Dass die RSV4 ein starkes Bike sein und mit Max Biaggi darauf ein nahezu unschlagbares Paket bilden würde, ahnten viele schon vor der Saison 2012. Dass es der Superbike-Weltmeister aus 2010 aber so schwer haben sollte, ahnten wohl die Wenigsten. Schließlich sollte es für den Italiener in seiner letzten Saison mit 358 Punkten ganz knapp zum zweiten WSBK-Titel reichen. "Jetzt bin ich ganz oben und sehr glücklich darüber", freute sich der 41-Jährige nach dem letzten Rennwochenende in Magny-Cours.

Fünf Siege sollten Biaggi reichen, um sich zum zweiten Mal die Superbike-Krone aufzusetzen. Dabei punktete der Römer besonders mit seiner Konstanz: Trotz drei Ausfällen in Silverstone, Moskau und Magny-Cours behielt er die Nerven und punktete ansonsten souverän mit Plätzen unter den Top-13, wobei es Biaggi insgesamt elf Mal aufs Podest schaffte. Absolutes Saisonhighlight bildete der Doppelsieg vor den heimischen Fans in Misano. "Dieses Rennen möchte ich meinem kleinen Sohn Leon widmen. Er ist erst eineinhalb Jahr und zum ersten Mal mit an der Strecke. Es war insgesamt ein unglaubliches Wochenende. Es ist schon lange her... Nun stehe ich wieder an der Spitze, das ist sehr, sehr gut", jubelte der Aprilia Racing Team Pilot.

Und genau dort - also an der Spitze - entschied sich Biaggi im November nach vier WM-Titel in der 250ccm-Klasse, 42 GP-Siegen, dazu 21 in der Superbike und zwei WM-Titel in der WSBK, abzutreten. "Ich bin gelassen, weil es eine bewusste und keine erzwungene Entscheidung war. Meine Familie hat eine wichtige Rolle bei der Entscheidung gespielt. Ich habe erkannt, wie viele Stunden ich meinen Kindern und meinem Umfeld genommen habe. Es ist an der Zeit, ihnen jetzt diesen Raum zu geben."

Auf und ab

Für Aprilia mag Biaggi 2012 das Aushängeschild gewesen sein, aber auch sein Teamkollege Eugene Laverty zeigte ordentliche Leistungen. Nach einem etwas schwierigen Saisonbeginn durfte er am dritten Rennwochenende in Assen mit Platz drei zum ersten Mal aufs Podium krabbeln. Die Steigerung auf den zweiten Rang folgte direkt danach in Monza und beim zweiten Lauf in Portimao durfte der Nordire endlich den lang ersehnten ersten Sieg für das Aprilia Racing Team feiern.

Eugene Laverty musste 2012 hart kämpfen, Foto: Aprilia Racing
Eugene Laverty musste 2012 hart kämpfen, Foto: Aprilia Racing

"Die erste Hälfte der Saison war enttäuschend, aber von da an konnten wir einige Podiumsplatzierungen einfahren", erklärte Laverty gegen Saisonende und in der Tat schaffte es der Aprilia-Neuling in diesem Jahr sechs Mal aufs Podest. Dem entgegen standen allerdings vier Ausfälle auf Phillip Island, in Donington, Misano und Moskau. "Etwa zur Hälfte wurden die Spitzenfahrer ein bisschen langsamer, also konnte ich zu dieser Gruppe aufschließen, bis mich der fehlende Grip plötzlich aus dem Spiel warf, nur zwei Kurven vor dem Ziel", beschwerte er sich auf dem neuen Moscow Raceway.

Dafür fuhr der 26-Jährige schon am darauffolgenden Rennwochenende auf dem Nürburgring sein bestes Ergebnis ein. Mit zwei zweiten Plätzen sammelte Laverty fleißig Punkte, die besonders der Herstellerwertung zu Gute kamen: Aprilia durfte am Ende einer hart umkämpften Saison nämlich auch den Konstrukteurstitel mit nach Hause nehmen. Laverty beendete sein Jahr voller Höhen und Tiefen schließlich auf Gesamtrang sechs. Auch 2013 bleibt Laverty dem Aprilia Werksteam treu.

Sieg eines Rookies

Auch ParkinGO MTC Racing schickte mit Chaz Davies eine Aprilia in die Superbike-Rennen. Der Rookie resümierte bei Motorsport-Magazin.com: "Am Anfang waren wir ziemlich weit unten, also der erste Teil der Saison war ziemlich schwierig, viele neue Dinge, viel zu lernen... Als ich das erste Mal Superbike gefahren bin, habe ich mich verletzt, also ich habe mein Handgelenk auf Philipp Island gebrochen. Der Start war an sich nicht gut. Dann hatten wir eine Menge Pech. Nach und nach hat sich aber alles etwas verbessert, ich fühlte mich auf dem Bike immer besser, das Team ist sehr gut und wir haben uns weiter verbessert. Es hat sich von sehr weit unten zu Beginn der Saison immer weiter gesteigert."

All das spiegelten auch Davies' Ergebnisse wieder. Erst am fünften Rennwochenende in Donington schaffte es der Brite zum ersten Mal unter die Top-10. Trotz eines weiteren Ausfalls konnte er sich ab diesem Punkt enorm steigern und stand in Aragon sogar zum ersten Mal auf dem Podium. In Moskau und im ersten Lauf auf dem Nürburgring folgten zwei weitere dritte Ränge. Seinen Saisonhöhepunkt erlebte Davies ebenso auf der deutschen Strecke, denn im zweiten Rennen gewann der ParkinGO-Pilot sein erstes Rennen in der World Superbike.

"Das ist ein tolles Gefühl und ich hatte wirklich nicht erwartet, dass ich im ersten Jahr hier gewinnen kann! Sicherlich hatte ich schon mit ein paar Podestplätzen gerechnet, aber nicht mit einem Sieg", strahlte Davies, der sein Rookie-Jahr am Ende auf dem neunten Rang beenden konnte. In Deutschland unterschrieb er zudem einen Vertrag für 2013 bei BMW. An der Seite von Marco Melandri sollte der aufmerksame Superbike-Fan den 25-Jährigen in seiner zweiten WSBK-Saison also definitiv im Auge behalten.