Drama pur beim Deutschland-GP der Moto2 auf dem Sachsenring: Während der Belgier Xavier Simeon hauchdünn gegen WM-Leader Zarco triumphierte, kam es im Kampf um den verbliebenen Podestplatz in den letzten Kurven noch zu einem heftigen Sturz. Der bis dato drittplatzierte Franco Morbidelli stürzte in Kampflinie über das Vorderrad, riss den unmittelbar hinter ihm fahrenden Weltmeister Tito Rabat so mit ins Kiesbett. Profiteur war Alex Rins, der Platz drei und somit einen Podestrang abstaubte.

In einem zu Beginn hektischen und attraktiven Rennen zeigten sich die deutschen Piloten Jonas Folger und Sandro Cortese noch in guter Form, mussten aber schnell aus der Spitze abreißen lassen. Während sich Cortese nach unauffälliger Fahrt und bedingt durch die Stürze vor ihm als Elfter dann noch einigermaßen achtbar aus der Affäre zog, erlebte Folger als schwacher 14. Einen rabenschwarzen Tag.

Auch die besten Schweizer Piloten kamen nicht wie gewohnt zum Zug. Vorjahressieger Dominique Aegerter rutschte nur durch die späten Stürze als Zehnter noch in die Top-10, während Lüthi nach unauffälliger Fahrt zumindest Rang sechs abstaubte. Randy Krummenacher zeigte als 13. allerdings eine durchaus ansprechende Leistung.

Jonas Folger erlebte ein Heimspiel zum Vergessen, Foto: Tobias Linke
Jonas Folger erlebte ein Heimspiel zum Vergessen, Foto: Tobias Linke

Hinter dem Podiums-Trio komplettierten Simone Corsi, Sam Lowes, Lüthi, Takaaki Nakagami, Lorenzo Baldassarri, Julian Simon und Aegerter die Top-10. Cortese, Vize-Weltmeister Mika Kallio, Krummenacher, Folger und Axel Pons sicherten sich immerhin noch WM-Zähler. Insgesamt schieden sechs der 29 Piloten aus, der Deutsche Florian Alt wurde nach Schwindelanfällen am Samstag von den Rennärzten nicht zum Start zugelassen.

Morbidelli und Folger glänzen am Start

Bei warmen 27 Grad Lufttemperatur und knapp 39 Grad für den Asphalt machte sich die Mittelklasse der Weltmeisterschaft auf in die 29 Runden des Deutschland-GP. Mit einem Traumstart schob sich Morbidelli umgehend von Platz drei an die Spitze, verdrängte so Zarco und Simeon. Auch Folger erwischte einen sensationellen Start, machte von Platz acht umgehend einige Positionen gut. Allerdings verlor es diese nach einem kleinen Fehler nur wenige Kurven später wieder.

Einen rabenschwarzen Rennbeginn erwischte Alex Marquez: Von Rang 24 ins Rennen gegangen passierte der Moto3-Weltmeister zwar umgehend einige Kontrahenten, musste nach einer Kollision jedoch weit aufmachen und fiel auf den 29. und letzten Platz zurück.

Nach einer Runde führte Morbidelli vor Simeon, Zarco, Corsi, Lüthi, Cortese, Folger, Kallio, Weltmeister Rabat und Lowes. Umgehend setzte sich jedoch Simeon in Runde zwei an die Spitze, nur um seinerseits wieder von WM-Leader Zarco passiert zu werden. Der französische Pole-Setter zeigte gleich zu Beginn des Rennens gesunde Aggressivität und starkes Racing.

Leckerbissen in der Anfangsphase

Insgesamt wartete der Deutschland-GP in den ersten Runden mit spektakulärem Rennsport und vielen harten und sehenswerten Zweikämpfen in den Top-10 auf. Cortese und Aegerter sorgten zu Beginn für einigen Wirbel, wurden mit Verlauf des Rennens allerdings immer weiter zurückgedrängt. Auch Folger kam nach dem starken Rennbeginn überhaupt nicht mehr zurecht, musste wohl mit Reifenproblemen immer weiter abreißen lassen.

