Scott Dixon krönt sich nach einem chaotischen Final-Rennen in St. Petersburg zum sechsten Mal zum IndyCar-Champion. In einem Rennen, das Titelrivale Josef Newgarden gewinnt und insgesamt sechs Gelbphasen, viele Unfälle und viel Chaos sieht, reicht dem Ganassi-Piloten der dritte Platz zur erneuten Krönung.
IndyCar St. Petersburg 2020: Das Rennen kompakt
Der Rennverlauf: Pole-Setter Power ließ am Start nichts anbrennen und verteidigte die Führung erfolgreich. Doch bereits nach fünf der 100 Runden verlor Power durch Schaltprobleme dramatisch an Pace und musste das Andretti-Trio Rossi, Herta und Hinchcliffe ziehen lassen. Bis zur ersten Boxenstopp-Runde ab Runde 30 häufte er 18 Sekunden Rückstand auf das Spitzenduo Rossi und Herta an. Hinchcliffe seinerseits hielt mit seinen Teamkollegen nicht mit.
Die erste Stopp-Runde sorgte für eine erste Wende im Titelkampf: Newgarden kam am gesamten Zug vorbei, der sich vor dem Stopp hinter Power bildete. Damit lag der Titelverteidiger auf P5, während Dixon auf P11 hängen blieb. In Runde 37 war das Rennen dann für Power nach einem Einschlag in die Mauer endgültig vorbei, der Unfall zog die erste Caution nach sich. Beim fälligen Restart krallte sich Newgarden P4 von VeeKay, während weiter hinten Ferrucci abflog. Damit gab es gleich die nächste Gelbphase.
Auch der nächste Restart ging schief: Im Hinterfeld sind sich McLaughlin und VeeKay ins Gehege gekommen. Damit kam das Pace Car zum dritten Mal raus. Beim nächsten Versuch ging alles gut, doch im Mittelfeld gab es Chaos, da Harvey wild umher rutschte. Als sich das Rennen wieder ein wenig beruhigte, lagen Newgarden auf P4 und Dixon auf P6. Vorne führten weiter Rossi, Herta und Hinchcliffe das Rennen an. Rossi war kurz darauf seinen Schatten los: Herta fiel durch einen Verbremser in Runde 63 hinter Hinchcliffe und Newgarden zurück.
Newgarden setzte im Titelkampf alles auf eine Karte und eröffnete in Runde 65 die zweite Stopp-Runde, Rossi und Dixon reagierten umgehend. Auf kalten Reifen warf Rossi den wohl sicheren Sieg in Runde 70 weg, damit gab es die vierte Gelbphase des Rennens. Beim Restart verteidigte sich Herta an der Spitze gerade so, aber Andretti landete in der Mauer.
Somit gab es gleich die nächste Caution, in der Hinchcliffe plötzlich durch einen Dreher für Chaos sorgte. Bei der Rückkehr auf die Strecke fuhr sich der Kanadier dann auch noch den Frontflügel ab. Zu allem Überfluss fing es in dieser Gelbphase auch noch an zu tröpfeln. Trotzdem Restart in Runde 79: Newgarden kassierte Palou und Herta und schnappte sich damit die Führung! Dahinter arbeitete sich Dixon auf P3 hinter Herta nach vorne. Im Hinterfeld krachte Askew nach Kontakt mit Sato in die Reifen, damit kam es zur sechsten Caution des Rennens.
Als wäre das noch nicht genug, musste 17 Runden vor Schluss das Pace Car mangels Sprit in die Box abbiegen. Kurios: Das Feld musste daraufhin noch eine Runde unter Gelb ohne das Pace Car absolvieren, ehe das Rennen wieder freigegeben wurde. Beim Restart behauptete Newgarden die Spitze, dahinter arbeitete sich O'Ward an Dixon und Herta vorbei auf P2. 15 Runden vor Schluss flog Herta fast in die Mauer ab, damit lag Dixon als Dritter auf Podiumskurs.
Newgarden war anschließend auf dem Weg zum Sieg nicht mehr aufzuhalten. Doch das reichte nicht für den dritten Meistertitel, denn Dixon brachte den dritten Platz hinter O'Ward nach Hause. Der Ganassi-Pilot darf damit über seine sechste Meisterschaft in der IndyCar-Serie jubeln. Hinter ihm kamen Bourdais und Hunter-Reay ins Ziel.
