Am Sonntag (29.05) gab es traditionsbehafteten Motorsport, wo auch immer der Blick hinfiel: 24h Nürburgring, Formel 1 in Monaco, NASCAR, MotoGP und natürlich die legendären Indy 500 in Indianapolis! Auf dem 2,5 Meilen (etwa 4 Kilometer) langen Kurs kämpften 33 Fahrer in 200 Runden, also 500 Meilen (etwa 804 Kilometer), um den Sieg.

Ganz oben auf dem Treppchen landete am Ende durch eine Verkettung von Unfällen sowie roten und gelben Flaggen der ehemalige Formel-1-Fahrer Marcus Ericsson. Damit ist der Chip-Ganassi-Pilot nach Kenny Bräck 1999 erst der zweite Schwede, welcher die Indy 500 gewann. Auf Platz zwei fuhr Patricio O'Ward sein bestes Indy-500-Ergebnis ein. IndyCar-Veteran Tony Kanaan machte das Podest komplett. Weniger Glück hatte Ex-Haas-Pilot Romain Grosjean, der Andretti-Mann beendete das Rennen vorzeitig mit einem harten Einschlag in der Wand.

Marcus Ericsson küsst den 'Yard of bricks', Foto: LAT Images
Marcus Ericsson küsst den 'Yard of bricks', Foto: LAT Images

Indy 500 2022: So kam es zum Chip-Ganassi-Sieg

Von der Pole Position startete Chip-Ganassi-Kollege Scott Dixon. Ericsson startete auf Platz fünf aus der zweiten Startreihe. Nach einem soliden, jedoch nicht spektakulären Start des Schweden sah es zu Beginn des Rennens so aus, als könnte Ericsson um einen Podestplatz kämpfen. Mit dem Sieg war zunächst aber nicht zu rechnen.

Doch Indy-500-typisch bot das Rennen einige Zwischenfälle, welche die Reihenfolge wild durcheinander mischte. Speziell Turn zwei sorgte im Rennen für einige Unfälle. Der tückische Wind im zweiten Eck sorgte für Abflüge bei Rinus van Kalmthout, Callum Ilott, Romain Grosjean und später auch zum rennentscheidenden Zwischenfall von Sage Karam.

Der große Profiteur der Safety-Car-Phasen hieß Alexander Rossi. Der Sieger des 100. Indy-500-Rennens legte eine spektakuläre Aufholjagd hin. Von Startplatz 27 pflügte der US-Amerikaner bis auf Position fünf durchs Feld.

An der Spitze sah es über lange Strecken trotz des Safety-Car-Chaos nach einem mühelosen Sieg für Pole-Setter Dixon aus. Doch ein verheerender Verbremser in der Boxeneinfahrt führte zu einer Durchfahrtsstrafe, damit war der Traum vom zweiten Indy-500-Sieg dahin. Ohne Dixon im Weg und durch eine ideale Strategie konnte Ericsson bis auf die erste Position nach vorne fahren. Bis in die heiße Schlussphase führte der Schwede das Rennen komfortabel vor O'Ward an.

Dann, nur vier Runden vor Schluss: Rennabbruch. NASCAR-Rekordchampion und IndyCar-Umsteiger Jimmie Johnson verunfallte in Turn zwei und das Trümmerfeld ließ sich nicht unter dem Safety Car aufräumen. "Ich konnte es nicht glauben", sagte Ericsson nach dem Rennen. Das Führungspolster von mehreren Sekunden schmolz nach dem Restart auf weniger als eine halbe Sekunde.

Der ehemalige Formel-1-Pilot gab den Sieg jedoch nicht so leicht auf. In der vorletzten Runde wehrte sich Ericsson mit einem harten Manöver gegen O'Ward. "Er hätte mich in die Wand gedrückt, wenn ich es weiter versucht hätte", sagte der Zweitplatzierte nach dem Rennen. Doch als es danach aussah, als könne Ericsson den Mexikaner mit irischen Wurzeln nicht mehr hinter sich halten, folgte die Erlösung.

Karam verlor in Runde 200 die Kontrolle und schlug in Turn zwei ein. Das führte zu einer Gelb-Phase, die Ericsson am Ende den Sieg sicherte. Am Schluss der 500 Meilen lag O'Ward nur 0,445 Sekunden hinter dem Sieger. Für Ericsson war die Schlussphase vor dem Rennabbruch eine emotionale Achterbahnfahrt: "Du kannst solche Dinge nie als selbstverständlich betrachten, am Ende habe ich gebetet, dass es nicht noch eine Gelb-Phase geben wird, aber ich habe schon damit gerechnet. Es war hart sich zu konzentrieren, aber ich wusste, das Auto ist super."