Thomas Lüthi hätte gewinnen können. Doch schon in der Aufwärmrunde zum Grand Prix von Frankreich spürte der Interwetten Paddock Moto2-Pilot, dass die Hinterbremse seiner Suter MMXI nicht funktionierte. Trotzdem machte sich der 24jährige aus Oberdiessbach/Schweiz auf die Jagd, fand sogar einen Weg an seinem führenden bayerischen Rivalen Stefan Bradl vorbei und führte das Rennen für sechs der insgesamt 26 Runden an. Doch in der turbulenten Schlussphase, als eine Reihe anderer Piloten aufgeholt hatten und sich ins Geschehen einmischten, hatte Lüthi ohne Hinterbremse keine Chance zu den gleichen vehementen Spätbremsmanövern wie seine Gegner und musste sich mit dem fünften Rang abfinden.

"Heute hatten wir ein technisches Problem", klärte Lüthi auf. "Schon in der Aufwärmrunde fiel meine Hinterbremse aus, ich habe immer wieder ins Leere getreten, bevor ich mich mit dem Defekt abzufinden begann und beschloss, das Beste aus der Situation zu machen. Es ist ein mulmiges Gefühl, mit 39 Gegnern nach dem Start auf die erste Kurve zuzufahren und zu wissen, dass du keine Hinterbremse hast! Trotzdem ist es mir gelungen, mich an Stefan Bradls Fersen zu heften und ordentlich Druck zu machen. Er hatte einen guten Rhythmus, ich konnte schön und sauber mitfahren und habe ihn sogar überholt. Doch in der Schlussphase, als die Gruppe der Verfolger aufgeholt hatte, bekam ich ein Problem."

"Wenn du nur die Vorderbremse zur Verfügung hast, verlagert sich beim harten Bremsen das gesamte Fahrzeuggewicht aufs Vorderrad, das dann ständig einklappen will. Ich konnte unmöglich die gleichen harten Kampflinien fahren wie die andern und wurde angegriffen, statt selbst anz ugreifen. Am Ende musste ich mich geschlagen geben. Trotzdem ist es ein Super-Gefühl, unter solchen Bedingungen eine so stolze Anzahl an WM-Punkten geholt zu haben. Das war sehr, sehr wichtig heute. Bitter ist nur, dass wir trotzdem einen Platz in der WM-Wertung zurückgerutscht sind. Es fehlen zwar nur zwei Punkte bis zum zweiten WM-Rang, auch die Weltmeisterschaft ist längst noch nicht verloren. Dennoch ist es enttäuschend, weil wir so gut unterwegs waren an diesem Wochenende und sicher mehr hätten erreichen können!"

Defekt trotz Sicherung

"Auf der Warm-Up-Runde ist eine Klammer an der hinteren Bremsanlage gebrochen, und Tom musste ohne hintere Bremsbeläge ins Rennen gehen", sagte Team Manager Terrell Thien. "Diese Klammer ist eigentlich gesichert, also muss es wohl ein Materialfehler gewesen sein. Wir werden den Defekt mit Brems-Hersteller Brembo ebenso wie mit Suter Racing Technology genau untersuchen und unser Möglichstes dafür tun, dass so etwas nicht wieder passieren kann. Ohne diesen Defekt wäre das Rennen perfekt gelaufen. Tom hat zwischenzeitlich sogar geführt, konnte sich bei den Attacken in der Schlussphase aber natürlich nicht wehren wie gewohnt. Dass er ohne Hinterbremse ein solches Ergebnis eingefahren hat, ist sehr beachtlich!"

"Heute wäre ein Sieg möglich gewesen, doch gemessen an seinem technischen Handicap ist Platz fünf immer noch ein tolles Resultat von Tom", freute sich Daniel Epp. "Er musste immer weitere Wege fahren und wurde in der Schlussphase schuldlos zur Beute seiner Gegner, denn ohne funktionierende Hinterradbremse kann man nun einmal nicht angreifen. Jetzt hat Stefan Bradl seinen Vorsprung in der WM etwas ausbauen können, doch entschieden ist noch lange nichts. Ich bin überzeugt, dass Tom die fehlenden Punkte über die Saison hinweg wieder aufholen wird!"