Nach dem ersten Gesamtsieg von Porsche in der American Le Mans Series durch Timo Bernhard (Dittweiler) und Romain Dumas (Frankreich) auf dem Mid-Ohio Sports Car Course wartet auf die Porsche RS Spyder die nächste Herausforderung: In Lime Rock, zweieinhalb Autostunden von New York City entfernt, starten sie am Samstag zum vierten Lauf dieser Rennserie mit den schnellsten Sportprototypen der Welt.

Auf der 2,480 Kilometer langen Strecke im US-Bundesstaat Connecticut fahren die Sieger von Mid-Ohio den RS Spyder mit der Startnummer 7. Das Cockpit des Schwesterautos mit der Startnummer 6 teilen sich Sascha Maassen (Belgien) und Lucas Luhr (Monaco), die mit ihrem zweiten Platz den Doppelsieg von Porsche perfekt machten.

In Lime Rock darf aus Rücksicht auf die Nachbarn vor einem Rennen nicht getestet werden. Der RS Spyder ist deshalb noch nie auf dieser Strecke gefahren. Das Team hat also nicht viel Zeit, um die Autos auf die vielen Bodenwellen und Asphaltwechsel des winkligen Kurses einzustellen. Die acht Kurven sind teilweise mit Betonplatten gepflastert und weisen keine größeren Auslaufzonen auf. Eine Stunde Training und 20 Minuten Qualifying – das muss für eine möglichst optimale Abstimmung des in Weissach entwickelten und von Penske Motorsports in der American Le Mans Series eingesetzten Sportprototypen reichen.

"Für jedes Verhalten, das ein Auto auf der Rennstrecke zeigt, gibt es eine technische Lösung", ist Porsche-Motorsportchef Hartmut Kristen trotz des Zeitdrucks zuversichtlich. "Man muss sie nur schnell genug finden und im Rennen umsetzen können."

Am nötigen Einsatz des ganzen Teams wird es auch in Lime Rock mit Sicherheit nicht fehlen. Nach dem Doppelsieg der RS Spyder in Mid-Ohio nimmt die Mannschaft die restlichen Saisonrennen noch motivierter und engagierter in Angriff. Es war ein historischer Erfolg und ein Novum in der Geschichte der American Le Mans Series: Erstmals war es zwei Sportprototypen der Klasse LMP2 gelungen, nicht nur die Konkurrenten ihrer Klasse, sondern auch die leistungsstärkeren LMP1-Boliden, die etwa 150 PS mehr unter der Motorhaube haben, hinter sich zu lassen. Damit stellte Porsche die Kräfteverhältnisse in dieser Serie, in der sich Sportprototypen und Sportwagen vieler namhafter Automobilhersteller in vier Klassen spannende Rennen liefern, auf den Kopf.

Dass die Performance des RS Spyder gut ist, hatte sich mit schnellen Rundenzeiten schon in den ersten Saisonrennen angedeutet. Der Doppelsieg von Mid-Ohio war aber, so Hartmut Kristen, "die Bestätigung dafür, dass das, was wir uns gemeinsam erarbeitet haben, auch über eine Renndistanz funktioniert." Seine Saisonziele muss Porsche nach seinem ersten Gesamtsieg in der American Le Mans Series gleichwohl nicht revidieren: "Wir wollen in der LMP2-Klasse die Besten sein und unseren Kundenteams für 2007 ein Siegerauto übergeben. Das ist und bleibt unser Anspruch."

Für Timo Bernhard und Romain Dumas war Lime Rock übrigens schon im Vorjahr ein gutes Pflaster: Mit dem Porsche 911 GT3 RSR gewannen sie die Klasse GT2 für leicht modifizierte seriennahe Sportwagen mit bis zu 500 PS und einem Mindestgewicht von 1125 Kilogramm. Gute Aussichten auf den Sieg in dieser Klasse haben diesmal nicht nur Tabellenführer Johannes van Overbeek (USA) und Wolf Henzler (Nürtingen), im Porsche 911 GT3 RSR von Flying Lizard Motorsports Klassenbeste in Mid-Ohio. Auch ihre Markenkollegen Mike Rockenfeller (Monaco) und Klaus Graf (Dorhan), die für Alex Job Racing startenden Sieger von Houston, sowie Jörg Bergmeister (Langenfeld) und Patrick Long (USA) von Petersen Motorsports/White Lightning Racing rechnen sich beste Chancen aus.