Nach dem 24 Stundenrennen auf der Nordschleife steht in kurzer Zeit der nächste Langstreckenklassiker auf dem Plan: die 76. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans. Wie im letzten Jahr steht auch 2008 das Duell zwischen den beiden Herstellern Audi und Peugeot an, die mit ihren Diesel-Prototypen das Rennen gewinnen wollen. Der erste Schlagabtausch - in Form von ausgiebigen Testfahrten - konnten die Franzosen für sich entscheiden.

Schon zwei Wochen vor dem Rennen gab der Himmel über Le Mans einen kleinen Vorgeschmack auf die Einzigartigkeit und Unberechenbarkeit des Langstrecken-Klassikers: Während des gesamten Tages wechselten sich in Frankreich strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen mit heftigem Regen ab. Zeitweise berichteten die Fahrer sogar über Hagel auf einigen Abschnitten des 13,629 Kilometer langen Kurses.

Beim offiziellen Testtag zwei Wochen vor dem Rennen belegte der Peugeot 908 mit der Startnummer "8" - gefahren von Pedro Lamy, Stéphane Sarrazin und Alexander Wurz - mit einer Rundenzeit von 3.22,222 Minuten den ersten Platz. Rang zwei ging an das Schwesterauto mit der Startnummer "9", dessen Fahrer Franck Montagny, Christian Klien und Ricardo Zonta den Kurs in einer Zeit von 3.26,641 Minuten umrundeten. Einen Schock gab es für das Team, als der Spanier Marc Gené mit dem Peugeot 908 mit Tempo 270 in eine Mauer prallte. Gené blieb bei dem Unfall glücklicherweise unverletzt, wurde aber zur Kontrolle in ein Krankenhaus eingeliefert.

"Der Test bot uns ein gutes Training für Bedingungen, wie sie auch während des Rennens auftreten können. Wir haben verschiedene Abstimmungen für unterschiedliche Reifen erproben können", erklärte Bruno Famin, der Technische Direktor von Peugeot Sport. "Wir sind für das berühmte und wichtige Rennen gut vorbereitet", unterstrich Peugeot-Sportdirektor Michel Barge. "Die gesamte Mannschaft von Peugeot Sport hat eine enorme Arbeit geleistet. Auch in den kommenden Tagen wird es für unser Team viel Arbeit geben, denn das dritte Fahrzeug muss nach dem heutigen Unfall bis zum Rennen komplett neu aufgebaut werden. Wir werden keine Teile des Autos nutzen können und sind leider gezwungen, auf Ersatzteile zurückzugreifen, die für das Rennen vorgesehen waren."

Der große Konkurrenz Audi verlor auf der über zehn Kilometer langen Strecke mehr als vier Sekunden auf die Spitzenreiter. Trotzdem zog Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich ein positives Fazit: "Es war ein ergiebiger Testtag für uns heute, denn wir konnten uns bei den verschiedensten Bedingungen etwas erarbeiten. So haben wir für das Rennwochenende für alle Verhältnisse bereits eine Basis-Abstimmung. Es war heute nur eine halbe Stunde möglich, wirklich gute Zeiten zu fahren. Dort haben wir gesehen, welches Potenzial die Konkurrenten umsetzen können. Wir haben zur gleichen Zeit wie geplant unsere Programme abgearbeitet."

Audi hat noch einige Sekunden Rückstand, Foto: Audi
Audi hat noch einige Sekunden Rückstand, Foto: Audi

Auch Marco Werner, der die 24 Stunden von Le Mans zuletzt dreimal hintereinander gewonnen hat, ließen Zeiten der Konkurrenz gelassen. "Ich glaube, der Blick auf den Zeitenmonitor spiegelt heute noch nicht die wahren Verhältnisse wider. Aber wir haben auf jeden Fall noch eine Menge Arbeit während der Rennwoche vor uns", so der Deutsche.

Hinter den übermächtigen Diesel-Fahrzeugen reihten sich als beste Benziner zwei Pescarolo-Judd auf den Rängen sechs und sieben ein. Beide Boliden sind mit französischen Fahrern besetzt. Hinter dem besten Courage-Judd auf dem achten Platz konnte Stefan Mücke mit seinem Team im Lola-Aston Martin den neunten Rang belegen. Ihr Rückstand auf die Spitze betrug allerdings 14 Sekunden - zudem konnten sie nur 25 Runden absolvieren, die Spitze spulte doppelt so viele Kilometer ab.

Enger als in der großen LMP1 ging es beim Testtag in der LMP2-Kategorie zu, die ersten fünf Fahrzeuge lagen innerhalb von nur 2,5 Sekunden. Hier konnte der auch in der LMS dominierende Porsche von Van Merksteijn Motorsport die Spitzenposition belegen - unter anderem am Steuer: Jos Verstappen. Auf der Strecke traf der Niederländer auf einen alten Bekannten, denn auch Heinz Harald Frentzen drehte seine Runden auf den französischen Landstraßen. Der F1-Vizeweltmeister von 1997 belegte zusammen mit seiner Mannschaft und dem Aston Martin DBR09 den fünften Rang in der LMGT1.