Erstmals führt BMW die Herstellerwertung der FIM Superbike-Weltmeisterschaft an – und erstmals gewann BMW beide Rennen einer WM-Runde. Werksfahrer Marco Melandri fuhr mit seiner BMW S 1000 RR in beiden Läufen zum Sieg. Auch für ihn war es das erste Mal, dass er an einem Tag zweimal auf die oberste Stufe des Treppchens stieg. In dieser Saison hat Melandri bereits fünf Mal gewonnen, so oft wie kein anderer Fahrer in der Meisterschaft. Sein Teamkollege Leon Haslam beendete beide Rennen auf dem siebten Platz.

 

Rennen eins wurde unter schwierigen Bedingungen gestartet. Nachdem es in der Nacht und am Vormittag geregnet hatte, lockerte die Bewölkung eine Stunde vor dem Start auf. Zu Beginn des Rennens war die Strecke teils nass und teils trocken. Damit wurde die Reifenwahl zu einer kniffeligen Aufgabe. Melandri und Haslam setzten beide auf Trockenreifen. Beim Start verbesserte sich Melandri von Platz fünf auf Rang zwei, Haslam von sieben auf sechs. Doch nach der ersten Runde fanden sich die beiden auf den Rängen acht und neun wieder. Auf ihren mit Slicks bereiften RRs hatten sie mit den tückischen Bedingungen zu kämpfen. Zur Halbzeit des Rennens war Haslam Siebter und Melandri Achter. Während Haslam weiter Schwierigkeiten mit der Haftung hatte und um Platz sieben kämpfte, gelang Melandri eine beeindruckende Aufholjagd. Mit jeder Runde machte er Positionen gut. Drei Runden vor dem Ziel war er bereits Dritter und machte Druck auf das Führungsduo Tom Sykes und Jonathan Rea. In der vorletzten Runde setzte sich Melandri an die Spitze und fuhr sich einen kleinen Vorsprung von einer Sekunde heraus. Damit überquerte er die Ziellinie als Sieger.

 

Im zweiten Lauf waren die Bedingungen trocken und stabil. Haslam katapultierte sich am Start von Platz sieben auf Rang drei. In der zweiten Runde verbesserte er sich auf Rang zwei, direkt vor Melandri. Beide mischten im engen Kampf der Spitzengruppe mit. Haslam geriet neben die Strecke und rutschte zurück auf Rang sechs, während Melandri Rang zwei übernahm. Nun begann seine Aufholjagd auf den Führenden Sykes. Er verringerte den Rückstand mit jeder Runde und setzte sich in der 14. Runde erstmals kurz an die Spitze, nur um gleich wieder hinter Sykes zurückzufallen. Bis zum Ende des Rennens lieferten sich die beiden nun ein packendes Duell, und die Führung wechselte mehrfach. Zu Beginn der letzten Runde setzte sich Melandri wieder an die Spitze, und er verteidigte den Sieg bis ins Ziel. Haslam lag auf dem fünften Rang, doch in der letzten Runde geriet er kurz in den Leerlauf und fiel zurück auf Platz sieben.

"Zu Beginn waren die Bedingungen sehr tückisch, da es nass war. Wir sind mit Slicks gefahren und haben einfach nur versucht, nicht allzu viele Positionen zu verlieren. Doch in den ersten Runden hatte ich große Schwierigkeiten. Bei meinen Versuchen, weiter nach vorn zu kommen, habe ich zweimal einen Fehler gemacht, weil ich mich noch nicht wohl gefühlt habe. Als ich sah, dass ich Achter bin, habe ich mir gesagt, dass ich Ruhe bewahren und meinen Rhythmus beibehalten muss, um die Führenden einzuholen. Es war nicht einfach, sie zu überholen. Als ich dann eine Runde vor Schluss die Führung übernommen hatte, wusste ich, dass ich einfach weiter Gas geben muss. Ich wusste, dass ich schneller bin als die anderen", sagte ein überwältigter Melandri, der mit der Reifenwahl zufrieden war: "Die Reifen haben heute sehr gut funktioniert, und ich konnte meinen Rückstand gering halten. Jedes Mal, wenn ich versucht habe, an Tom vorbeizugehen, hat er so stark gebremst, dass es fast unmöglich war, ihn zu überholen. Als es mir endlich gelungen ist, habe ich einen Fehler gemacht, und Tom ging wieder vorbei. Es war wirklich schwierig, ihn erneut einzuholen." Er habe nicht damit gerechnet in Brünn zu gewinnen, so der Italiener.

Auch BMW Motorrad-Motorsport Direktor Bernhard Gobmeier war erfreut: "Es war ein fantastischer Rennsonntag. Zunächst sah es so aus, als könnte es wieder ein Wetter- und Reifenpoker werden. Doch wir haben uns dieses Mal auf unser Bauchgefühl verlassen und beide Fahrer mit den richtigen Reifen losgeschickt. Marcos Rennen waren fantastisch. Im ersten Lauf hat er sich bravourös von Platz acht wieder nach vorn gekämpft, auch im zweiten Lauf hat er sein und das Potenzial des Bikes eindrucksvoll unter Beweis gestellt." Gobmeier gratulierte auch Melandris Teamkollegen Haslam.

Haslam kämpft mit Grip und Chattering

"Zu Beginn des ersten Rennens waren die Bedingungen tückisch, doch das war für alle dasselbe. Aber wir hatten große Schwierigkeiten. Ich hatte wirklich mit mangelnden Grip zu kämpfen, und nach fünf Runden bekam ich Chattering. Gegen Ende des Rennens habe ich meinen Fahrstil etwas geändert und konnte mir den siebten Platz von Michel Fabrizio zurückholen. Aber es war schwierig", sagte Haslam und fügte hinzu: "Im zweiten Rennen hat sich das Bike gut angefühlt. Als Marco und ich kämpften, geriet ich auf die Wiese und habe einige Positionen verloren. Aber ich war mit dem Motorrad sehr zufrieden, und eigentlich hätten wir Eugene Laverty geschlagen. Doch in der letzten Runde geriet ich versehentlich in den Leerlauf und fiel um zwei Plätze zurück. Die Hauptsache ist, dass ich in diesem Rennen ein wesentlich besseres Gefühl hatte. Nun freuen wir uns auf Silverstone, eine Strecke, auf der es immer schon gut für mich lief."

 

In der Fahrerwertung der Weltmeisterschaft verringerte Melandri als Zweiter seinen Rückstand auf Spitzenreiter Max Biaggi auf 21 Punkte. Der Italiener hat nun 250,5 Zähler auf seinem Konto. Haslam ist Sechster mit 160 Punkten. In der Herstellerwertung hat BMW mit 292 Punkten die Führung übernommen, zwei Zähler vor Aprilia. Michel Fabrizio vom BMW Motorrad Italia GoldBet SBK Team belegte heute die Plätze acht und zehn, sein Teamkollege Ayrton Badovini musste in beiden Rennen vorzeitig die Box ansteuern.