Franco Morbidelli zeigte sich lange von seiner besten Seite, Foto: Milagro
Franco Morbidelli zeigte sich lange von seiner besten Seite, Foto: Milagro

An der Spitze lieferte sich das Top-Trio Zarco, Morbidelli und Simeon weiter einen sensationellen Dreikampf um die Führung. Zur Rennmitte lagen sie so quasi permanent innerhalb von nicht einmal einer halben Sekunde. Dahinter hielt sich Corsi stark vor Weltmeister Rabat und Rookie-Sensation Rins. Lüthi, Lowes, Kallio und Aegerter komplettierten zur Rennmitte die Top-10.

Aus deutscher Sicht verlief die erste Rennhälfte wahrlich enttäuschend. Nach starken Leistungen über das gesamte Wochenende fanden Cortese und Folger nicht in ihren Rhythmus, waren so bereits früh aus den ersten Zehn gefallen. Auch Marquez kann nach kleiner Aufholjagd vom 29. Platz nicht mehr wirklich voran, steckte quasi permanent jenseits der Top-20 fest.

Viel Action in der Spitzengruppe

Knapp zehn Runden vor dem Ende hatte sich Weltmeister Rabat - der nach einem Trainingsunfall und Operation tapfer mit Schlüsselbeinbruch kämpfte - dann auf vier nach vorne gefahren, zum letzten Podestplatz und Simeon klaffte jedoch bereits eine Lücke von über zwei Sekunden. Mit Rins und Corsi im Schlepptau schickte er sich mit mehreren Top-Runden dann allerdings an, noch einmal massiv in den Kampf um Podest und Sieg einzugreifen. Zarco kontrollierte das Rennen souverän und fehlerfrei von der Spitze.

Im letzten Renndrittel packte Zarco dann den Hammer aus und versuchte, sich an der Spitze abzusetzen. Simeon sah die Felle davonschwimmen und drückte sich mit einem starken Manöver an Morbidelli vorbei. Umgehend fuhr der Belgier Zarcos Vorsprung von knapp einer Sekunde fast wieder zu, kam sieben Runden vor dem Ende auf 0,3 Sekunden heran. Morbidelli konnte nicht ganz folgen, hielt sich jedoch immerhin noch knapp eine Sekunde vor Rabat.

Für Folger verkam der Arbeitstag hingegen immer mehr zu einem Alptraum. Im Duell mit Hafizh Syahrin verbremste sich der Deutsche und musste durch das Kiesbett, vermied jedoch immerhin einen Sturz. Während das Rennen im Kampf um den Sieg immer mehr zu einem Krimi wurde, sah sich Folger im Kampf um zumindest einen WM-Punkt plötzlich mit drei Sekunden im Hintertreffen.

WM-Leader Johann Zarco baute seine WM-Führung weiter aus, Foto: Milagro
WM-Leader Johann Zarco baute seine WM-Führung weiter aus, Foto: Milagro

Fünf Runden vor dem Ende schnappte sich der wie entfesselt auffahrende Simeon dann die Führung von Zarco, der den Belgier zuvor nur mit großem Kampf hinter sich halten konnte. Allerdings ließ sich der WM-Leader nicht abschütteln. Morbidelli folgte mit wenigen Metern Sicherheitsabstand, schaffte es jedoch nicht ganz, den Speed der beiden Sieganwärter zu gehen.

Dahinter rieben sich Rabat und Rins im Kampf um Platz vier auf, der Rest der Top-10 fuhr wie an der Perlenkette aufgereiht hintereinander her. In der vorletzten Runde schnappte sich Folger dann tatsächlich noch Syahrin und sicherte sich so zumindest einen WM-Punkt.

In der letzten Runde versuchte Zarco im Kampf um den Sieg noch einmal alles, kam aber nicht an Simeon vorbei. Dahinter kam es im Kampf um Platz drei dann zu den dramatischen Szenen, die Rins mit seiner Fahrt auf´s Podest optimal für sich ausnutzte.

Die Ausfälle

Nach fünf Runden markierte Anthony West den ersten Ausfall des Rennens. Nur einen Umlauf später erwischte es dann den ersten deutschsprachigen Piloten: Marcel Schrötter verkeilte sich in einem Zweikampf mit Azlan Shah - beide fanden sich höchst unsanft im Kies wieder. Wenige Runden vor dem Ende musste Louis Rossi sein Bike mit einem Defekt abstellen, ehe in den letzten Kurven des Rennens noch Morbidelli und Rabat dramatisch aus dem Grand Prix ausschieden.