Auf dem Laguna Seca Raceway muss die Superbike-Weltmeisterschaft nach vier Wochen Pause wieder ohne das mediale Zugpferd Max Biaggi auskommen. Die Königsklasse für seriennahe Maschinen sieht ein mit 22 Motorrädern für ein Überseerennen stabiles Fahrerfeld. Bei den einzigen beiden Rennen auf amerikanischem Boden wird Jonathan Rea auf seiner Kawasaki einmal mehr im Mittelpunkt stehen, schließlich konnte er in den USA, egal ob Miller Motorsports Park oder Laguna Seca Raceway, noch nie gewinnen. Die Chancen stehen aber gut, dass es sich dieses Jahr ändern wird. Seit Carlos Checas Wahnsinns-Saison 2011 hat kein Fahrer mehr die WSBK so dominiert.

Mit sagenhaften 133 Punkten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Tom Sykes kommt Rea nach Monterey in Kalifornien. Rein statistisch stehen die Chancen auf den Premierensieg 50:50, denn etwas anderes als Platz eins oder zwei kennt er dieses Jahr nicht. Die oberste Prämisse lautet jedoch: Nicht verletzen. Denn dies wäre das einzige noch denkbare Szenario, wie Rea den Titel noch verlieren könnte. Dingfest machen kann er die WM an der Ostgrenze des Pazifiks noch nicht, doch mit jedem Rennen kommt er dem Traum ein Stück näher. Selbst der Rekord von Doug Polen von 17 Saisonsiegen aus dem Jahr 1991 könnte noch wackeln - derzeit steht Rea bei deren 11.

Superstar der Saison: Jonny Rea ist der Titel kaum noch zu nehmen, doch Geduld ist angesagt, Foto: WSBK
Superstar der Saison: Jonny Rea ist der Titel kaum noch zu nehmen, doch Geduld ist angesagt, Foto: WSBK

Hauptattraktion: Kampf um Vizetitel

Nach der US-Runde stehen nur noch vier Meetings auf dem Programm, so dass in zunehmendem Maße auf den Tabellenstand geachtet werden wird. Da das Rennen um den Titel eine One Man Show ist, ist der Kampf um Tabellenplatz zwei reizvoller: Tom Sykes macht bei 242 Punkten Halt und zeigte sich in letzter Zeit zunehmend siegfähig. Wie es auf dem Laguna Seca Raceway geht, weiß er zu Genüge, schließlich konnte er auf der fordernden, 3,601 Kilometer langen Strecke seit der WSBK-Rückkehr im Jahre 2013 schon zwei Rennen gewinnen.

Aprilia-Fahrer Leon Haslam folgt Sykes mit 226 Punkten. Die vielversprechend mit einem Sieg in Australien gestartete Saison entwickelt sich jedoch immer mehr zu einer Hängepartie für die Red Devils von Aprilia. Haslam brachte erst kurz vor der vierwöchigen Pause seine Saison mit zwei Podiumsplätzen in Portimao und Misano wieder aus der Warteschleife ewiger vierter Plätze heraus. Aprilia hofft auf Hilfe durch hohe Temperaturen, bei denen die RSV4 am besten funktioniert.

Als Dritter im Bunde kämpft Chaz Davies um den Vizetitel; der Waliser macht derzeit bei 213 Zählern Halt. Noch immer trauert er den verlorenen Punkten aus Imola hinterher, doch seitdem hat er einen beeindruckenden Lauf mit einer ganzen Reihe von dritten Plätzen. Aber der Einzige, dem es in letzter Zeit gelungen ist, die Kawasaki-Dominanz zumindest ansatzweise zu durchbrechen, ist Davide Giugliano. Seit seiner Rückkehr in Imola stehen zwei gewonnene Superpoles und zwei zweite Plätze zu Buche - Zeit für den großen Wurf, sein erster WSBK-Sieg ist nur noch eine Frage der Zeit.

Zum Greifen nah: Gelingt Giugliano in Monterey der erste WSBK-Sieg?, Foto: Ducati
Zum Greifen nah: Gelingt Giugliano in Monterey der erste WSBK-Sieg?, Foto: Ducati

Gelegenheit zur Wiedergutmachung

Die vierwöchige Pause war auch für eine ganze Reihe bisher geschlagener Teams die Gelegenheit, neue Kraft für den Schlussspurt zu schöpfen: Weltmeister Sylvain Guintoli wird eine neue Schwinge an seiner Honda Fireblade testen, während das Suzuki-Lager den schon in Thailand verlorenen Faden wieder aufzunehmen versucht. Nach dem Podiumsplatz auf dem Chang Circuit geriet die Saison für Alex Lowes zur Katastrophe, Teamkollege Randy de Puniet gelang noch nicht einmal ein Top-5-Resultat in dieser Saison. Nachholbedarf ist angesagt, genau wie bei den BMW-Teams.

Alle schielen auf ein gutes Resultat, doch der eigentliche Star wird wie immer die Strecke sein: Der einst für die Superbike-Weltmeisterschaft verlängerte Kurs besticht seit je her durch die verrückte Passage von der Rahal Straight bis zur Rainey Curve mit der Corkscrew als unumstrittenen Höhepunkt. "Die ist noch steiler als es im Fernsehen aussieht!", frohlockt Lowes. Freuen dürfen sich die Fahrer auf bestes Wetter - die kalifornische Dürre wird die Piloten am gesamten Wochenende mit Sonne beglücken. Für den Renntag ist ein Temperaturanstieg bis auf 30 Grad erwartet, zuvor wird es mit maximal 24 Grad für Kalifornien eher kühl bleiben.