Cautions und Zwischenfälle:
- Caution 1 (Runde 37 bis 40): Unfall von Will Power
- Caution 2 (Runde 41 bis 46): Unfall von Santino Ferrucci
- Caution 3 (Runde 47 bis 52): Unfall von Scott McLaughlin und Rinus VeeKay
- Caution 4 (Runde 70 bis 74): Unfall von Alexander Rossi
- Caution 5 (Runde 75 bis 79): Unfall von Marco Andretti
- Caution 6 (Runde 80 bis 84): Unfall von Oliver Askew
Das sagt Meister Dixon: "Das ist eine Leistung des ganzen Teams, ich kann ihnen nicht genug danken. Auch Honda, was die in diesem Jahr aus dem Hut gezaubert haben, ist unglaublich. Zwei Titel in drei Jahren, das läuft ja ganz gut. Das geht nur über das Team. Wir hatten ein paar Veränderungen im Winter. Aber auch Respekt an Josef und Penske, sie haben in der Schlussphase der Saison viele Punkte geholt. Nächstes Jahr wird es auch so sein. Aber danke ans Team und jetzt gönnen wir uns erst mal ein Bier."
Das sagt Sieger Newgarden: "Das fühlt sich auf jeden Fall bittersüß an. Erst einmal Gratulation an Scott und seine Crew. Sechs Titel zu holen ist eine großartige Leistung. Ich wüsste aber nicht, was wir dieses Jahr anders hätten machen können. Die Jungs haben fehlerlos gearbeitet, waren an der Box in diesem Jahr die Schnellsten. Ich bin sehr stolz, ein Teil dieses Teams zu sein. Wir haben einfach den Kürzeren gezogen. Jetzt werden wir uns erst einmal resetten, um nächstes Jahr stärker zurückzukommen. Ich verspreche euch, dass wir im Kampf dabei sein werden."
Top-5 in Rennen und Gesamtwertung:
Pl. | Fahrer | Pl. | Fahrer (Punkte) |
1. | Josef Newgarden | 1. | Scott Dixon (537) |
2. | Patricio O‘Ward | 2. | Josef Newgarden (521) |
3. | Scott Dixon | 3. | Colton Herta (421) |
4. | Sebastien Bourdais | 4. | Patricio O'Ward (416) |
5. | Ryan Hunter-Reay | 5. | Will Power (396) |
IndyCar St. Petersburg: Newsflash seit dem letzten Rennen
Neues vom Fahrermarkt: Die Silly Season ist auch in der IndyCar-Serie in vollem Gange. Im Fokus der Gerüchteküche steht vor allem das McLaren-Team: Während man mit Patricio O’Ward verlängert hat, verabschiedet man sich von Oliver Askew. Als Top-Kandidaten für das frei gewordene Cockpit gelten Felix Rosenqvist und Helio Castroneves. Penske hat unterdessen Scott McLaughlin als Vollzeit-Fahrer für 2021 bestätigt, "Rookie of the Year" Rinus VeeKay fährt 2021 im Team von Ed Carpenter.
Prominente Zugänge?: Stichwort Silly Season - die bringt zwei prominente Namen mit der IndyCar-Serie in Verbindung. Kevin Magnussen könnte nach seinem Aus bei Haas in der Formel 1 nun in die USA übersiedeln. Außerdem scheint auch Antonio Felix da Costa den Schritt über den Atlantik zu wagen. Der amtierende Formel-E-Champion hat eine Testmöglichkeit bei Rahal Letterman Lanigan Racing erhalten und wird dort im November im Auto sitzen.
Alles beim Alten - auch 2022: Die IndyCar-Verantwortlichen haben den Start der neuen Motorenformel um ein Jahr nach hinten verlegt. Damit fährt die Serie auch 2022 noch mit den bewährten 2,2-Liter-V6-Twinturbos, was Honda und Chevrolet wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. Für die neue Motoren-Ära ab 2023 (2,2-Liter-V6-Twinturbos mit Hybrid-System) arbeitet man weiterhin daran, einen dritten Hersteller an Land zu ziehen. In der Favoritenrolle dafür soll weiterhin Ferrari sein.
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