Das ganz große Chaos in Misano habe ich am Freitag gar nicht mitbekommen. Ich kam wegen einer kurzen Krankheit erst am Samstag auf die Strecke. Dass es chaotisch war, habe ich aber bemerkt. Aus Teamsicht war das Wochenende weniger aufregend. Ich würde einmal behaupten, es war bescheiden. Im Moment haben wir es einfach schwer, gegen die Werks-Elite anzutreten. Die Motorräder laufen vernünftig, wir sind im Moment aber nicht in der Lage, da großartig in die Werks-Phalanx einzubrechen.

Mit den Geschehnissen während des 250er-Rennens war man bei Kiefer nicht sehr glücklich, Foto: Kiefer Racing/Friedrich Weisse
Mit den Geschehnissen während des 250er-Rennens war man bei Kiefer nicht sehr glücklich, Foto: Kiefer Racing/Friedrich Weisse

Zum einen liegt das natürlich an der Technik. Aus den Kit-Motorrädern kann man nur begrenzt Leistung herausholen. Deswegen gibt es ja auch Werks-Motorräder, die besser sein sollen und es auch sind. Zum anderen muss man sagen, dass wir mit Dirk und Alex zwei Fahrer haben, die mit einem Dovizioso wohl nicht mitfahren könnten. Nimmt man das zusammen, dann fährt man halt je nach Stärke um die Position 13 bis 19.

Am Sonntag kam bei Dirk noch dazu, dass die Platine der oberen Zündkerze kaputt gegangen ist. Vom Rennverlauf her wären vielleicht sogar Punkte drin gewesen und da ist so ein Ausfall natürlich doppelt ärgerlich. Es tut uns leid für Dirk, dass er das Rennen nicht beenden konnte. Alex ist auch vorzeitig raus gefahren und er meinte im O-Ton, er habe sich verbremst. Ich habe ihn genauer gefragt, was denn los war. Er sagte einfach, er habe durch den Verbremser den Anschluss an die Gruppe um Platz 15 verloren und sah dann keinen Sinn mehr, das Rennen zu beenden. Das fand ich wiederum nicht besonders gut. Ich habe ihm gesagt, dass ich in Zukunft möchte, dass die Rennen zu Ende gefahren werden. Das wirkt aus sportlicher und aus Teamsicht auf jeden Fall besser. Das Motorrad hatte jedenfalls nichts.

Wir werden jetzt einfach versuchen, mit dem größtmöglichen Engagement die Saison zu beenden und den Fahrern das bestmögliche Material zu geben. Ich hoffe, dass sie damit das eine oder andere Mal in die Punkte fahren werden. Viel mehr wird wohl nicht mehr zu erreichen sein, was aber eben auch am Unterschied Werks- und Kit-Motorrad liegt.

Mehr Freude hatten wir mit der Leistung von Stefan Bradl. Er war in der Box schräg gegenüber von uns und wir haben da auch regen Kontakt gehabt. Es hat und wahnsinnig gefreut, was er an diesem Wochenende geboten hat. Das war eine grandiose Leistung von ihm, zumal er im Training mit Gabelproblemen zu kämpfen hatte. Im Warm Up ist er gar nicht gefahren, weil sie ein Problem mit der CDI (Zündung) hatten. Erst 30 Minuten vor Rennbeginn haben sie das Motorrad zum Laufen bekommen. Unter diesem Gesichtspunkt war das eine richtig gute Leistung, die er gezeigt hat. Für nächstes Jahr lässt das hoffen.

Stefan Bradl hat Stefan Kiefer viel Freude gemacht, Foto: IDM
Stefan Bradl hat Stefan Kiefer viel Freude gemacht, Foto: IDM

Denn mittlerweile ist auch fix, dass Stefan im kommenden Jahr ein Werks-Motorrad bekommen wird. Wir haben die schriftliche Bestätigung von Aprilia, dass er die Maschine bekommt. Eine RSA ist schon für uns und den Stefan reserviert. Wer sein Teamkollege wird, ist auch schon recht konkret. Die Teamkonstellation wird vermutlich Bradl/Lässer heißen. Robin ist am vergangenen Wochenende in der IDM auch sehr gute Zeiten gefahren und war im Training mit Abstand der Schnellste. Nur im Rennen war er ein bisschen forsch, da hätte er vielleicht etwas abwartender beginnen müssen. Der Sturz war schade, aber Robin hat gezeigt, dass er Speed hat und das ist für uns das Entscheidende. Vielleicht hat ihn die Aussicht auf die WM im kommenden Jahr auch ein wenig übermotiviert.