Deine erste Saison in der 250er-Klasse. Wie findest du dich deiner Meinung nach bislang zurecht?
Thomas Lüthi: Sehr gut, ich habe den Umstieg schneller gemeistert, als ich gedacht habe. Inzwischen habe ich eine Menge gearbeitet und muss auch noch eine Menge arbeiten.

Wo siehst du die Unterschiede zur 125er - abgesehen vom Material?
Thomas Lüthi: Die Abstimmung ist viel filigraner, es ist unglaublich was man an einer 250er alles verstellen kann.

Wie erlebst du deine Gegner? Ist das anderes Racing als bei den 125ern?
Thomas Lüthi: Ja, definitiv. Die 125er ist natürlich die "Kinderklasse", ohne das jetzt abwerten zu wollen, schließlich bin ich da Weltmeister geworden [lacht]. Die Piloten in der Viertelliterklasse haben natürlich mehr Rennerfahrung, da geht es taktischer zu, es gibt nicht so viele Stürze wie bei den 125ern, niemand steht dir bei Startübungen oder beim Überrunden im Weg, jeder weiß, was er zu tun und zu lassen hat - was alles wieder auf die Erfahrung zurückzuführen ist. Zudem haben wir keine jungen Wildcardfahrer. Alles in allem mache ich mir in diesem Jahr weniger Sorgen, dass mich ein Kamikaze-Fahrer abräumt...

Wir sind im letzten Saisondrittel. Was hast du noch für Ziele für dieses Jahr? Misano war ja ein gutes Wochenende...
Thomas Lüthi: Misano war toll, ich habe mich zwar geärgert, dass ich das Podium nur knapp verpasst habe, aber endlich konnte ich ein ganzes Rennen mit der Weltspitze mithalten. So soll es natürlich weitergehen, das wird sich in den nächsten Rennen zeigen. Top Ten ist und bleibt mein Saisonziel.

Gewinnen will Thomas Lüthi immer, Foto: Aprilia
Gewinnen will Thomas Lüthi immer, Foto: Aprilia

Wie ist es dir auf der neuen Maschine gegangen?
Thomas Lüthi: Ich bin ja in Misano die 2008er Werksmaschine gefahren - das Team und auch Aprilia haben einen super Job gemacht! Mir liegt das Bike wirklich gut, ich spüre das Vorderrad mehr. Deswegen haben wir beschlossen, das Motorrad auch in den nächsten Rennen einzusetzen.

Wie siehts für kommendes Jahr aus? Das Team wird sich kaum verändern oder?
Thomas Lüthi: Wie das Team aussieht entscheidet mein Teamchef Daniel Epp. Ich weiß nur, dass sich weder die Marke noch meine Mechaniker Crew groß verändern wird. Darüber bin ich sehr froh.

Du wirst Werksmaterial haben und auch Erfahrung. Wie man einen WM-Titel gewinnt weißt du auch. Was möchtest du 2008 erreichen?
Thomas Lüthi: Gewinnen möchte ich natürlich immer, sonst wäre ich ein schlechter Rennfahrer. Trotzdem weiß ich, wo mein Platz ist, was aber nicht bedeutet, dass ich nicht in jedes Race gehe um ganz vorne zu sein. Wir werden sehen, Top 6 wäre prima und ein paar Podiums...

Dein Ziel ist sicher die MotoGP. Gibt es dafür schon einen Fahrplan? Willst du es 2009 dorthin schaffen oder gibst du dir Zeit?
Thomas Lüthi: MotoGP ist ganz klar mein Ziel! Ob ich zwei oder drei Jahre in der 250er fahren werde, hängt von vielen, vielen Faktoren ab. Ich fahre die Strategie: lieber gut vorbereitet, als überstürzt. Allerdings kann es auch vorkommen, dass eine Chance kommt, die man am Schopf packen muss. Wir gehen es also von Jahr zu Jahr neu an.

In der 125er ist mit Randy Krummenacher ein guter Schweizer unterwegs, Dominique Aegerter entwickelt sich noch und auch ein paar gute Deutsche und ein Österreicher fahren dort. Ist das deiner Meinung nach eine Entwicklung in die richtige Richtung, damit der Motorradsport in unserer Breiten noch beliebter wird?
Thomas Lüthi: Ja, definitiv! Das ist wichtig und es freut mich sehr. Wir brauchen deutschsprachige Fahrer, um unseren Sport noch bekannter und beliebter zu machen - das zieht dann auch die Medien, Fans und Sponsoren an, ohne die wir das Rennen gar nicht durchführen könnten.

Wenn du dir ein Team in der MotoGP aussuchen könntest, wo würdest du gerne fahren?
Thomas Lüthi: Meine Devise lautet: Fokus! Im Augenblick bin ich bei Aprilia und fahre in der 250er, über den MotoGP mache ich mir keinen Kopf, das hat noch ein, zwei Jahre Zeit...