Hat der von Russland geführte Krieg gegen die Ukraine auch Auswirkungen auf den Rennbetrieb am Nürburgring?

Drei Tage vor dem geplanten Start der neuen Rennsaison auf dem Nürburgring mit dem ersten NLS-Lauf, der 67. ADAC Westfalenfahrt am 26. März 2022, gibt es womöglich eine noch viel wichtigere Veranstaltung.

Nicht nur Rennteams, Piloten, Verantwortliche, Geschäftsleute, Übernachtungs-, Gastronomie-, Dienstleistungsbetriebe und vor allem auch tausende Fans und Liebhaber des weltberühmten Eifelkurses stellen sich besorgt die Frage, welche Auswirkungen das katastrophale Kriegsgeschehen auch auf den Nürburgring haben könnte.

Fakt ist nämlich, dass der milliardenschwere russische Miteigentümer Viktor Charitonin laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur in den Blick der rheinland-pfälzischen Landespolitik geraten ist.

Foto: Porsche
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Nürburgring-Besitzer Thema im Mainzer Landtag

Demnach will die CDU-Opposition im Mainzer Landtag am 23. März 2022 - also drei Tage vor dem ersten NLS-Lauf - im Innenausschuss die Landesregierung unter anderem zum Thema Nürburgring - Abhängigkeit von Liegenschaften in Rheinland-Pfalz von russischen Investitionen - befragen.

So möchte die CDU-Fraktion nach eigenen Angaben erfahren, welche Auswirkungen Moskaus Invasion in der Ukraine auf die wirtschaftliche Situation des Nürburgrings haben könnte.

Die vor 95 Jahren in Betrieb genommene Eifel-Rennstrecke in einst staatlicher Hand war 2012 insolvent gegangen. Das löste ein politisches Erbeben in der rheinland-pfälzischen Politik aus. Erst vier Jahre später (2016) fand sich ein russischer Investor, der nicht von allen Beteiligten als möglicher Retter gefeiert wurde.

Foto: 24h-Rennen
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Wem der Nürburgring gehört

Laut Alexander Gerhard, Leiter Kommunikation der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG, gehört die multifunktionale Event- und Businesslocation zu 99 Prozent einer Nürburgring (NR) Holding AG, die seit 2014 über ihre Besitzgesellschaften Mehrheitsgesellschafterin des Nürburgrings ist - allen voran dem russischen Pharmaunternehmer Viktor Charitonin.

Das übrige Prozent hält nach Informationen von Motorsport-Magazin.com das in Meuspath am Ring ansässige Unternehmen GetSpeed Performance GmbH & Co. KG, das im vergangenen Jahr in der DTM einen Mercedes-AMG GT3 mit dem Inder Arjun Maini eingesetzt hat.

Foto: ADAC GT Masters
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Nürburgring: Wirtschaftsmotor einer ganzen Region

Das uneingeschränkte Bekenntnis zur Location und zum Standort in der Eifel sowie die getätigten Investitionen in Infrastruktur und Rennstrecke (in den letzten sieben Jahren mehr als 12,5 Millionen Euro, d. Red.) haben den Nürburgring, der 2012 noch unter der Insolvenz der einstigen Betreibergesellschaft litt, "zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Standort" gemacht, betont Gerhard.

Heute sei der Nürburgring mit 350 festen Mitarbeitern und über 1.100 Aushilfen in Betreibergesellschaft, Nürburgring Hotels und Ferienpark sowie weiteren Dienstleistungsgesellschaften ein starker Arbeitgeber in der Region.

"Die NR Holding hat es sich seit Beginn zur Aufgabe gemacht, diesen einzigartigen Ort weiterzuentwickeln. In den vergangenen Jahren (seit 2014, d. Red.) wurden enorme Anstrengungen unternommen, den Wirtschaftsmotor einer ganzen Region erfolgreich in die Zukunft zu führen", erklärte Gerhard. "Diese Bestrebungen werden unverändert fortgeführt, im Sinne des Standorts und im Sinne der Region. Die Nürburgring-Gesellschaften bekräftigen zudem uneingeschränkt, Menschen aus der ganzen Welt an diesem einzigartigen Ort zusammenzubringen - fernab von Herkunft, Hautfarbe, Vorlieben oder Religion."

Auch Russen und Ukrainer kämen zum Nürburgring, dem Lebensmittelpunkt und Arbeitsgrundlage für die in der Region ansässige Automobil- und Zuliefererindustrie sowie für nahezu alle regionalen Tourismus-, Übernachtungs-, Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe.

Foto: Porsche
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Nürburgring seit 2016 in russischer Hand

Rückblick: Seit 2016 ist der legendäre Nürburgring endgültig in russischer Hand. Der Kaufpreis sei viel schneller als erwartet bezahlt und der Kaufvertrag vollzogen worden, teilten die zufriedenen Insolvenzverwalter seinerzeit mit. 77 Millionen sind inzwischen überwiesen worden. Ein Rücktrittsrecht vom Kaufvertrag bestünde nicht mehr. Damit sei der Verkauf des Nürburgrings so gut wie abgeschlossen, hieß es weiter. Für die Zukunft bestehe jetzt für alle Vertragsparteien Rechts- und Planungssicherheit.

Obwohl oder auch weil die Formel 1 nicht mehr in der Eifel gastiert, schreibt der Ring seit 2015 angeblich schwarze Zahlen. Ob das auch zukünftig der Fall ist, hängt auch von der Bundesregierung ab, die Russlands Staatschef Waldimir Putin mit aller Gewalt und harten Sanktionen in die Knie zwingen will. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich nun die rheinland-pfälzische Landespolitik mit der Personalie Viktor Charitonin. Mögliche Konsequenzen der Tagung am 23. März 2022 werden mit Spannung erwartet.