Im Juni hat Audi mit dem Diesel-Rennsportwagen R18 TDI und der Ultra-Leichtbau-Technologie in einem dramatischen Rennen den zehnten Sieg bei den berühmten 24 Stunden von Le Mans gefeiert. Am 1. Oktober peilt das Audi Sport Team Joest beim US-Pendant "Petit Le Mans" in Road Atlanta im US-Bundesstaat Georgia ebenfalls den zehnten Triumph der Marke mit den vier Ringen an.

Neunmal hat Audi das neben den 24 Stunden von Daytona und den 12 Stunden von Sebring bedeutendste Langstrecken-Rennen Nordamerikas bereits gewonnen. Von 2000 bis 2005 war der Audi R8 beim 1.000 Meilen oder maximal zehn Stunden langen Rennen nicht zu schlagen. 2006, 2007 und 2008 triumphierte dreimal in Folge der Audi R10 TDI. Nach unglücklichen Niederlagen in den vergangenen beiden Jahren mit dem R15 TDI will Audi mit dem neuen R18 TDI in Road Atlanta wieder auf die Siegerstraße zurückkehren.

Zwei Fahrzeuge setzt das Audi Sport Team Joest beim ersten Überseerennen des R18 TDI ein, aufgrund der Renndauer mit jeweils drei Fahrern: Timo Bernhard und Marcel Fässler, die im Intercontinental Le Mans Cup (ILMC) seit Imola ein Fahrerteam bilden und schon zweimal auf dem Podium standen, werden durch Romain Dumas unterstützt. Gemeinsam mit Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen und Allan McNish geht Dindo Capello an den Start - der mit fünf Gesamtsiegen (2000, 2002, 2006, 2007 und 2008) erfolgreichste Fahrer des US-Klassikers.

Pech im Vorjahr

Im vergangenen Jahr wurde der Italiener Opfer eines kuriosen Zwischenfalls: In Führung liegend löste sich die vom Reglement vorgeschriebene Einlage in seinem Helm und ließ die feuerfeste Balaclava über seine Augen rutschen. Der außerplanmäßige Boxenstopp kostete Audi den möglichen Sieg.

Kleinste Details dürften auch in diesem Jahr entscheidend sein. In Le Mans triumphierte Audi im Juni nach 24 Stunden mit gerade einmal 13,854 Sekunden Vorsprung. Beim 6-Stunden-Rennen in Silverstone lagen die schnellsten Rundenzeiten der besten vier Fahrzeuge innerhalb von 202 Tausendstelsekunden. Und bei 56 gemeldeten Teams wird es in Road Atlanta auf der Strecke ziemlich eng, unzählige Überholmanöver sorgen für ein permanentes Risiko von Berührungen.

In Road Atalanta wird mit erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen sein, Foto: DPPI
In Road Atalanta wird mit erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen sein, Foto: DPPI

Nach Platz drei in Imola und Platz zwei in Silverstone gibt es für Audi beim US-Klassiker am 1. Oktober nur ein Ziel: den Sieg. Das Audi Sport Team Joest testet deshalb bereits am Wochenende vor dem Rennen in Road Atlanta, um den R18 TDI so perfekt wie möglich auf die Besonderheiten der Rennstrecke abzustimmen und nichts dem Zufall zu überlassen.

Das taten die Ingenieure von Audi Sport auch nicht bei der Entwicklung des neuen Diesel-Rennsportwagens: Der Audi R18 TDI steckt voller technischer Innovationen - vom kompakten 3,7-Liter-V6-TDI mit Mono-VTG-Lader über die Voll-LED-Scheinwerfer bis zum Ultra-Leichtbau, der auch in der Serie von immer größerer Bedeutung ist.

Stimmen vor dem Rennen

Dr. Wolfgang Ullrich kämpft am Wochenende an zwei Fronten: "Ich persönlich freue mich sehr auf Road Atlanta. Ich mag diese Rennstrecke und finde, sie ist eine der schönsten Strecken für die Sportprototypen. Es ist eine Strecke, auf der Audi schon große Erfolge gefeiert hat. Und nachdem es in Imola leider nicht so gut lief, waren wir zuletzt in Silverstone wieder voll konkurrenzfähig. Aber wir hatten dort nicht das Glück der Tüchtigen. Ich hoffe, dass wir mit dem R18 TDI in Amerika eine gute Leistung zeigen und uns einen Sieg erarbeiten können. Gleichzeitig werde ich permanenten Telefon- und E-Mail-Kontakt nach Valencia haben, wo Martin Tomczyk vorzeitig den Titel für Audi in der DTM einfahren könnte - es wird ein wichtiges, spannendes und sehr arbeitsintensives Wochenende für Audi Sport."

