Wunder waren auf der Traditionsstrecke von Le Mans nicht zu erwarten gewesen. Max Neukirchner, der zwei Wochen zuvor in Portugal bei einem Trainingssturz einen offenen Bruch des linken kleinen Fingers erlitten hatte, fuhr mit Verband, Spezialhandschuh, einem verkürzten Kupplungshebel und einem zusätzlichen Handschutz am Lenker. Vom 20. Platz gestartet, kam er trotz seiner Verletzung schnell weiter nach vorn, obwohl seine Maschine nach einigen Problemen noch nicht hundertprozentig optimal abgestimmt war.

Neukirchner erklärte: "Natürlich muss man happy sein, in der härtesten Klasse der Welt einen Punkt einzufahren, aber trotzdem bin ich nicht ganz zufrieden. Es hätte etwas mehr sein können. Doch im ersten Training ist nach acht Runden der Motor kaputt gegangen, was viel wertvolle Zeit auf der Strecke gekostet hat. Außerdem haben wir hier nie die richtige Balance fürs Motorrad gefunden. Daran gemessen, konnte ich gut mithalten, immerhin fuhr ich in Schlagdistanz zu der Gruppe, die um Platz sieben kämpfte. Wir haben vieles gelernt und hoffen, dass wir das in Barcelona umsetzen können!"

Teamkollege Anthony West hatte in Le Mans ein FTR-Chassis und damit die gleiche technische Basis wie Neukirchner erhalten, kämpfte beim Debüt auf der für ihn neuen Maschine aber ebenfalls mit Abstimmungsproblemen. Weil Neukirchner Showa-Federelemente benutzt, West aber weiterhin auf die gewohnten Öhlins-Teile vertraut, waren auch die Abstimmungsdaten des Teamkollegen keine Hilfe für West. Vom 33. Platz aus gestartet, war Endrang 25 das realistisch Erreichbare.

"Leider hatten wir keine Zeit, mit dem neuen Motorrad vor der Feuertaufe hier in Le Mans Probefahrten zu absolvieren, und deshalb konnten wir auch hier kein gutes Resultat erzielen. Ich habe zu dem Motorrad noch kein Vertrauen. Ich fühlte mich in jeder Runde in Sturzgefahr, weil ich kein Gefühl fürs Limit hatte. Ich freue mich, diese Maschine zur Verfügung zu haben, doch unter solchen Umständen ist es schwer, schnell zu sein. Ich hoffe, dass wir vor dem nächsten Grand Prix in Barcelona eine Gelegenheit finden, testen zu gehen", äußerte der Australier.

"Im Großen und Ganzen bin ich happy", erklärte Wimmer. "Neukirchners Punkt ist ein kleiner, aber wichtiger Erfolg auch in der Herstellerwertung, und natürlich hätte er ohne die Fingerverletzung sicher noch ein paar Zehntelsekunden pro Runde zulegen können. Bei Anthony war von vornherein klar, dass es zunächst einmal darum ging, eine Basisabstimmung für seine neue Maschine zu finden. Die Entscheidung, zwei verschiedene Hersteller bei den Federelementen zu verwenden, werden wir allerdings überdenken!"