Bei Audi hat man dieser Tage eine gewichtige Entscheidung bezüglich der Technik des neuen R18 e-tron quattro gefällt. Entgegen früherer Pläne wird das Fahrzeug in der anstehenden Saison nicht mit der viel diskutierten Hybridkomponente ERS-H ausgerüstet sein. Dr. Wolfgang Ullrich, Sportchef der Ingolstädter, verriet dies unlängst in einem Gespräch mit einer texanischen Tageszeitung. Die Audi-Equipe befindet sich gegenwärtig am Circuit of the Americas in Austin, wo man das LMP1-Auto weiter auf das heurige Renngeschehen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC vorbereitet.

Das thermische Energierückgewinnungssystem, welches Auspuffabgase in Elektroenergie umwandelt, hat in dem R18-Vehikel offenbar nicht zu signifikanten Leistungsvorteilen geführt. "Wir haben einiges an Arbeit investiert, aber auf der echten Rennstrecke bringt es nicht das, was wir erwartet haben", so Ullrich gegenüber "Austin American-Statesman". Da das System nicht den gewünschten Nutzen, dafür aber ein Fragezeichen in puncto Dauerhaltbarkeit mit sich bringe, habe man von der Verwendung desselben Abstand genommen. Audi vertraut fortan einzig auf die Dienste der herkömmlichen ERS-K-Einheit.

Ebendiese ist bei dem süddeutschen Hersteller schon seit mehreren Jahren erfolgreich im Einsatz; freilich wurde für 2014 aber auch hier noch einmal verbessernd Hand angelegt. Das im Vorderwagen befindliche ERS-K sichert per Schwungradspeicher erhebliche Mengen Bewegungsenergie, die während eines Bremsvorgangs zustande kommt. Die H-Variante hingegen werkelt als E-Maschine direkt am Turbolader des V6-Dieselmotors im Heckbereich. Dort wandelt sie das Potenzial des heißen Abgasstroms in elektrische Spannkraft um, die in der Folge gleichfalls an das Schwungrad in der Front geleitet wird.

760 Kilo: Leichtgewicht R18

Da in diesem Jahr eine Vorschrift nicht mehr gültig ist, welche die Freigabe hybrider Zusatzleistung an den Vorderrädern erst ab 120 Stundenkilometern erlaubt, hatten sich die Audi-Ingenieure ein Effizienzplus durch die Nutzung beider Rückgewinnungssysteme versprochen. Womöglich gewinnt der Prototyp durch den Ausbau des ERS-H aber Spielraum im Hinblick auf die Gewichtsverteilung in seinem Inneren zurück. So ließ Ullrich nämlich auch durchblicken, dass der aktuelle R18 lediglich 760 Kilogramm wiegt. Zum Vergleich: Das Minimalgewicht liegt den Regelbüchern des ACO zufolge bei 870 Kilogramm.

Offizielle Details zur Technik des hochkomplexen Sportwagens sowie dessen Lackierung für die neue Saison wird Audi am nächsten Dienstag (25. März) im Rahmen einer aufwändigen Präsentation in Le Mans offenbaren. Wenig später, genauer gesagt am folgenden Freitag und Samstag (28. und 29. März), steht für den R18 das erste Aufeinandertreffen mit den LMP1-Kokurrenzprodukten Porsche 919 Hybrid und Toyota TS040 Hybrid auf der Agenda. Kurz vor den offiziellen WM-Probefahrten im französischen Le Castellet wähnen Beobachter der Szene den Audi-Boliden als schnellstes Fabrikat der drei großen Werksställe.