Frauen die sich im Motorradrennsport versuchen zu etablieren gibt es immer wieder. Aber bislang gelang in der IDM noch keiner ein solches Kunststück wie am letzten Wochenende der Limbach-Oberfrohnaerin Sarah Heide. Mit ihrer Suzuki GSX-R600 holte sie sich am Sonntag den Laufsieg in der Supersport-Klasse und wurde damit die erste Frau, die in der Geschichte der IDM ein Rennen gewinnen konnte.

Mit ihrem Sieg konnte Heide auch der Mannheimerin Nina Prinz den Status der schnellsten Frau in der IDM ablaufen. Prinz erlebte 2008 ihre beste Saison, als sie die IDM Superbike als Gesamt-Zwölfte beendete, mit einem besten Einzelresultat von Rang fünf in Hockenheim. Im Jahr 2005 wurde Prinz Neunte der IDM Supersport.

Sarah Heide kämpft sonst um Punkte, auf dem Sachsenring gewann sie, Foto: Toni Börner
Sarah Heide kämpft sonst um Punkte, auf dem Sachsenring gewann sie, Foto: Toni Börner

Aber einen IDM-Laufsieg haben auch die ganzen anderen Damen nicht geschafft. Sarah Heide hat ihn und keiner kann ihn ihre mehr nehmen. Am Sonntag bewies sie - zusammen mit ihrem Suzuki Laux-Team und mit Teamkollege Thomas Walther - den richtigen Riecher. Vor dem zweiten Supersport-Lauf hatte es geregnet, die Piste war nass und die Rennleitung startete den Lauf als Regenrennen. Doch Heide und Walther fuhren mit Slicks los. Für die 23-jährige Lady sollte sich das ganz besonders auszahlen und zum größten Triumph werden - 2008 und 2010 konnte sie in der IDM Supersport keinerlei Punkte einfahren.

Plötzlich Erste

"Ich habe immer gesehen: Platz zwei, Platz zwei", strahlte die Siegerin nach dem Rennen. "Da habe ich mir gesagt: Ich schaue jetzt mal nicht mehr auf die Tafel, weil da war es schwierig, die Konzentration zu behalten. Dann war die Tafel zum Glück weg, aber auf einmal kam sie wieder raus und dieses Mal stand drauf: Platz eins. Da habe ich mich gefragt: Warum Platz eins? Da habe ich schon gedacht er hier [zeigt auf Thomas Walther] ist sonst wo gelandet, wieder mal."

Doch Teamkollege Walther, der auf der Strecke klar führte, war nicht gestürzt, sondern musste sich mit den Tücken des Reglements herumschlagen. An seiner Suzuki wurde am Start, nach der Entscheidung mit Slicks loszufahren, zu lange geschraubt, bis über das Zeigen der eine Minute-Tafel hinaus, was ihm 30 Sekunden Zeitstrafe einbrachte. Damit lag Heide in der bereinigten Wertung ganz vorn.

"Dann habe ich mir einfach gedacht: Jetzt fahren wir einfach mal und kucken, dass wir sauber rumkommen", so Heide weiter. "Ich muss zugeben, es ist sehr sehr nervenaufreibend, wenn man da vorn allein fährt. Ich habe dann nur noch auf die Rundenanzeige geschaut, die Tafel und die Rundenzeiten, das ging einfach nicht mehr. Ich war dann einfach froh, dass die Runden vorbei waren."

Weiter pushen oder Dampf raus?

Eine schwierige Frage musste Heide für sich klären, als sie wusste, dass sie das Rennen anführt: Pushen oder Dampf rausnehmen. "Du siehst: Du bist auf zwei, dann bist du auf eins. Da fragt man sich dann: 'Scheiße, was machst du jetzt? Pushsts du jetzt weiter oder machst du ein bisschen langsamer?' Alleine fahren war dann immer recht schwierig, aber wenn ich dann wieder jemanden auf der Piste sah, hab ich mir den als Ziel genommen." Und andere Fahrer bekam Heide genügend zu sehen. Von den 36 gestarteten Piloten waren am Ende nur noch vier in der selben Runde, alle anderen waren überrundet.

"Das hat auch einigermaßen gut funktioniert", sagte Heide zu ihrer Taktik. "In der letzten Runde war dann aber ein ganzer Pulk vor mir und ich hab mir gedacht: Jetzt macht mal, kämpft mal, ich fahre hier ganz langsam hinterher, damit ich dann auch am Ende vorne bin." Heide gewann mit rund 12 Sekunden Vorsprung auf Walther, Dritter wurde der Russe Sergei Krapukhin, der aufgrund seiner Wetterbeobachtungsgabe, die er sich beim Segeln angeeignet hat, ebenfalls auf Slicks setzte. Vierter wurde der Sieger vom Vortag, Marc Moser, die restlichen Piloten waren eine Runde zurück.