen, muss alles perfekt sein."

Die MSM-Reporter Seiwert und Wester beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart, Foto: Markus Leser/Porsche AG
Die MSM-Reporter Seiwert und Wester beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart, Foto: Markus Leser/Porsche AG

Die nächste Chance für Porsche mit den zwei von Penske eingesetzten 963 sowie dem nagelneuen JOTA-Kundenfahrzeug (Antonio Felix da Costa/Will Stevens/Yifei Ye) bietet sich beim 6-Stunden-Rennen am Samstag (12:45-18:45 Uhr) in Spa-Francorchamps. "Das Rennen in Belgien ist die Generalprobe für das große Highlight in Le Mans. Umso wichtiger ist es, dass wir die Performance unserer Autos und die Abläufe im Team weiter optimieren", sagte Laudenbach.