Die Moto2 Saison 2011 drehte sich im Grunde nur um zwei Hauptprotagonisten: Stefan Bradl und Marc Marquez. Beide konnten die Mehrzahl der Rennsieg unter sich ausmachen. Natürlich bleibt da auch Andrea Iannone zu erwähnen, der in Jerez und Motegi triumphierte. Thomas Lüthi durfte in Sepang seinen ersten Moto2 Sieg feiern und auch Alex de Angelis und Michele Pirro funkten dem Bradl-Marquez-Kampf mit Erfolgen auf Phillip Island, beziehungsweise Valencia dazwischen. Letztlich blieb die Meisterschaftsführung aber immer entweder in deutscher oder in spanischer Hand.

Mit einem souveränen Rennen zeigte Bradl der Konkurrenz gleich zum Auftakt in Katar, wo seine Klasse liegt. "Es ist einfach unglaublich. Das Wochenende lief so gut, ich bin einfach glücklich. Ich finde keine Worte", freute er sich. In Estoril setzte sich seine Siegesserie fort. Schon in Le Mans war allerdings Marquez am Drücker. Der Moto2 Rookie landete in Frankreich nach sturzreicher Eingewöhnungszeit zum ersten Mal in den Punkten und das mit einem Rennsieg. Viele vermuteten dadurch schon im Mai, dass der kleine Spanier ein ernster Anwärter für den zweiten Moto2 Titel der Geschichte sein könnte, schließlich hatte er auch im Jahr zuvor in Le Mans zum ersten Mal gesiegt und sich am Ende der Saison 2010 dann den 125ccm Titel gesichert. Frankreich war demnach zum zweiten Mal ein Schlüsselrennen für Marquez.

Katalonien und Großbritannien wurden danach wieder zum Bradl-Land erklärt. Der aktuell 22-Jährige baute damit seine Führung in der WM um 62 Punkte auf seinen engsten Verfolger, Simone Corsi, aus. Obwohl er sich ein trockenes Silverstone-Rennen gewünscht hatte, beherrschte der Kiefer Pilot auch den Regen. "Ich bin sehr, sehr glücklich. Das war wirklich die beste Leistung meiner Karriere. Ich bin sehr konzentriert geblieben und habe mich nicht um die Anderen gekümmert", freute er sich nach dem vierten, aber auch letzten Sieg 2011.

Ein harter Kampf, der sich über die ganze Saison zog, Foto: Repsol
Ein harter Kampf, der sich über die ganze Saison zog, Foto: Repsol

Schon in Assen war allerdings wieder Marquez am Drücker, während Bradl stürzte. Nach einer harten Schlacht, lag der Spanier auch in Mugello vorn. "Ich konnte das Rennen nur in den letzten Runden genießen, trotzdem war es bis zur letzten Runde sehr schwierig", erklärte der Rookie, der nur knapp vor Bradl landete. Dennoch freute sich der Zahlinger, dass er für die Gesamtwertung weitere Zähler erbeuten konnte und noch immer mit 52 Punkten führte. Zwei Wochen später: Sachsenring - das Ergebnis ist gleich. "Ich bin Stefan gefolgt und hab gesehen, dass ich schneller gehen konnte", beschrieb Marquez, der in Bradl-Land seinen vierten Saisonsieg bejubelte.

Der Repsol Pilot ließ nur Brünn aus und siegte dann munter weiter in Indianapolis, Misano und Aragon, doch auch nach Aragon lag Bradl noch hauchdünn an der Spitze der WM-Wertung. Erst in Motegi musste er diese zum ersten Mal aus der Hand geben, denn Marquez sah die schwarz-weiß-karierte Flagge als Zweiter, Bradl fuhr auf Platz vier ins Ziel. Doch die Hoffnung war noch nicht verloren. Auf Phillip Island fuhr er als Zweiter vor seinem direkten Konkurrenten über die Ziellinie und eroberte damit die WM-Führung zurück.

In Sepang dann das Drama für Marquez: Da die Streckenposten eine nasse Stelle auf der Piste versäumt hatten anzuzeigen, flog der Spanier per Highsider heftig ab und durfte das Rennen nach Verbot der behandelnden Ärzte trotz starkem Kampfwillen nicht starten, wodurch Bradl seinen ersten Matchball schlagen konnte. Doch Fehlanzeige - nach Rennabbruch siegte Lüthi, der Meisterschaftsführende wurde 'nur' zweiter. "Das Rennen war so unglaublich wichtig für mich. Ich hätte die Meisterschaft entscheiden können. Es war am Ende einfach nur unglücklich", ärgerte er sich.

Es kam zum finalen Showdown in Valencia. Erste Berichte vermeldeten, Marquez wolle das Rennen nicht starten, doch das CatalunyaCaixa Team ließ sich noch ein Hintertürchen offen und hoffte auf ein Wunder für die Qualifikation. Doch schon am Samstag stand dann endgültig fest: Marquez kann das Finale mit seinen Sichtproblemen nicht starten, Bradl stürzte zwar am Sonntag im letzten Rennen, dennoch ist er Weltmeister. Seit Dirk Raudies' letztem deutschen GP Titel in der 125ccm Klasse 1993 übrigens wieder ein deutscher Weltmeister.

Bradl feierte überglücklich und gab eine zusätzliche Pressekonferenz, in der er verlauten ließ: "Ich denke alle haben diese Moto2 Saison genossen. Es war am Ende ein sehr guter Kampf zwischen Marc und mir und ich denke, es gab kein einziges Rennen, das nicht spannend war. Manchmal denkst du als Fahrer: 'Oh Mist! Noch so ein Rennen!' und dann willst du einfach abhauen und dein eigenes Rennen fahren, aber in dieser Klasse ist einfach alles so nah beieinander."