Nico, beim Formel BMW Talent Cup-Finale 2013 in Oschersleben hattest du bis zuletzt Chancen auf den Gewinn der Meisterschaft. Dann kam es aber anders...
Nico Menzel: Ja, leider. Mit Platz vier im ersten Rennen war ich relativ zufrieden und das zweite Rennen konnte ich gewinnen. Da habe ich Robin Hansson, den späteren Meister, in der letzten Runde überholt. Im letzten Lauf musste ich Robin überholen, um den Gesamtsieg zu holen. Leider endete mein Überholmanöver im Reifenstapel. Das war natürlich ziemlich unglücklich, aber: Wenn du nichts riskierst, kannst du auch nichts gewinnen. Das war schon schade, weil ich den besseren Speed hatte. Trotzdem ziehe ich ein positives Fazit unter mein erstes Jahr im Formelsport, weil ich unheimlich viel gelernt habe.

Also hält sich die Enttäuschung über die verlorene Meisterschaft in Grenzen?
Nico Menzel: Es nützt ja sowieso nichts, ich muss einfach nach vorn schauen. Dem Preisgeld trauere ich allerdings nach, das wäre für meine weitere Karriere sehr wichtig gewesen.

Nico beim Finale in Oschersleben, Foto: BMW
Nico beim Finale in Oschersleben, Foto: BMW

Zuletzt hast du einen Formel ADAC-Boliden getestet. Wie fühlte sich das an im Vergleich zum Formel BMW?
Nico Menzel: Ja, ich habe ein paar Tage getestet und dabei die Unterschiede zwischen den beiden Formelautos kennengelernt. Es dauerte schon eine kleine Weile, bis ich mich an den Formel ADAC gewöhnt hatte. Es ist schwierig, direkte Unterschiede zu erklären, man muss sich bei jedem Fahrzeugwechsel umstellen und anpassen. Das Lenkverhalten ist bei beiden Autos verschieden, damit musste ich mich erst einmal vertraut machen und entsprechend anders fahren. Ich hoffe, dass wir dieses Jahr das nötige Budget für die Teilnahme im ADAC Formel Masters zusammenbekommen.

Du bist jetzt 16 Jahre jung. Ist dir eigentlich schon bewusst, wie viel es kostet, Motorsport zu betreiben?
Nico Menzel: Ja, das ist mir sehr bewusst. Wenn man ein bisschen rechnet, wird einem schnell klar, wie groß der finanzielle Aufwand dahinter ist. Die Summen sind schon fast unglaublich, das darf man eigentlich niemandem erzählen. Ohne Sponsoren wäre das alles gar nicht möglich.

Dein Vater Christian ist selbst seit vielen Jahren erfolgreich im Rennsport unterwegs. Glaubst du, dass du Dinge, wie Finanzielles, deshalb realistischer einschätzen kannst als andere Nachwuchstalente in deinem Alter?
Nico Menzel: Schwer zu sagen, ich weiß ja nicht, was andere denken. Ich habe aber schon den Vorteil, dass ich von Kindesbeinen an überall dabei war und den Motorsport durch meinen Vater sehr intensiv miterlebt habe. Dadurch habe ich vielleicht einen kleinen Vorteil im Vergleich zu 'Quereinsteigern'.

Dein Vater begann seine Karriere ebenfalls im Formelsport, bevor er später zu den Tourenwagen und Cup-Autos wechselte. Wäre das für dich auch eine Alternative zum Formelauto?
Nico Menzel: Ja, auf jeden Fall. Zunächst einmal bleibe ich aber bei den Formelautos und schaue, wie sich das entwickelt. Ich mache mir allerdings keine Illusionen und sage: Entweder Formel 1 oder gar nichts. Alles, was ich im Formelsport lerne, könnte ich in gewissem Maße ja auch einmal im Tourenwagen anwenden.

