Der russische Kartpilot Artem Severiukhin sorgte bei der Siegerehrung bei der ersten Station der europäischen Kartmeisterschaft für einen handfesten Skandal. Der 15-Jährige machte nach seinem Sieg beim Auftakt des Championats in Portimao eine bedenkliche Geste in Richtung der Zuschauer.

Der Vorfall ereignete auf dem Podium während dem Abspielen der Hymne. Nachdem er sich zweimal auf die Brust klopfte, deutete Severiukhin mit einer Handbewegung in Richtung Publikum, die stark an einen Nazigruß erinnert. Anschließend brach er in Gelächter aus. Der Vorfall ist vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine besonders problematisch.

FIA-Statement: Inakzeptables Verhalten

Auf Social Media sorgte die Aktion am Sonntag nach dem Rennen für viel Aufsehen. Der Automobil-Weltverband, der für die Veranstaltung der europäischen Kartmeisterschaft zuständig ist, kündigte infolgedessen am Montagnachmittag eine Untersuchung gegen Severiukhin an. Die FIA ließ in ihrer Aussendung allerdings kaum einen Zweifel darüber aufkommen, dass sie das Verhalten des Nachwuchsfahrers ablehnt.

In dem Statement des Weltverbandes heißt es: "Die FIA bestätigt, dass sie eine umgehende Untersuchung zu dem inakzeptablen Verhalten von Mr. Artem Severiukhin, das sich während der Podiumszeremonie der OK-Kategorie bei der ersten Runde der FIA-Kart-Europmeisterschaft 2022 auf dem Kartodromo Internacional do Algarve in Portugal zugetragen hat, gestartet hat."

Weiter heißt es: "Die FIA wird in Kürze über das weitere Vorgehen in diesem Fall informieren". Die FIA hatte kurz nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine Vorgaben für russische Sportler erlassen. Sie dürfen nur an internationalen Events teilnehmen, wenn sie eine Erklärung unterschreiben, in welcher sie die FIA-Linie mittragen und die Aggression Moskaus in der Ukraine verurteilen.

Severiukhin umging diese Regelung bei dem Kartevent, indem er unter italienischer Flagge startete. Zuvor hatte er das Rennevent in der OK-Klasse nach einer dominanten Vorstellung für sich entscheiden können. Inzwischen entfernte der Automobil-Weltverband die gesamte Aufzeichnung des Livestreams aus ihrem YouTube-Account sowie die Rennberichte der Kart-Veranstaltung von der dementsprechenden Website.

Kart-Fahrer äußert sich: Bin schuldig und dumm

Einen Tag nach dem Vorfall wurde auf der Social-Media-Plattform Telegram ein erstes Statement des beschuldigten Piloten veröffentlicht. Darin entschuldigte er sich, bestritt aber, die Geste mit einem radikalen Hintergedanken geäußert zu haben.

Darin heißt es: "Während ich auf dem Podium stand, machte ich eine Geste die von vielen als Nazi-Gruß aufgefasst wurde. Das war nicht der Fall. Ich habe niemals Naziismus unterstützt und ich sehe es als eines der abscheulichsten Verbrechen der Menschheit an." Severiukhin gab an, dass er sich nicht erklären könne warum er in seinem Jubel diese Bewegung gemacht hätte, er zeigte sich aber einsichtig: "Ich weiß, dass ich schuldig und dumm bin und bin bereit, die Konsequenzen zu tragen."

Team suspendiert Severiukhin

Das schwedische Team Ward Racing, für das Severiukhin an den Start ging, ergriff umgehend Maßnahmen und entließ den Piloten aus dem Team. In einer Aussendung schrieb der Rennstall: "Ward Racing ist zutiefst beschämt über das Verhalten des Fahrers und verurteilt es auf das schärfste." Außerdem wurde betont, dass die Entgleisung des Russen individueller Natur war, und er aus Eigenantrieb gehandelt habe. "Ward Racing möchte sich bei allen entschuldigen, die durch den Vorfall verletzt oder beunruhigt wurden", heißt es in dem Statement.

Update: Italienischer Verband entzieht Lizenz

Am Dienstag reagierte auch der italienische Motorsport-Verband ACI, unter dessen Rennlizenz Severiukhin antrat. Der Verband entzog dem russischen Kartfahrer dessen Lizenz. Das war das Resultat einer außerordentlichen Sitzung des italienischen Sportrates. In der Veröffentlichung heißt es: "Der Rat hat beschlossen, die Lizenz von Severiukhin mit sofortiger Wirkung zu entziehen und ihn an die Sportgerichtsbarkeit zu verweisen."

"Severiukhin hat mit seinem rücksichtslosen Verhalten nicht nur universelle Werte missachtet, die seit jeher Sport inspirieren, sondern auch Werte der Menschlichkeit, Würde und des zivilen Zusammenlebens." Damit darf der Nachwuchs-Rennfahreer nicht mehr an Rennveranstaltungen teilnehmen. Eine Entscheidung der FIA steht allerdings nach wie vor aus.