Hallo zusammen,

Mein Saisonstart im Porsche Carrera Cup Asia in Shanghai war ziemlich ereignisreich. Ich dachte in all den Jahren schon so einiges gesehen und erlebt zu haben, aber ich bin wieder um eine Erfahrung reicher.

Was braucht ein Rennfahrer um Rennen fahren zu können?

Richtig, er braucht seine Rennutensilien wie Helm, Rennoverall, Unterwäsche usw. - meine sind auf dem Weg von Frankfurt nach Shanghai inkl. Privatsachen verloren gegangen...

Kommen sie noch? Zur Sicherheit fängt man vor Ort an, sich die Dinge zusammenzuleihen. Hier einen Helm, da ein HANS-System bis hin zur Unterwäsche, wo ich auch Kontakt zu Timo Glock und Sebastian Vettel hatte!

Ich glaube, ich hätte ziemlich lustig ausgesehen - Karneval in Shanghai... Die Tasche kam dann doch noch - leider total zerstört und einige Dinge fehlten - ich hatte wirklich einen dicken Hals. Mein Helm war total kaputt und ein Rennanzug fehlte. Der kam etwas später glücklicherweise dann doch noch - er wurde gefunden!

Schaden? Neben dem Ärger runde 2.500€!

Nun gut, jetzt hatte ich meine Tasche zurück, über die wahrscheinlich eine Boing 747 gerollt war. Aber jetzt hatten wir kein Rennauto!

Ist kein Witz - es steckte im Zoll Shanghai! Mein Auto hatte einen anderen Seeweg als die anderen Autos genommen. Es war über Winter bei einer Ausstellung und sollte dann vor Ort auf der Strecke ab Mittwoch grundrevidiert werden, da es ja jetzt 5 Monate in einem Container verweilte. Auch der Motor musste noch getauscht werden, nachdem wir beim Finale 2008 in Bahrain einen Kilometer vor dem Ziel noch einen Schaden zu beklagen hatten.

Der Zoll vor Ort hatte das Auto aus irgendeinem Grund nicht mehr im Computer - nett fragen hilft da überhaupt nichts. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt und die einflussreichsten Leute aus Shanghai eingeschaltet - es half nichts!

Irgendwie kam der Rennanzug doch noch an., Foto: Pressefoto
Irgendwie kam der Rennanzug doch noch an., Foto: Pressefoto

Der Vorgang um so ein Auto aus dem Zoll zu bekommen dauert einige Tage! Ich mache es kurz, mein Auto war am Freitag um 17:00 Uhr im Fahrerlager - dar war freie Training schon gelaufen - ohne Menzel...

Jetzt ein Lob an meine Mechaniker, um 21:00 Uhr hatte das Auto einen frischen Motor und neue Bremsen. So konnten wir auf einer Kartbahn in Shanghai einen Roll-Out fahren. Nur im 1. und 2. Gang, aber immerhin genug, um alles auf Dichtigkeit zu prüfen.

Am nächsten Morgen ganz früh ging es an die Restarbeit, um für 12:30 Uhr ins Quali zu gehen - Set-Up haben wir uns ausgedacht und gehofft, dass die Daten von 2008 zu den neuen Bedingungen passen würde.

Noch ein Problem, ich bin bis dahin 2009 noch keinen Meter Rennauto gefahren und dann direkt ins Quali! Das hatte ich auch noch nicht, immerhin musste ich mich doch auch mal entrosten.

P3 war dafür okay, zumal sich dann doch zeigte, dass der Verbleib im Container seine Spuren hinterlassen hatte. Benzin- und Servopumpe der Lenkung arbeiteten nicht einwandfrei.

Ganz ehrlich? Ich bin trotz der ganzen Situation ruhig geblieben und wollte mich nicht aufregen. Ich dachte mir immer: Schlechter Anfang - gutes Ende!

Race 1 war auch ganz ordentlich, natürlich waren wir durch die fehlenden Kilometer nicht so gut aussortiert, was aber nicht heißt, dass wir langsam gefahren wären. Ich konnte mir schöne Zweikämpfe mit Tim Sugden und Rudolfo Avila (schneller Mann aus der britischen F3 Meisterschaft!) liefern. P2 war die Ausbeute. Nach all dem "Trouble" war das ordentliche Schadensbegrenzung - die Punkte sind sehr wichtig, alles mitnehmen was geht...

Race 2 war dann genau nach meinem Geschmack. Ich konnte Tim in der ersten Runde überholen, um mir dann anschließend einen beinharten, aber sehr fairen Zweikampf mit ihm zu liefern! Dann setzte der Regen ein (war bei der F1 ja sehr eindrucksvoll zu sehen) und das war auch meine Chance, um mich von Tim Sugden etwas abzusetzen.

Mein Lieblingswetter halt! Hier zählt der Fahrer noch etwas. Es war mit den Slicks unglaublich glatt und sehr einfach den "Apparat" ins Aus zu befördern. Ich war nach dem Rennen wirklich total fertig, so sehr habe ich meine Sensoren im "Hintern" (Popometer) beansprucht.

Mein Dank gilt natürlich meinem Team Star Chase - Porsche Center Nanjing und meinem Ingenieur Frank Rohwer, der mich zu allen Rennen begleitet. Wir haben aus dieser wirklichen miesen Situation sehr viel gemacht - immerhin bin ich jetzt Tabellenführer und habe 2 Pokale mehr, die daheim regelmäßig abgestaubt gehören...

Jetzt muss ich mich um 2 Dinge kümmern:
1. Mich um einen Drive bei meinem liebsten Rennen kümmern - 24h Nürburgring!
2. Mal sehen ob die Lufthansa mir meinen Schaden bezahlen wird - ich ahne nix Gutes!