Die Weichen sind gestellt: Deutschland wird künftig um eine Test- und Präsentationsstrecke für Automobile und Motorräder reicher. Der Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen hat die Genehmigung zum Bau und Betrieb des Bilster Berg Drive Resort in Bad Driburg erteilt. Nach rund sechsjähriger Planungsphase können damit die Bauarbeiten für die 34 Mio. Euro Test- und Präsentationsstrecke, die ohne öffentliche Mittel finanziert wird, beginnen.

"Die Strecke soll im Sommer 2012 fertig gestellt werden", erklärt der zuständige Pressesprecher, Matthias Staiger, im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Im Juni oder Juli, denn dort sind bereits die ersten Fahrten geplant." Die Planung der 4,2 km langen Strecke übernahm Hermann Tilke, der zahlreiche Formel-1-Kurse entworfen hat.

Walter Röhrls Einfluss

So entsteht auf dem Bilster Berg ein anspruchsvoller Kurs mit bis zu 26 Prozent Gefälle und 20 Prozent Steigung. Insgesamt beträgt der Höhenunterschied des ehemaligen "1st British Corps Ammunition Depot Pombsen" rund 204 m auf einer Runde. Ein alter Bekannter aus dem Motorsport war an der Erstellung des Layouts beteiligt. "Walter Röhrl hatte maßgeblichen Einfluss", so Staiger. "Er war an der Erstellung der Streckenführung beteiligt und arbeitete gemeinsam mit Tilke."

Walter Röhrl bei der Arbeit, Foto: Bilster Berg
Walter Röhrl bei der Arbeit, Foto: Bilster Berg

Damit scheint der Bilster Berg doch eigentlich prädestiniert für Motorsport-Veranstaltungen, oder? "Nein, Formel 1, DTM, GT Masters und Co. passen nicht in unser Business-Konzept", sagt Staiger. "Wir werden auch nicht auf die Veranstalter zugehen." Den Grund für den Verzicht auf Motorsport nennt Projekt-Entwickler und Geschäftsführer Hans-Jürgen von Glasenapp: "Die damit verbundenen Kosten für die Infrastruktur, wie große Parkplätze, Tribünen und sanitäre Einrichtungen, stehen in keinem Verhältnis zur Einnahmeseite. Von Personalkosten ganz zu schweigen. Da backen wir auf dem Bilster Berg lieber kleinere, aber dafür ertragreiche Brötchen."

Clubsport ist möglich

Andere Strecken in Deutschland, wie Hockenheim oder der Nürburgring, würden unter der Woche mit Testfahrten der Automobilhersteller Geld verdienen, um mit Großveranstaltungen, wie die F1 oder der DTM rote Zahlen zu schreiben, betont Staiger. Tribünen seien in Zukunft nicht geplant, es gebe höchstens Raum für Naturtribünen.

Ganz ausschließen will der Bilster Berg den Motorsport allerdings nicht. "Motorsportliche Veranstaltungen im Cubsport-Bereich sind möglich", so Staiger. Röhl gefällt der neue Kurs, der seine Handschrift trägt: "Hier entsteht eine Strecke, die zu den authentischsten und fahrerisch anspruchsvollsten Anlagen Europas gehören wird und den Geist klassischer Naturstrecken weiterleben lässt."