Nachdem Porsche am 1. November in Shanghai den ersten Hersteller-Weltmeistertitel seit 1986 geholt hat, steht beim Finale der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC am 21. November in Bahrain noch die Entscheidung in der Fahrerwertung an. Vor dem achten und letzten Lauf haben die Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard, Brendon Hartley und Mark Webber 155 Punkte auf dem Konto und damit zwölf Zähler Vorsprung auf die Audi-Fahrer Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer. Mit 113,5 Punkten und damit inzwischen ohne Titelchancen folgt auf Platz drei das zweite Porsche-Trio aus Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb.

Auf der 5,412 Kilometer langen Formel-1-Rennstrecke in Sakhir fährt das Feld der WEC nach den Rennen in Le Mans und Austin zum dritten Mal in diesem Jahr in die Dunkelheit. Das Sechsstundenrennen wird um 15:00 Uhr Ortszeit gestartet, um 16:46 Uhr geht die Sonne unter. Weitere Herausforderungen sind die Hitze und der feine Sand in der Wüste des Königreichs.

2014 war das Rennen in Bahrain der vorletzte Saisonlauf, und dort waren zum ersten Mal beide Fahrerbesatzungen bei der Siegerehrung dabei. Dumas/Jani/Lieb waren von der Poleposition gestartet und kamen als Zweite ins Ziel. Bernhard/Hartley/Webber waren sowohl im Qualifying als auch im Rennen Dritte.

Der Porsche 919 Hybrid erzielte seit seinem Renndebüt im April 2014 sechs Siege. Fünf davon gelangen in der Saison 2015, darunter vier Doppelsiege – inklusive des Triumphs beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. In allen sieben 2015 bisher ausgetragenen WM-Läufen gehörte die erste Startreihe komplett den Porsche 919 Hybrid. Der Prototyp fungiert als Entwicklungsträger für zukünftige Sportwagentechnologie. Den Antrieb übernehmen ein Downsizing-Vierzylinder-Turbobenziner mit zwei Litern Hubraum und ein Elektromotor, der von zwei verschiedenen Energierückgewinnungssystemen (Bremsenergie von der Vorderachse und Abgasenergie) gespeist wird. In Kombination ergibt das wegweisende und in der WEC einzigartige Antriebskonzept eine Systemleistung von rund 1000 PS.

Stimmen vor dem Rennen:

Fritz Enzinger, Leiter LMP1: "Mit dem Finale in Bahrain geht für uns eine unglaubliche Saison zu Ende. Wir sind für den Mut bei der technischen Auslegung des 919 Hybrid und für die intensive Aufbauarbeit im Team schon reich belohnt worden, und das hat jeder einzelne verdient – ob er zum Rennteam oder zur Mannschaft in Weissach gehört. Die für Porsche naturgemäß besonders wichtige Hersteller-Weltmeisterschaft haben wir uns bereits vorzeitig gesichert. Nun geht es um die Fahrer-WM. Selbst wenn Audi ein Doppelsieg gelänge, würde Timo, Brendon und Mark ein dritter Platz zum Titelgewinn reichen. Das klingt angesichts unserer derzeitigen Erfolgsserie vielleicht nicht schwierig, aber man darf die Unwägbarkeiten dieser Sechsstundenrennen mit dichtem Verkehr und zahllosen Überrundungen niemals unterschätzen. Es ist immer ein Ritt auf der Rasierklinge. Die Rennphase mit der tief stehenden Sonne und dann rund zwei Drittel der Renndistanz bei Dunkelheit und Kunstlicht – das sind in Bahrain zusätzliche Herausforderungen."

Andreas Seidl, Teamchef: "Bei den zurückliegenden Rennen in Fuji und in Shanghai haben wir uns nicht nur über die Ergebnisse gefreut. Wir waren auch als Mannschaft wirklich stolz darauf, dass wir unter großem Druck in heiklen Situationen richtig entschieden hatten. Weil wir erst in unserer zweiten Saison sind, sehen wir uns noch sehr häufig mit für uns neuen Szenarien konfrontiert. Das Ziel in Bahrain ist, jetzt auch noch den Fahrertitel zu holen und das Jahr mit einem weiteren Sieg abzuschließen."

