Zum Auftakt des Moto2-Wochenendes im tschechischen Brünn machte der deutsche Sandro Cortese seinem Namen als Trainingsweltmeister einmal mehr alle Ehre. Mit nicht einmal 0,2 Sekunden Rückstand auf den Tagesschnellsten Tito Rabat belegte er mit seiner persönlichen Bestzeit von 2:03.298 aus FP1 den dritten Tagesrang. Nach heftigen Regengüssen am Nachmittag fanden die Piloten in der zweiten Session nur in den letzten zehn Minuten eine trockene Strecke vor, was bei vielen eine Verbesserung der Zeit des Morgens verhinderte. "Wir haben den positiven Schwung von Indy mitgenommen. Die Strecke liegt mir und es macht im Moment riesig Spaß auf dem Motorrad. Jetzt versuchen wir das morgen und natürlich auch am Sonntag durchzuziehen", resümierte Cortese.

Motorsport-Magazin.com-Kolumnist Dominique Aegerters Zeit von 2:03.311 auf der ersten Session reichte für Tagesrang vier, und zeigte sich mit seinem Abschneiden zufrieden: "Der erste Eindruck ist gut, auch wenn ich am Nachmittag nicht mehr ganz so schnell war wie am Morgen. Doch die Piste blieb sehr lange nass, wir hatten am Ende nur vier oder fünf Runden, um wirklich ans Limit gehen zu können. Das Einzige, was mich etwas beunruhigt, ist die Tatsache, dass es nicht nass genug war, um eine passende Regeneinstellung zu finden, für den Fall, dass es am Sonntag regnen sollte. Ich bin aber natürlich froh, wieder mit den Schnellsten mitfahren zu können."

Folger nach Durststrecke wieder im Aufwind

Nur einen Platz und drei Zehntelsekunden hinter dem Führenden landete Aegerters Landsmann Tom Lüthi. Dabei war der Schweizer einer der Wenigen, die ihre persönliche Bestzeit in den wenigen trockenen Minuten am Nachmittag aufstellten. "Es ist angenehm, in der Zeitenliste wieder so weit vorne zu stehen, doch natürlich waren die Bedingungen auf der abtrocknenden Piste heute Nachmittag sehr speziell", verrät Lüthi, der nach seinem Sturz in Indy noch über Probleme mit seinem linken Daumen klagte. Um am Wochenende weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, fordert er dennoch massive Verbesserungen am Bike ein.

Für Jonas Folger ging es am Freitag in Brünn wieder aufwärts, Foto: Team Argiñano & Gines Racing
Für Jonas Folger ging es am Freitag in Brünn wieder aufwärts, Foto: Team Argiñano & Gines Racing

Nach seinem desaströsen Wochenende in Indianapolis erlebte der deutsche Jonas Folger mit Tagesrang sieben eine kleine persönliche Renaissance. Wie Lüthi gehörte auch er zum kleinen Kreis der Piloten, die in FP2 ihre Position noch verbesserten. Mit 2:03.556 für seinen Umlauf lag er mit knapp vier Zehntelsekunden hinter der Spitze zudem noch in annehmbarer Schlagdistanz. "Das Wochenende hat definitiv nach meinem Geschmack begonnen und ich habe Selbstvertrauen und Gefühl nun wieder zurück", resümiert Folger. Nach einigen schwierigen Wochenenden will er nun seine Position in den Top-10 um jeden Preis halten, mahnt jedoch zur Vorsicht: "Es war erst der Auftakt in diesen Grand Prix und es gibt noch viele Details, die zu verbessern sind. Ich bin zwar heute nicht mit Regenreifen gefahren, halte uns jedoch für die restlichen Tage für bestens gerüstet."

Schrötter stark, schweizer Duo abgeschlagen

Auch für Marcel Schrötter verlief der Freitag mit Gesamtrang neun (+0,5) durchaus positiv. Entsprechend freute er sich auch über seine Leistung: "Wir sind super ins Wochenende gestartet und das Gefühl für das Bike ist bereits exzellent. Ich hatte sowohl im Trockenen als auch im Nassen sehr guten Grip, sodass wir bereits mit der Feinabstimmung des Setups beginnen konnten. Die Top-10 sind auch für dieses Wochenende das erklärte Ziel."

Weniger erfreulich verlief der Tag für den Schweizer Randy Krummenacher. Mit seinem schnellsten Umlauf von 2:04.616 und einem Rückstand von knapp eineinhalb Sekunden landete er lediglich auf Tagesplatz zweiundzwanzig. Dabei brachte ihm erst eine späte Steigerung in den letzten Minuten von FP2 eine kleine 'Schadensbegrenzung'. "Ich hatte heute Morgen massive Probleme, und im Nachhinein denken wir, dass wir leider die falsche Reifenwahl getroffen haben. Ich hatte diesen Typ noch nie verwendet und konnte die Kurven nicht wie gewohnt nehmen. Im Nassen lief es dann jedoch besser, aber in diesen Bedingungen bin ich sowieso meist stark. Dennoch bleibt noch viel zu tun", fasst Krummenacher seinen Tag zusammen.

Auch sein Landsmann Robin Muhlhauser erlebte als 30. mit über zweieinhalb Sekunden Rückstand auf Rabat einen ernüchternden Tag. Immerhin ließ er noch sechs Piloten hinter sich, und erzielte somit eines der besten Ergebnisse der Saison. Für ein konkurrenzfähiges Paket an Samstag und Sonntag muss sich der Teamkollege von Aegerter mitsamt Bike jedoch noch massiv steigern. Er findet jedoch auch Positives: "Ich bin vor zwei Jahren im Rahmen der Superstock-600-Europameisterschaft schon einmal in Brünn gefahren. Also habe ich im Vergleich zu den meisten anderen Strecken, die für mich Neuland sind, ein Handicap weniger. Ich denke, wir haben hier noch etwas in Reserve, aber primär möchte ich wie immer natürlich viel dazulernen und mich verbessern."