Nissan greift in diesem Jahr nach dem Sieg bei den legendären 24 Stunden von Le Mans. Mit dem Nissan GT-R LM Nismo wollen die Japaner an der Spitze mitmischen. Im Vergleich zur Konkurrenz vertrauen sie dabei jedoch auf ein ungewöhnliches Fahrzeugkonzept für einen Le-Mans-Prototypen: einen Frontantrieb. Nissan glaubt daran, die richtige Kombination gefunden zu haben. Motorsport-Magazin.com verrät, was sich die Japaner von ihrem Boliden erhoffen.

Im Vergleich zur heckgetriebenen Konkurrenz soll der Nissan über eine bessere Traktion verfügen und vor allem auf den Geraden einen Geschwindigkeitsvorteil haben. Der Frontmotor ermöglicht eine bessere Gewichtsverteilung im Fahrzeug. "In Kombination mit dem hohen Abtrieb und den großen Reifen auf der Vorderachse, können wir viel Traktion generieren", erklärt Nissans Technischer Direktor Ben Bowlby. "Außerdem können wir im Nassen viel schneller fahren, bevor wir Aquaplaning spüren."

"Mit dem Gewicht, der Aerodynamik und der Reifenbalance auf der Vorderachse ist das Fahrzeug von Natur aus sehr stabil", so Bowlby. Besonders bei den 24 Stunden von Le Mans - wo oftmals etwas Unerwartetes passiert, soll der Nissan GT-R LM Nismo mehr Fehler verzeihen und den Piloten hilfsbereit zur Seite stehen.

Umstellung für die Fahrer

Für den Fahrer bedeutet die lange Nase des Fronttrieblers allerdings eine ungewöhnliche Position. "Die Sitzposition ist hinter den Motor und daher sehr weit zurück", erklärt Michael Krumm, der für Nissan bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start gehen wird. "Es ist sehr ungewöhnlich, wenn man dort zum ersten Mal Platz nimmt."

"Wenn man das Auto aber zum ersten Mal fährt, dann ist man positiv überrascht", freut sich Krumm. "Die Traktion ist extrem gut. Über die Vorderräder wird sehr viel Leistung abgesetzt, daher hatte ich erwartet, dass sie leicht durchdrehen - aber es funktioniert sehr gut." Durch den Frontantrieb wird das Fahrzeug aus den Kurven herausgezogen, was ein stabiles Heck ermöglicht und die Wahrscheinlichkeit eines Drehers verringert.

Im Regen soll der Nissan seine Stärke ausspielen können, Foto: Nissan
Im Regen soll der Nissan seine Stärke ausspielen können, Foto: Nissan

"Das ist besonders bei Nässe sehr hilfreich", freut sich Michael Krumm. "Außerdem gibt es einige Kurventypen, in denen wir dadurch viel mehr Grip haben als ein konventioneller Heckantrieb. Ich denke, dass es in Le Mans sehr interessant werden wird, weil wir auf verschiedenen Teilen der Strecke entweder schneller oder langsamer als die anderen Autos sein werden."

"Es wird spannend sein zu sehen, wo wir wirklich schneller sind", blickt Krumm dem Langstreckenklassiker an der Sarthe optimistisch entgegen. "Ich denke, dass der Fronttriebler seinen Vorteil so richtig ausspielen wird, wenn es nass werden sollte."

Das aerodynamische Konzept des Nissan GT-R LM Nismo soll zudem einen Geschwindigkeitsvorteil auf den langen Geraden bringen. "Wir werden in Le Mans ziemlich gute Höchstgeschwindigkeiten erreichen", ist Krumm optimistisch. "Es ist ein wirklich schöner Turbomotor, der im gesamten Drehzahlbereich ein hervorragendes Drehmoment hat."