Alexander Hitzinger, Technischer Direktor LMP1: "Wir starten mit dem 919 Hybrid in Bahrain in der gleichen Spezifikation wie beim zurückliegenden Rennen, unsere Entwicklungsarbeit konzentriert sich bereits komplett auf 2016. Bezüglich der Performance erwarte ich, dass Audi aufgrund der Streckencharakteristik wieder näher an uns dran sein wird. Wir können uns also auf ein spannendes Rennen freuen."

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 17)

Timo Bernhard (34, Bruchmühlbach-Miesau): "Die Strecke in Bahrain ist gut, und weil das Wetter dort normalerweise sehr stabil ist, steht im Rennen auf jeden Fall der schiere Speed der Autos im Vordergrund. In Fuji und in Shanghai haben bei wechselnden Bedingungen ja auch strategische Schachzüge bei der Reifenwahl und dem Timing der Boxenstopps eine Rolle gespielt. Egal, was die Konkurrenz macht: Es hängt von unserer Leistung ab, in Bahrain den WM-Titel der Fahrer zu holen. Und wir werden dieses Rennen mit der gleichen Konzentration angehen wie jedes andere."

Brendon Hartley (26, Neuseeland): "Nachdem wir den Hersteller-Titel in trockene Tücher gepackt haben, konzentrieren wir uns jetzt ganz auf die Fahrer-Weltmeisterschaft. Audi war ein starker Gegner in Shanghai, aber mit einem fast perfekten Rennen konnten wir unsere WM-Führung auf zwölf Punkte ausbauen. Wir gehen zuversichtlich nach Bahrain und werden alles geben, um dieses zweite große Ziel auch noch zu erreichen."

Mark Webber (39, Australien): "Bahrain ist uns als Teststrecke vertraut, wir haben dort viel gearbeitet. Das Wetter ist stabil und in aller Regel sonnig, das ist nach dem Regen in Fuji und in Shanghai ein Bonus. Der Wind allerdings kann in Bahrain eine wichtige Rolle spielen für den Topspeed auf der Geraden und die Performance in den Kurven. Titel hin oder her: Wir werden das Rennwochenende genauso angehen wie jedes andere. Wir wollen immer das bestmögliche Ergebnis. Unser Ziel ist die Poleposition, gefolgt von einem möglichst reibungslosen Rennen."

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 18)

Romain Dumas (37, Frankreich): "Ich hoffe, dass wir in Bahrain ein schönes Saisonfinale erleben. Mit dem Gewinn der Hersteller-WM ist einiger Druck vom Team gewichen. In Bahrain werden wir unser Bestes geben, damit unsere Teamkollegen auch noch den Fahrertitel holen, gleichzeitig wollen wir für uns ein erfolgreiches Rennen. Zuletzt in Shanghai konnten wir das Tempo des Schwesterautos nicht mitgehen, in Bahrain sollten wir wieder zu unserer alten Form zurückfinden. Die Strecke ist schön und hat einen engen Mittelsektor. Ich fahre voller Zuversicht zum Finale."

Neel Jani (31, Schweiz): "Wir waren mit dem 919 im Grunde auf jeder Strecke schnell, deshalb mache ich mir um unsere Konkurrenzfähigkeit keine großen Sorgen. Ich wünsche mir ein spannendes Rennen – und natürlich wollen wir drei von der Startnummer 18 gerne noch ein Rennen gewinnen. Wir waren ein paar Mal nahe dran, hatten aber ein bisschen viel Pech. Es war eine, sagen wir mal, charakterbildende Saison für uns. Ein Sieg wäre ein schöner Abschluss."

Marc Lieb (35, Ludwigsburg): "Ich mag Rennen, die in die Nacht gehen. Im Gegensatz zu Le Mans ist die Strecke in Bahrain zwar ausgeleuchtet, aber die Atmosphäre ist trotzdem cool. Wir können hohe Temperaturen erwarten, aber wir haben uns so stark weiterentwickelt, dass wir den Reifenverschleiß gut im Griff haben sollten. Ich wünsche mir, dass wir diese super Saison für Porsche in Bahrain zu einem perfekten Abschluss bringen. Absolut perfekt wäre, wenn unsere Schwestercrew den WM-Titel holt und wir das Rennen gewinnen."