In einer Telefonkonferenz mit John Gardner, dem Medien-Manager des Miller Motorsport Parks verriet Max Biaggi: "Ich bin sehr stolz auf mich. Aber es gibt noch viel mehr Leute, die dabei geholfen haben, das zu verwirklichen. Ich bin nicht mehr der Jüngste und denke jetzt mehr über alles nach, was ich mache. Ich kann aber auch den Moment mehr genießen. Deshalb begeistert mich die Superbike so sehr." Stolz kann er nach zehn Siegen und dem Titel in der Superbike 2010 auf seiner Aprilia RSV4 1000F zu Recht sein.

Max Biaggi fühlt sich in der Superbike wohler als in der MotoGP, Foto: Aprilia
Max Biaggi fühlt sich in der Superbike wohler als in der MotoGP, Foto: Aprilia

Beim Aprilia Alitalia Racing Team fühlt sich der Italiener wohl und wirkt generell in der Superbike glücklicher. "Als ich von der MotoGP zur Superbike kam, habe ich Elan bemerkt, den ich zuvor vermisst hatte. In der Superbike handelt es sich um pures Rennen. Wenn du morgens aufwachst willst du nur auf die Strecke, kämpfen und dabei Spaß haben. Spaß zu haben ist in der Superbike nicht so schwierig im Vergleich zur MotoGP, denn dort ist alles festgelegt: welches Team an der Spitze konkurrenzfähig sein kann und wer niemals dahin kommt. In der Superbike ist es so, dass du selbst wenn du in der zweiten oder dritten Reihe stehst, noch mit den Top-Leuten mithalten kannst. Da geht es ums Gefühl, du kannst immer um den Sieg kämpfen. Es hängt mehr von dir ab als von deinem Gesamtpaket", erklärte er.

An einem Rennwochenende ist der 39-Jährige sehr konzentriert, versucht stets etwas zu verbessern. Wenn es sein muss auch über Nacht. Biaggi plauderte: "Bevor ich schlafen gehe, schaue ich immer noch einmal die Telemetrie-Details und die Pläne mit den Zeiten der einzelnen Sektoren an, um zu sehen, wo ich noch besser sein kann. Ich konzentriere mich immer extrem auf die Details, bin dann natürlich auch ein ganz anderer Mensch als zu Hause."

Zukunft im Rennsport?

Nun hat der Römer für zwei weitere Jahre bei Aprilia unterschrieben. "Wir sind alle sehr glücklich darüber", kommentierte er. Der Titel sei für ihn eine zusätzliche Motivation. Dennoch hatte er anfangs Zweifel: "Als sie mir den Vertrag angeboten hatten, habe ich einige Zeit zum Nachdenken verlangt. Ich bin zum fünften Mal Weltmeister, aber es ist nie genug. Auf der anderen Seite habe ich eine Familie, meine Tochter ist nun ein Jahr alt und in einigen Wochen werde ich zum zweiten Mal Vater." Dennoch ist Biaggis Hunger nach Siegen noch lange nicht gestillt und momentan will er nicht über eine Alternative zum Motorradrennen nachdenken.

"Ich wusste nicht, ob es richtig ist, weiterzumachen, denn meine Gedanken sind dann meist die den Motorrädern und weniger bei meiner Familie. Ich wollte die Zustimmung meiner Freundin, sie sagte es ist in Ordnung und ich war natürlich sehr glücklich, der Aprilia-Zentrale zu sagen, dass ich weitermache", freute sich Biaggi. Dennoch verschwendet er einige Gedanken an die Zukunft ohne Rennsport und will in zwei Jahren vielleicht bei Aprilia weiterarbeiten.

2011 will der Aprilia-Pilot da weitermachen, wo er aufgehört hat. "Aber es wird schwierig. Marco Melandri kommt aus der MotoGP und das ist ein Typ, der aufs Motorrad steigt und gewinnt. Auch die anderen Teams werden schon zu Beginn der Saison sehr, sehr stark sein. Ich werde versuchen, keine Fehler zu machen", nimmt sich Biaggi vor. Seine stärksten Konkurrenten sieht er in Melandri, Carlos Checa, Jonathan Rea und Leon Haslam.

Rossi wird es auf Ducati schaffen

Gegen seinen größten Rivalen der Vergangenheit wird der Italiener nicht mehr antreten. Dennoch hat er natürlich ein Auge auf Valentino Rossi und Ducati. "Es war erstmal eine schwache Entscheidung von Ducati, sich aus der Superbike zurückzuziehen. Diese Klasse hat sie berühmt gemacht, zuvor waren sie nichts. Sie müssten so viel an die SBK zurückgeben. Aber wir können nicht für andere entscheiden, nur die Tatsachen sehen", urteilte Biaggi.

Der direkte Kampf gegen Valentino Rossi scheint der Vergangenheit anzugehören, Foto: xpb.cc
Der direkte Kampf gegen Valentino Rossi scheint der Vergangenheit anzugehören, Foto: xpb.cc

Auch der Superbikemeister ist sich sicher, dass Rossi mit dem Wechsel zu Ducati die richtige Entscheidung getroffen hat: "Er musste von Yamaha weggehen, denn da ist jetzt Jorge Lorenzo der Weltmeister. Er dachte darüber nach aufzuhören oder eine andere Herausforderung, eine andere Lösung zu finden. Ich denke, Ducati ist gut für ihn. Es wird allerdings schwer, denn Ducati war schon mit Casey Stoner Weltmeister und Rossi wäre dann nur der zweite Champion, wenn er im nächsten Jahr Weltmeister wird. Aber ich denke, er wird das schon machen. Ich weiß nicht wann, aber ich weiß, dass er es schaffen wird." Beste Freunde werden die beiden Italiener wahrscheinlich trotzdem nie. Biaggi erklärte: "Wir respektieren einander. Wir sind zwei gute Sportler in unserem Land. Um ehrlich zu sein, denke ich eigentlich nur daran, wie ich besser werden kann. Ihm wird es genauso gehen. Jeder lebt sein eigenes Leben."