Aktuell läuft es gut bei dir, du wurdest in den Förderkader der ADAC Stiftung Sport aufgenommen. Wie wichtig ist das für deinen weiteren Weg im Motorsport?
Nico Menzel: Das ist eine tolle Sache! In der Stiftung geht es ja nicht nur um Fördergelder, sondern um das Komplettpaket inklusive Fitness-Tests und Programmen, die die persönliche Entwicklung fördern. Ich bin stolz, dass ich in den Förderkader der ADAC Stiftung Sport aufgenommen worden bin und ehemalige Förderkandidaten wie Timo Glock zeigen ja, was dabei herauskommen kann.

Nico will 2014 im ADAC Formel Masters starten, Foto: XPB
Nico will 2014 im ADAC Formel Masters starten, Foto: XPB

Für dein Alter wirkst du schon sehr erwachsen. Hat das etwas damit zu tun, dass du als junger Motorsportler häufig auf dich allein gestellt bist?
Nico Menzel: In der vergangenen Saison habe ich mich nicht nur fahrerisch weiterentwickelt. Da ich einige Male allein gereist und geflogen bin, habe ich einfach lernen müssen, mich selbst du organisieren. Ich weiß nicht, ob ich dadurch erwachsener geworden bin, sicherlich aber erfahrener - und das kann ja grundsätzlich nicht schaden.

Ist es dir lieber, deinen eigenen Weg zu gehen statt ständig deinen Vater an deiner Seite zu haben?
Nico Menzel: Ich würde ihm niemals sagen, dass er nicht mit zu den Rennen kommen darf - auf keinen Fall! Mein Vater ist sehr vernünftig im Umgang mit mir an der Rennstrecke. Er würde etwa nie den Ingenieuren reinquatschen, die gerade an meinem Auto schrauben. Das macht er wirklich super und ich nehme ihn mir da gern zum Vorbild.

Nico mit Vater Christian, Foto: Christian Menzel
Nico mit Vater Christian, Foto: Christian Menzel

Wie läuft das eigentlich ab im Hause Menzel - Rennsport ohne Ende?
Nico Menzel: Nein, es ist nicht so, dass wir jeden Tag über Motorsport sprechen. Wir haben zum Glück genügend andere Gesprächsthemen. Natürlich hole ich mir Tipps bei meinem Vater und lerne viele Dinge, aber ich möchte ja auch meinen eigenen Weg finden. Ich denke, dass wir da einen guten Mix gefunden haben.

Gab es einen Tipp von Christian, über den du besonders dankbar bist?
Nico Menzel: Von ihm habe ich gelernt, nicht zu hektisch an neue Dinge heranzugehen. Lieber solide anfangen und dann darauf aufbauen - diese Einstellung hat mir bislang sehr gut geholfen.

Dein Vater hat im Motorsport einige Erfolge erzielt. Setzt dich das manchmal unter Druck, auch erfolgreich sein zu müssen?
Nico Menzel: Nein, Druck in dieser Hinsicht mache ich mir auf keinen Fall. Viele Beispiele haben gezeigt, dass sich diese Erwartungshaltung negativ auswirken kann. Aber natürlich habe ich den Ehrgeiz, auch einmal professioneller Rennfahrer zu werden. Es wäre schon toll, wenn ich die Erfolge meines Vaters auch eines Tages erreichen könnte.

Hättest du Lust, mal gemeinsam mit deinem Vater bei einem Rennen anzutreten?
Nico Menzel: Im Spaß haben wir uns ein paar Mal darüber unterhalten, aber nie konkret. Ich fände es schon klasse, wenn sich einmal die Gelegenheit ergeben würde, mit ihm zusammen ein Rennen zu fahren. Schauen wir mal.

Vielleicht auf der Nordschleife, das würde sich ja anbieten. Wie stehst du eigentlich zu den Geschehnissen rund um den Ring? Dein Vater setzt sich ja mit sehr viel Engagement für den Erhalt der Rennstrecken ein.
Nico Menzel: Mir ist der Nürburgring auch sehr wichtig, ich wohne ja nur wenige Minuten entfernt. Ich habe zwar noch nicht dieses riesengroße politische Insiderwissen wie mein Vater, aber ich verfolge das Geschehen mit großem Interesse und hoffe sehr, dass eine gute Lösung gefunden wird und wir noch lange Zeit auf unserem Nürburgring Rennen fahren können.