Die Zusammenarbeit mit HPD wird bei Oak Racing nicht neu aufgelegt, stattdessen hat Onroak Automotive sich weiter in Frankreich umgesehen und mit Ligier einen kompetenten wie überraschenden Partner gefunden. Der französische Autohersteller für Kleinstwagen und Quads hat eine reichhaltige Motorsport-Geschichte, die unter anderem 21 Formel-1-Jahre beinhaltet - die Zeit als "Prost GP" eingerechnet sogar deren 26. Zuletzt hatte sich Ligier auf den Bau von CN-Prototypen spezialisiert; gemeinsam mit Onroak Automotive werden nun unter der Obhut von Ex-Peugeot-Sportchef Olivier Quesnel alle drei LMP-Klassen ins Auge gefasst.

Derzeit bietet Onroak Automotive die offenen Morgan-Prototypen in der LMP2 an, die auch weiterhin zum Verkauf offeriert werden. Obwohl Oak Racing mit dem auf einem Pescarolo-Prototypen basierenden Fahrzeug den LMP2-Titel in der WEC holte, konnte bisher nur das in Hongkong beheimatete Team KCMG als Kunde gewonnen werden. Gemeinsam mit Ligier wird darüber hinaus ein neues Coupé entwickelt, das vor allem auf den amerikanischen Markt abzielt, wo die LMP2 zur Königsklasse erhoben wurde. Das neue Fahrzeug soll bereits im Januar debütieren.

Herzstück der neuen Zusammenarbeit wird das LMP1-Projekt werden, das Oak Racing bereits seit 2012 vorantreibt. Es war seitens Onroak bereits angekündigt worden, dass der Prototyp frühestens in Spa-Francorchamps debütieren werde, was Teambesitzer Jacques Nicolet in Bahrain auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com noch einmal bestätigte. Grund für die Verspätung war das Fehlen eines starken Partners - ein Problem, das jetzt gelöst sein sollte. Auch in der P1-Kategorie werden Onroak und Ligier ein Kundenprogramm anbieten. Die Frage ist nur, wie groß der Markt in Zukunft wirklich sein wird.

Noch ist nicht klar, auf welchen Namen der neue LMP1 hören wird, doch aufgrund des besseren Marktwertes wäre es nicht unwahrscheinlich, das Kind mit dem Namen "Ligier" statt "Onroak" oder "Morgan" zu versehen. Neben den beiden etablierten Klassen wird außerdem ein Fahrzeug für die neue LMP3-Kategorie, die Nachfolgeklasse der LMPC, entwickelt. Das Reglement tritt ab 2015 in Kraft, doch vor dem Bau des Fahrzeugs muss die endgültige Spezifikation der Klasse feststehen. Bis dahin wird Onroak Ligier bei der Weiterentwicklung des JS53 Evo unterstützen. Diesen hatte Oak Racing bereits bei den letzten beiden V-de-V-Rennen 2013 eingesetzt.

Die Stimmen zum Deal

Der Ligier JS2 kam 1975 in Le Mans auf den zweiten Rang, Foto: Sutton
Der Ligier JS2 kam 1975 in Le Mans auf den zweiten Rang, Foto: Sutton

Alle Beteiligten sind überglücklich über die Zusammenarbeit. "Der Zusammenschluss mit Onroak Automotive ist äußerst wichtig für mein Unternehmen, da er uns die Tür zum asiatischen Markt öffnet, wo die Zukunft liegt", sagte Guy Ligier. "Unsere Annäherung wird außerdem eine ganze Palette von Rennwagen hervorbringen. Ich habe großes Vertrauen in Jacques Nicolet, mit dem ich eine lange Freundschaft pflege, den Namen Ligier wieder an die Spitze des Langstreckensports zu bringen."

Nicolet gab das Kompliment gleich zurück: "Ich habe Guy zum ersten mal 2006 getroffen und war der erste Kunde des JS49. Seine Leidenschaft für den Motorsport hat mich sofort mitgerissen. Dieses Treffen hat zu einer langjährigen Beziehung im Zeichen dieser Leidenschaft geführt. Die Marke Ligier hatte Erfolg in der Formel 1 und stand mehrmals in Le Mans auf dem Podest - sie ist von einer wahren Magie umgeben. Sie hat als Symbol in den Herzen der Fans einen Platz und ich bin sehr stolz, dass ich nun mit diesem Namen in Verbindung stehe."

Onroak-Manager Olivier Quesnel verkündete die Geschäftsstrategie für die kommenden Jahre: "Unsere Ambition ist, eine Reihe von Modellen für den Langstreckensport zu entwickeln und Anerkennung als Benchmark in diesem Sektor zu finden. Onroak Automotive ist nun in der Position, verschiedene Typen von Prototypen zum Verkauf anzubieten: den offenen Morgan LMP2, den geschlossenen Ligier-LMP2, den Ligier-CN und das LMP1-Modell. Ich bin mir sicher, dass ihnen allen eine großartige Zukunft bevorsteht."

Für Ligier ist es nach 17 Jahren Abstinenz die Rückkehr auf die internationale Motorsportbühne. Der französische Hersteller hat eine gewisse Le-Mans-Historie: Vor dem Einstieg in die Formel 1 nahm Ligier insgesamt sechsmal an den 24 Stunden von Le Mans teil. Beim letzten Auftritt im Jahre 1975 gelang Jean-Louis Lafosse und Guy Chasseuil ein zweiter Platz im Gesamtklassement. Sämtliche Ligier-Fahrzeuge tragen die Initialen von Jo Schlesser im Namen, einem langjährigen Freund von Guy Ligier, der 1968 beim Großen Preis von Frankreich ums Leben kam.