Beim Qualifying für das "Petit Le Mans"-Rennen in Road Atlanta gelang Marco Werner mit dem 650 PS starken Diesel-Sportwagen eine Rekordrunde. Der Deutsche unterbot den seit 2000 von Allan McNish gehaltenen Bestwert um fast 1,5 Sekunden. Bei der zehnten Ausgabe des berühmten amerikanischen Langstrecken-Rennens startet damit erstmals ein Diesel-Sportwagen von der Pole Position. Dindo Capello fuhr im zweiten Audi R10 TDI des Teams Audi Sport North America die drittschnellste Zeit.

Nach starken Regenfällen am Vormittag war die Strecke zum Qualifying wieder trocken, jedoch extrem rutschig. Marco Werner und seine Crew kamen mit den veränderten Bedingungen am besten zurecht. Mehrmals wechselte die Spitze zwischen dem Audi und dem besten LM P2-Porsche ehe sich Werner endgültig durchsetzen konnte. Mit 0,133 Sekunden Vorsprung entschied er den Qualifying-Krimi für sich.

Der Jubel im Team Audi Sport North America über diese Pole Position war besonders groß, weil der Audi R10 TDI mit der Startnummer zwei am Vortag bei einem Highspeed-Unfall in Turn 1 - verursacht durch einen Reifenschaden hinten links - stark beschädigt worden war. Dass Emanuele Pirro dabei bis auf Prellungen unverletzt blieb, verdankte er der hohen passiven Sicherheit des R10 TDI.

Am Freitagvormittag musste die Crew den Audi R10 TDI nach einem Aquaplaning-Unfall ein zweites Mal reparieren. Das Rennen in Road Atlanta wird am Samstag um 11:15 Uhr Ortszeit (17:15 Uhr in Deutschland) gestartet und führt über eine Distanz von 1000 Meilen oder maximal zehn Stunden. Audi ist bei sieben Petit Le Mans-Einsätzen bisher unbesiegt. Im vergangenen Jahr triumphierten Dindo Capello und Allan McNish, die sich am Samstag bereits vorzeitig den Titel in der Fahrerwertung sichern könnten.

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Motorsportchef):
Es ist schön, die erste Petit Le Mans-Pole Position für einen Diesel geholt zu haben. Das Qualifying war sehr eng und spannend. Aber unsere Jungs haben sich diese Pole Position verdient, denn sie haben hart dafür gearbeitet. Natürlich freue ich mich über das Ergebnis. Jetzt müssen wir aus den Daten, die wir gesammelt haben, eine optimale Abstimmung zusammenstellen, mit der wir im Rennen konstant schnell fahren können.

Emanuele Pirro (Audi R10 TDI #2):
Diese Pole Position ist toll für die Motivation. Das Rennen ist so lang, dass es keinen Vorteil bedeutet, von der Pole Position zu starten. Aber nach all den Schwierigkeiten die wir hier bisher hatten, war dieses Erfolgserlebnis wichtig für die ganze Mannschaft. Eigentlich wäre ich an der Reihe gewesen, das Qualifying zu fahren. Aber nach meinem Unfall gestern fühlte ich mich heute nicht besonders gut. Ich freue mich, dass Marco (Werner) einen so tollen Job gemacht hat. So kann es morgen weitergehen!

Marco Werner (Audi R10 TDI #2):
Diese Pole Position kam ziemlich unerwartet für mich, weil ich hier eigentlich gar nicht mit dem Qualifying dran war. Außerdem habe ich vor zwei Wochen geheiratet - und man sagt ja immer, Heiraten und Kinderkriegen kostet eine Sekunde... Ich bin froh, dass es nicht so ist! Im Ernst: Ich bin hier vor dem Qualifying nicht so viel zum Fahren gekommen. Zudem mussten wir mit dem Setup etwas experimentieren, aber es hat gut funktioniert. Mit wenig Sprit im Tank ist Road Atlanta etwas Besonderes und das habe ich genossen. Danke an das Team und an Audi: Unser Auto hatte hier zwei Unfälle, alle haben wirklich viel gearbeitet. Diese Pole Position ist für die Jungs!

Dindo Capello (Audi R10 TDI #1):
Ich hatte im Qualifying überraschend starkes Untersteuern. In Rechtskurven war es besonders schlimm. Im Augenblick rätseln wir noch ein wenig über die Ursache. Wir haben während des Qualifyings die Reifen von links nach rechts getauscht. Dadurch wurde das Handling in den schnellen Abschnitten besser, aber in den langsamen Kurven habe ich noch immer zu viel verloren. Ich hoffe, dass es im Rennen besser läuft, denn wir werden das Problem lösen. Bisher konnte ich Petit Le Mans schon dreimal gewinnen - ein vierter Sieg hier wäre großartig.

Allan McNish (Audi R10 TDI #1):
Durch das wechselhafte Wetter hatten wir bisher recht schwierige Tage. Ich glaube, kein Team ist hundertprozentig aussortiert. Audi hat viel Erfahrung bei diesem Rennen, auch wenn die Strecke durch den neuen Belag doch recht anders ist. Das Qualifying hat gezeigt, dass wir keine perfekte Abstimmung hatten, nachdem wir hier zuvor in fast allen Trainingssitzungen vorne lagen. Ich bin sicher, dass wir das für das Rennen aussortieren können. Es ist ein langes Rennen, und ich erwarte einen harten Kampf - vor allem, wenn ich mir die Zeiten der Penske-Porsche ansehe.

Dave Maraj (Teamdirektor Audi Sport North America):
Ich bin sehr glücklich über unser Qualifying-Ergebnis. Es ist das erste Mal, dass ein Diesel die Petit Le Mans-Pole geholt hat - und das nach dem heftigen Unfall gestern, bei dem Emanuele (Pirro) glücklicherweise unverletzt geblieben ist. Das Team hat einen tollen Job gemacht und Marco (Werner) ein Auto hingestellt, mit dem er im Qualifying die Pole holen konnte. Wegen des Regens am Morgen war die Strecke ziemlich rutschig. Wenn mehr Gummi auf der Strecke liegt, wird das Rennen schneller. Bisher können wir zufrieden sein, aber das Rennen wird hart.

Die Startaufstellung in Road Atlanta

1. Pirro/Werner (Audi R10 TDI) 1.08,906 Min. (1. LM P1)
2. Dumas/Bernhard/Long (Porsche) 1.09,039 Min.
3. Capello/McNish (Audi R10 TDI) 1.09,366 Min. (2. LM P1)
4. Maassen/Briscoe/Collard (Porsche) 1.09,462 Min.
5. Brabham/Johansson/Kerr (Acura/Honda) 1.10,000 Min.
6. Herta/Meira/Kanaan (Acura/Honda) 1.10,223 Min.
7. Wallace/Leitzinger/Lally (Porsche) 1.10,499 Min.
8. Fernandez/Dias (Acura/Honda) 1.10,713 Min.
9. Field/Field/Berry (Lola-Judd) 1.10,973 Min. (3. LM P1)
10. Pickett/Graf/Gidley (Lola-AER) 1.11,031 Min. (4. LM P1)