Toyota war diese Saison die dominierende Macht in der World Endurance Championship. Obwohl ihnen zu Beginn der Saison mit dem Saugrohr-Einspritzer ohne Turbo ein veraltetes Konzept nachgesagt wurde, präsentierte sich Toyota Racing extrem stark aussortiert. Doch beim Saisonfinale in Sao Paulo stehen die TS040 Hybrid überraschend stark unter Druck. Porsche besetzt erstmals die erste Startreihe komplett. Außergewöhnliche Qualifying-Runden verhalfen Anthony Davidson und Sebastien Buemi dazu, den Anschluss zu wahren, doch der zweite Toyota fiel bis zu den Audi zurück.
Was bringt Toyota in Brasilien also ins Straucheln? Häufig wird auf die Höhenluft verwiesen: Auf 800 Metern Höhe verlieren die TS040 Hybrid etwa 50 PS. Zwar sind auch die Turbomotoren von einem Leistungsverlust betroffen, der aber geringer ausfällt. Andererseits wurde aber auch auf dem Fuji Speedway auf fast 600 Metern über Normalnull gefahren, und dort war Toyota nicht zu schlagen. Die Höhenluft wird es also kaum sein.
Die Frage der Fragen: Doppelstints ja oder nein?
Viel mehr machen die Toyota-Piloten den neuen Asphalt in Sao Paulo verantwortlich, dank dessen trotz der nur 4,309 Kilometer langen Strecke die LMP1-Zeiten um drei Sekunden schneller sind als im Vorjahr - bei wesentlich weniger Spritverbrauch. "Ich glaube, Porsche und Audi werden uns über die sechs Stunden einen harten Kampf liefern", sagte Anthony Davidson gegenüber Autosport. "Die Leute sagen immer, wir wären dominant gewesen. Aber alles, was bei uns besser war, war der Reifenverschleiß." Genau dieser falle nun durch den griffigen Belag als Variable heraus.
Porsche-Teamchef Andreas Seidl fügte hinzu: "Ein Belag mit viel Grip liegt unserem Auto. Einige unserer Schwierigkeiten werden durch einen hochgriffigen Belag kaschiert. Gute Rundenzeiten hatten wir immer erreicht, wenn die Reifen ihren Peak hatten, aber über einen Stint waren wir weniger konkurrenzfähig, wenn die Reifen Grip verloren haben." Dennoch bringt der niedrige Reifenverschleiß eine neue Variable ins Spiel: Doppelstints könnten möglich werden, und für diese kommt Porsche als Letztes in Frage. Sollte es zu Doppelstints kommen, wäre der Vorteil wieder auf Seiten Toyotas.
Bleibt noch die Frage, ob Audi in der Lage sein wird, aus dem Tal der Tränen heraus zu finden. So sehr waren die R18 e-tron quattro schon lange nicht mehr bei der Musik, doch ein Abstand ist noch vorhanden. Andre Lotterer macht die Streckencharakteristik dafür verantwortlich: "Hier gibt es nicht so viel Stop & Go und durch den Extra-Grip können wir unseren Schwung mit durch die Kurven hindurch nehmen. Wir beschleunigen hier nicht so sehr aus engen Ecken heraus, wo es auf Hybridpower ankommt." Auch Audi ist beim Reifenverschleiß sehr konkurrenzfähig und wäre beim Doppelstint-Szenario nicht zu verachten.
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