Pro: Gute alte Zeiten aufleben lassen

von Toni Börner

Viel Gutes ist der Herangehensweise von MZ an die Moto2-Weltmeisterschaft nicht unbedingt abzuringen. Aber dennoch muss man es den Leuten um Martin Wimmer hoch anrechnen, dass man sich dieses nicht nur finanzielle Risiko antut. Wenigstens eine Truppe mit Mut. Aber gut, das ist Kalex auch und dort geht es weitaus professioneller zu.

Einige Mechaniker im Grand Prix-Fahrerlager schauen nicht nur mit einem Lächeln in die MZ-Box, sondern teilweise auch mit einem tränenden Auge. Denn während die meisten Ingenieure heutzutage eher Austauschmechaniker sind, wird bei MZ noch gebastelt.

Bei MZ wird noch wie vor 30 Jahren gewerkelt, Foto: MZ Racing
Bei MZ wird noch wie vor 30 Jahren gewerkelt, Foto: MZ Racing

Flex, Hammer, Stemmeisen und Brechstange - so etwas hat in einem modernen GP-Fahrerlager nichts mehr zu suchen. Außer bei MZ. Dort wird schon gern auch mal mit dem Hammer versucht, den Schwerpunkt des Gitterrohrahmens zu ändern, das Federbein mit der Flex passend gemacht und der Rahmen mit der Brechstange gebogen.

Irgendwie ist es doch auch schön, dass es in der heutigen professionalisierten Zeit noch Leute gibt, die darauf pfeifen. Die irgendwo in den 80er/90er Jahren stehen geblieben sind, als es noch keinen Teppich in den Boxen gab und als Sponsoren noch dafür da waren, den Fans T-Shirts, Caps, Kugelschreiber und Feuerzeuge, kurz all das, was heute teuer erstanden werden muss, zu schenken. Die einfach die Zeit angehalten haben. In aller Ruhe einmal mit dem Hammer das Fahrwerk einstellen, anstelle es mit elektronisierten Computer-Prozessen millimetergenau abzustimmen. Doch einen Blumentopf mit dieser Strategie zu gewinnen, wird sich als mehr als schwer erweisen. Man könnte wohl mit Schauspielern mehr Geld verdienen…

Contra: Ein Satz mit X

von Falko Schoklitsch

Die Zeiten der Romantik sind im Motorsport schon lange vorbei. Lustige Schrauber, die mit dem Hammer hier und der Flex da noch schnell was zurechtgezimmert haben und sich in einer einem Campingzelt ähnlichen Box austoben durften, gehören mittlerweile der Geschichte an. Natürlich ist Gerade in den Fahrerlagern der 125cc-Klasse und der Moto2 alles noch ein wenig anders als in der MotoGP, aber das wirkt nur von außen so. Innen drin ist alles hoch professionell organisiert und wer mit dem Hammer versucht, den Schwerpunkt der Maschine schnell noch tiefer zu legen, ist antiquiert.

Anthony West wird sich wünschen, auch eine FTR zu erhalten, Foto: Milagro
Anthony West wird sich wünschen, auch eine FTR zu erhalten, Foto: Milagro

Dementsprechend schwierig ist der ganze Renneinsatz von MZ in der Moto2 einzuordnen. Natürlich wollen sie Rennsport betreiben und ich bin mir auch sicher, dass alle mit Herzblut dabei sind, nur die Mittel, mit denen gearbeitet wird, muten zwischenzeitlich dann doch so an, als würde man sich noch in der guten alten Zeit befinden, in der mit einem gut sortierten Werkzeugkoffer noch fast alles möglich war.

So ist das heutzutage aber nicht mehr und das wird MZ einsehen müssen, ansonsten wird man mit seinen eigenen Maschinen immer nur bemerken, dass ein Kauf-Chassis der bessere Weg ist. Der Weg hin zu mehr Technik und Professionalisierung kostet aber wieder Geld und ob das wiederbelebte Werk so viel aufbringen kann, ist eher zweifelhaft. Klar, die Motorrad-WM ist einer der besten Wege, um Marketing in eigener Sache zu machen, nur sollte man sich dann auch nicht blamieren, sonst bekommt die eigene Marke schnell einmal Schmutz ab.

Bislang war der Auftritt von MZ jedenfalls eher ein Satz mit X und jedes Wochenende auf Regen zu hoffen, nur damit Anthony West vielleicht für etwas Aufsehen sorgen kann, ist wohl eher die falsche Taktik. Auf Haben- und Soll-Seite sind die Punkte für den Hersteller deswegen auch klar verteilt: Einsatz, Wille und Leidenschaft stimmen, Ressourcen, Material- und Geldeinsatz eher weniger. Wird das nicht korrigiert, dürfte unweigerlich der nächste Satz mit X folgen.