Alles hätte perfekt werden können - wenn da nicht die letzen beiden Rennen in Portimao gewesen wären. Oder wenn ein gewisser Ben Spies nicht gewesen wäre. Oder wenn Troy Bayliss doch nicht aufgehört hätte. Aber hätte, wenn und aber gibt es im Rennsport nicht und so blieb Ducati 2009 "nur" der Hersteller-Titel in der Superbike-Weltmeisterschaft, sowie die Ränge zwei und drei in der Fahrerwertung - mit Noriyuki Haga als Vizeweltmeister und seinem Teamkollegen Michel Fabrizio auf Rang drei. Doch auch ander Piloten konnten auf der italienischen Edel-Marke etwas zum Gesamterfolg beitragen.

Den Löwenanteil der Punkte für die Hersteller-Wertung holten erwartungsgemäß die Werkspiloten Haga und Fabrizio. Das Jahr 2009 wurde aus Ducati-Sicht ein Durchmarsch. Zu keinem Zeitpunkt gab man den ersten Platz der Markenwertung aus der Hand, konnte nur bei drei Läufen im Jahr überhaupt keinen Fahrer auf dem Podest platzieren. Elf Siege, zehn zweite Plätze, vier dritte Plätze, zwei vierte Ränge und ein neunter Platz ergaben 28 erfolgreiche Läufe und eine Gesamtpunktzahl von 572. Die 1198 funktionierte also einwandfrei - auch wenn diese Dominanz sicher mit an den vielen eingesetzten Motorrädern im Feld lag.

Haga wurde mit sechs Punkten Rückstand Vizeweltmeister., Foto: Ducati
Haga wurde mit sechs Punkten Rückstand Vizeweltmeister., Foto: Ducati

Traurig war für Ducati, dass Haga am Ende den WM-Titel um sechs Punkte verlor. Man wollte nach der Saison auch nicht darüber sinnieren, wo man diese sechs Punkte denn nun verloren habe. Ob im zweiten Lauf von Monza, als Haga spektakulär aus dem Sattel flog, ob im zweiten Lauf im Donington Park, als Haga ebenfalls stürzte und sich verletzte oder aber ob im zweiten Lauf in Imola, als Teamkollege Fabrizio ihm den Sieg vor der Nase wegschnappte. Oder doch auf dem Nürburgring, als er nach einer Kollision mit Jonathan Rea stürzte? Fakt ist, dass der Japaner mit einem Zehn-Punktevorsprung zum Finale gereist war und es im ersten Lauf gewissermaßen und wörtlich selbst wegschmiss, als er stürzte. Am Ende war es ein verdienter WM-Titel und Haga blieb "nur" die Vizemeisterschaft - diese allerdings schon zum dritten Mal.

Gut gemacht hat sich auch Fabrizio über das Jahr. Dem Italiener fehlte nur noch etwas die Konstanz, um bis zum wirklich allerletzten Rennen ein Wort um die Titelvergabe mitreden zu können. Doch bei 28 Läufen sind 80 Punkte Rückstand auf den Weltmeister sind nicht allzu viel. Außerdem bekam seine Saison ebenfalls tolle Glanzpunkte. Gerade die Heimrennen in Monza und Imola dürften Fabrizio besonders geschmeckt haben. Im Mai sicherte er sich seinen ersten Superbike WM-Laufsieg überhaupt, in Imola schob er im September seine erste Poleposition und den zweiten Sieg nach. Dass er den zweiten Lauf in Portimao, den letzten des Jahres, gewann, war dann aber nicht so geplant gewesen. Eigentlich wollte er sicher Haga den Vortritt lassen, doch ging dies nicht ganz auf. Andererseits hätte Fabrizio für sich selbst die Saison nicht besser beenden können. Auch wenn sein Vertrag für 2010 da schon lange in der Tasche war. Er fährt erneut mit Haga im Werksteam.

Smrz feierte 2009 sein erstes Superbike WM-Podium., Foto: Guandalini Ducati
Smrz feierte 2009 sein erstes Superbike WM-Podium., Foto: Guandalini Ducati

Byrne, der Weltmeister der Testfahrten

Erinnert man sich einmal an die Testfahrten vor Saisonbeginn zurück, so war Shane Byrne der klare Weltmeister. Da war der Ducati-Privatier klar schneller als alle anderen - sogar schneller als Spies. Doch die Saison, die darauf folgte, war alles andere als nach Maß. Zwei Nullern zum Saisonauftakt folgten einige Läufe, in denen Byrne um den Einzug in die Top Ten kämpfte. Sein bestes Ergebnis konnte er im Wetterchaos von Misano einfahren. Dort wurde er im ersten Lauf Zweiter. Dieses Rennen sollte der einzige Besuch auf dem Superbike WM-Podest in 2009 werden. Mit vier vierten Plätzen in der Folge, verpasste Byrne dieses noch einige Male denkbar knapp. Und dennoch. Irgendwie schaffte es der Brite trotz seiner Mittelmäßigkeit ganze 192 Punkte anzuhäufen und die Saison auf dem achten Rang zu beschließen. Nächstes Jahr wird er im Althea-Team, welches von Honda zu Ducati wechselt, an der Seite von Carlos Checa erneut auf Punktejagd gehen.

Die Pechvögel: Roberts und Laconi

Mit dem Guandalini-Team startete Brendan Roberts in die Saison. Doch die dauerte bei ihm nur bis zum Rennen in Monza, als er Max Neukirchner vom Motorrad holte und sich dabei selbst verletzte. Später wurde er durch den Italiener Matteo Baiocco ersetzt. Sein Teamkollege, der Tscheche Jakub Smrz, setzte hingegen einige Glanzpunkte. Er holte sich seine erste Poleposition und in Monza mit Rang drei auch seinen ersten Podestplatz.

Im Team DFX Corse konnte 2009 keine Beständigkeit einkehren. Unter nach wie vor nicht ganz geklärten Umständen stürzte Stammfahrer Regis Laconi in der ersten Runde des ersten freien Trainings auf der Piste von Kyalami in Südafrika. Sein Sturz wurde von keiner TV-Kamera eingefangen und von keinem so richtig beobachtet. Die Folge war, dass der Franzose mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und dort ins künstliche Koma versetzt wurde. Der Ducati-Pilot brach sich den dritten und fünften Halswirbel und zog sich eine schwere Gehirnerschütterung und eine Lungenquetschung zu. Laconi hatte noch einmal Glück im Unglück, dass weder Nerven noch Mark in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Doch sein Heilungsprozess dauerte lange und er musste grundlegende Dinge des Alltages erst wieder neu erlernen. Beim Superbike WM-Lauf in Magny Cours saß er für Demorunden wieder auf dem Motorrad. Im Laufe der Saison wurde er im DFX-Team von Fonsi Nieto und Lorenzo Lanzi ersetzt. Beide konnten hin und wieder in die Punkte fahren.