Einen unerwarteten Ausgang nahm der Testeinsatz des Audi Sport Team Joest beim 1000-Meilen-Rennen "Petit Le Mans" in Road Atlanta (US-Bundesstaat Georgia): Der amerikanische Langstrecken-Klassiker musste noch vor der Halbzeit wegen extrem starker Regenfälle abgebrochen werden. Obwohl Audi fast die gesamte Zeit in Führung lag, wurden die beiden R15 TDI nur auf den Plätzen drei und vier gewertet. Kleiner Trost: Der Diesel-Rennsportwagen gewann den Effizienzpreis "Michelin GreenX Challenge" – eine Trophäe, die an das umweltfreundlichste und effizienteste Fahrzeug verliehen wurde.

Dabei war der technisch innovative Audi R15 TDI am Renntag auch das schnellste Auto im Starterfeld. Im Regen konnten Allan McNish und Marco Werner gleich zu Beginn die beiden aus der ersten Reihe gestarteten Peugeot 908 überholen und sich immer weiter von den Verfolgern absetzen. Auf abtrocknender Strecke wurde die Überlegenheit der R15 TDI noch größer. Nur eine Gelbphase verhinderte, dass Allan McNish nach eineinhalb Stunden auch den zweiten der beiden Peugeot überrunden konnte.

In den folgenden Stunden sorgten Nieselregen und insgesamt sieben Gelbphasen dafür, dass sich das Feld an der Spitze immer wieder zusammen schob. Allan McNish und Dindo Capello verteidigten ihre Führung trotzdem mehr als vier Stunden lang, ehe sich McNish zu Beginn der fünften Stunde im Nieselregen auf der extrem rutschigen Strecke hinter dem Safety Car drehte und hinter die beiden Peugeot 908 zurückfiel.

Als es kurz darauf heftig zu regnen begann, reagierte das Audi Sport Team Joest am schnellsten und holte die beiden R15 TDI eine Runde vor der Konkurrenz von Peugeot zum Wechsel auf Regenreifen an die Box. Doch der Regen wurde so stark, dass immer mehr Fahrzeuge wegen Aquaplanings von der Strecke kreiselten, darunter auch die beiden Audi R15 TDI.

Als die Prototypen selbst dem Safety Car nicht mehr folgen konnten, wurde das Rennen nach 4:52 der angesetzten zehn Stunden abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die beiden Peugeot 908 knapp vor den beiden Audi R15 TDI. Da sich das Wetter nicht mehr besserte, wurde das Rennen mit Einbruch der Dunkelheit für beendet und Peugeot zum Sieger erklärt, obwohl nicht einmal die Hälfte der Distanz absolviert worden war.

Aus Sicherheitsgründen stimmte auch Audi dafür, das Rennen nicht mehr neu zu starten, obwohl die beiden Audi R15 TDI an diesem Tag nur schwer zu schlagen gewesen wären – und diese Erkenntnis stimmt positiv für Le Mans 2010.

Stimmen nach dem Rennen

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Motorsportchef):
Bis auf das Ergebnis können wir eine positive Bilanz ziehen. Wir wollten das Rennen nutzen, um mit dem R15 TDI Erfahrung zu sammeln und haben gesehen, dass das Auto die Basis-Performance hat. Das war für uns eine sehr wichtige Erkenntnis. Wir waren im Regen, auf abtrocknender Strecke und im Trockenen immer schneller oder mindestens gleich schnell wie unsere Konkurrenten und lagen bis kurz vor dem Abbruch des Rennens in Führung. Leider hat sich Allan (McNish) in einer Gelbphase gedreht. Bei Beginn des großen Regens haben wir unsere Autos mit guten strategischen Entscheidungen wieder in gute Positionen gebracht. Doch dann kam der Abbruch. Dass das Rennen nicht mehr neu gestartet wurde, war schade für uns, aber aus Sicherheitsgründen absolut richtig.

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest):
Wir wollten hier lernen und haben viel gelernt – unter anderem, dass es ganz verrückte Rennen geben kann ... Die Anfangsphase war gigantisch: Allan (McNish) war im Nassen unheimlich gut. Peugeot hatte erstaunlicherweise nichts entgegenzusetzen. Anschließend hatte Peugeot unheimlich viel Glück. Sie standen kurz davor, von uns überrundet zu werden, als die erste Gelbphase kam. Dass sich Allan dann hinter dem Safety Car gedreht hat und dadurch die Führung verloren hat, war natürlich unglücklich. Dass dies auch noch der Endstand des Rennens sein sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt keiner wissen und ist echt bitter. Ich persönlich sehe das Rennen ohne reelle Wertung und uns als moralische Sieger. Bis zum Abbruch war es auf jeden Fall eine schöne Show.

Dindo Capello (Audi R15 TDI #2):
Das war ein verrücktes Rennen. Leider haben die Wetterbedingungen eine mögliche große Show zerstört, denn ich denke, es wäre bis zum Schluss ein toller Kampf mit Peugeot gewesen. Doch wir mussten schon vor Halbzeit aufhören. Wir hatten unheimlich viel Pech mit den Gelbphasen und haben erst wenige Minuten vor der roten Flagge die Führung verloren. Das war wirklich Pech! Andererseits war es sehr schön, wieder in Amerika und speziell bei diesem Rennen zu fahren. Und es war gut zu sehen, dass wir im Rennen mit den Peugeot – anders als in Le Mans – mehr als nur mithalten konnten.

Allan McNish (Audi R15 TDI #2):
Es war sehr frustrierend für uns, dass das Rennen wegen des schlechten Wetters gestoppt werden musste. Wir waren am Anfang in einer so starken Position. Wir hatten ein gutes und leicht zu fahrendes Auto, mit dem ich einen ziemlich großen Vorsprung herausfahren konnte, der nur durch Gelbphasen zunichte gemacht wurde. Ich habe die Führung durch einen Dreher hinter dem Safety Car verloren, als wegen des Nieselregens kaum Grip auf der Strecke war. Wir hatten trotzdem noch alle Chancen, als die rote Flagge kam – es waren ja noch gut und gerne 650 der 1000 Meilen zu fahren ... Dass es nicht ging, war schade für alle. Aber die Streckenbedingungen haben es einfach unmöglich gemacht.

Lucas Luhr (Audi R15 TDI #1):
Das war ein recht kurzes Vergnügen. Da ich in diesem Jahr nur drei Rennen absolviert habe, wäre ich natürlich gerne etwas länger gefahren. Ich glaube, wir hätten hier auch wirklich eine gute Chance gehabt. Aber Sicherheit geht nun einmal vor. Es wäre wirklich zu riskant gewesen, das Rennen noch einmal zu starten. Deshalb war die Entscheidung absolut vernünftig. Der Ausgang ist natürlich nicht so glücklich für uns. Aber damit müssen wir alle leben.

Marco Werner (Audi R15 TDI #1):
Wären die Bedingungen etwas besser gewesen, hätten wir uns auf einen Restart gefreut. Wir lagen zwar eine Runde zurück, aber ich denke, wir hätten uns durchaus zurückrunden können. Unter diesen Bedingungen hatten wir einen kleinen Vorteil gegenüber den Peugeot. Unser Auto ging auf abtrocknender Strecke wesentlich schonender mit den Reifen um als der Peugeot. Wir hatten am Anfang eine klare Doppelführung und hätten möglicherweise einen Doppelsieg holen können. Dass es jetzt heißt, Audi ist zum ersten Mal geschlagen worden, ist schade. Aber ich sehe das nicht so: Unter realen Bedingungen hätte das Ergebnis ganz anders ausgesehen – und das war kein reales Rennen.