Sebastien Bourdais mag die USA. Fünf Jahre lang lebte er dort, baute Freundschaften auf und war mit vier Titeln in Folge durchaus erfolgreich. Nur eins versteht er überhaupt nicht: die steigende Anzahl an überhöhten Ovalrennen. "Ich bin kein großer IRL-Fan", sagt er offen im Pressegespräch in Hockenheim. Nach seinen ersten drei ChampCar-Jahren habe die Möglichkeit bestanden, in die IRL zu wechseln, doch seine Frau bremste ihn aus. "Sie war nicht gerade begeistert von der Idee", verrät Bourdais, der sich für die Zukunft aber alle Wege offen lässt - auch jenen in die IRL.

Auf Anderthalb-Meilen-Ovale mit über 20 Grad Neigung kann Bourdais aber verzichten. "Das ist aus meiner Sicht richtig dumm", sagt er und nennt sie ein 'driver killer thing', also eine lebensgefährliche Angelegenheit. "Es ist ein Wunder, dass dabei noch kein Fahrer ums Leben gekommen ist." Er ist in der ChampCar-Serie schon einige solcher Rennen gefahren, bevor sich die Serie davon wegentwickelte, weil es zu gefährlich wurde. "Das ist Wahnsinn, aber sobald man im Cockpit sitzt, denkt man nicht darüber nach, ist genauso dumm wie alle anderen." Aber rückblickend hat Bourdais dafür nur eine Bezeichnung: "Es ist nur noch verrückt."

Bourdais geht es auf den Superspeedways zu sehr rund., Foto: Sutton
Bourdais geht es auf den Superspeedways zu sehr rund., Foto: Sutton

Talent benötige man für diese überhöhten Ovalrennen nicht. "Wenn man verrückt genug ist, immer Vollgas zu geben, egal ob man links oder rechts herum vorbeifährt, hat man gute Siegchancen", kritisiert Bourdais. "Ein kompletter Idiot ohne Talent kann dort fahren. Er muss nur dumm genug sein, Vollgas geben und NASCAR mit freistehenden Rädern spielen." Alles habe seine Grenzen und bestimmte Streckenüberhöhungswinkel seien für Rennwagen mit freistehenden Rädern einfach nicht geeignet. Jeder wolle auf den großen NASCAR-Strecken fahren, allerdings seien die meisten davon mittlerweile so umgebaut worden, dass sie nicht mehr für Formelautos geeignet sind. "

Das mag Bourdais nicht, denn das hat für ihn nichts mehr mit Rennfahren zu tun. "Das ist nur noch Angst einflößend und wenn es einmal schief geht, dann kannst du dich damit umbringen." Als Familienvater kann er darauf verzichten. "Aber ich kritisiere nicht Ovalrennen im Allgemeinen." Wenn man das richtige Paket aus Auto und Strecke habe, seien diese durchaus spannend und fordernd. "Für die 1,5 Meilen-Ovale gibt es aber kein richtiges Paket." Wenn man auf den Superspeedways mit steilem Banking, wenig Flügel und 1,000 PS ohne Rücksicht auf Verluste Vollgas gebe, könne das Auto leicht zu einem Flugzeug mutieren. "Das brauche ich nicht." Egal wie gern Bourdais die USA und seine Freunde dort hat.