"In Silverstone haben wir gesehen, wie eng es am Ende werden kann", warnt Marco Werner. "Das gab dem ganzen Team nochmal einen Schub. Unsere Leistung stimmt, wir können um den Sieg kämpfen und lagen in England mehrfach in Führung. Nach meinen Klassensiegen in Road Atlanta würde mir ein Gesamtsieg sehr viel bedeuten. Vielleicht kann ich meine Ergebnis-Reihenfolge fortsetzen: In Sebring war ich Fünfter, in Spa Vierter, in Imola Dritter und in Silverstone Zweiter. Was also fehlt noch ...?"

Romain Dumas klettert zum ersten Mal seit Le Mans wieder in den R18: "Ich freue mich, wieder im Cockpit zu sitzen. Seit Le Mans hatte ich einmal die Gelegenheit, den R18 TDI in Le Castellet zu testen. Ich mag den R18 sehr gern, weil er seit den Wintertests durch sein angenehmes Fahrverhalten auffällt. Seit Juni warte ich schon auf meinen nächsten Einsatz mit Audi. In den USA ist ‚Petit Le Mans´ ein großes und wichtiges Rennen. Ich war dort einmal Zweiter, übrigens nur ein paar Zehntel hinter einem Audi. Hoffentlich können wir diesmal gewinnen. Ich bin hoch motiviert."

Marcel Fässler warnt unterdessen vor dem Verkehr: "Wir erwarten ein sehr großes Starterfeld in Road Atlanta. Der Verkehr wird noch dichter sein als sonst. Es ist schwierig, beim ‚Petit´ zu überholen. Es gibt nur eine lange Gerade. Aber das ist für alle dieselbe Situation. Wir sollten ganz vorn mit dabei sein. Ich freue mich schon auf die schöne Rennstrecke."

Die Audi-Fahrer freuen sich auf die anspruchsvolle Strecke in Road Atlanta, Foto: DPPI
Die Audi-Fahrer freuen sich auf die anspruchsvolle Strecke in Road Atlanta, Foto: DPPI

"Für Road Atlanta kehre ich in das Cockpit des R18 TDI zurück", sagt Dindo Capello. "Vor wenigen Wochen habe ich das Auto noch getestet. Das war sehr schön, denn zuvor war mein letzter Einsatz in diesem Auto eine Runde im Warm-up in Le Mans. ‚Petit Le Mans´ ist eines der Rennen, die ich am meisten mag. Ich halte dort einen Sieg-Rekord. Und es wäre schön, wenn noch ein Erfolg dazukäme. Wir sind mindestens auf dem gleichen Niveau wie unser Mitbewerber Peugeot, müssen aber ohne Probleme über die Distanz kommen, damit auch ein gutes Ergebnis herausspringt."

"Wir freuen uns alle schon auf Road Atlanta", ist auch Tom Kristensen voller Vorfreude. "Petit Le Mans´ ist der Grand Slam der Sportwagen-Szene zusammen mit Sebring und den 24 Stunden von Le Mans. Die Strecke ist eine extreme Herausforderung. Sie ist wie eine Achterbahn mit Kuppen, Abwärtspassagen, überhöhten wie auch nach außen abfallenden Kurven, die man zum Teil nicht einsehen kann. Und die Strecke ist relativ schmal. Es gibt auch viele Richtungswechsel. Die Fans stehen hinter dem Rennen und sorgen für ein schönes Spektakel. Fast 60 Autos drängeln sich um einen Platz im Starterfeld. Das wird für uns im Cockpit anstrengend, denn wir kämpfen um jeden Zentimeter, ja Millimeter auf der Strecke. Der Wettkampf zwischen Audi und Peugeot ist extrem eng. Kleinigkeiten machen den Unterschied. Ich hoffe, wir können unser Potenzial ausschöpfen und die große Trophäe nach Hause bringen."

Allan McNish kann es ebenfalls kaum erwarten: "Es ist immer wieder schön, zum ‚Petit-Le-Mans-Rennen´ zurückzukehren. Schon bei der ersten Ausgabe 1998 war ich dabei. Ich habe bislang jedes einzelne Rennen genossen. Die Atmosphäre ist wie bei einem Karneval. Die Strecke ist wunderbar schnell. Dort gab es schon sehr spannende Rennen. Bei drei oder vier Rennen ging es am Ende nur um Sekunden oder sogar Zehntelsekunden. Ich erwarte einen extrem harten Wettbewerb. Die amerikanischen Fans werden wieder ein riesiges Festival daraus machen. Das wird garantiert ein Kracher."