Schon über den dritten Platz im erst zweiten Renneinsatz des neuen GT-R hatten sich Warren Hughes und Jamie Campbell-Walter im Nissan GT-R des Sumo Power Racing Teams über alle Maßen gefreut. Doch dass sie nachträglich sogar noch zum Sieger des 2. Laufes zur neuen FIA GT1-Weltmeisterschaft in Silverstone ausgerufen wurden, übertraf dann doch alle zuvor ausgegebenen Ziele. Denn die hießen: Unter die ersten Acht im Training – und Top Ten-Platzierungen mit beiden Autos im Rennen.

Nachträglich zum Sieger erklärt

Und so wurde Nissan doch noch zum Sieger des Wochenendes: Zunächst erhielt der zweitplatzierte Aston Martin DB9 von Fred Makowiecki/ Thomas Accary wegen einer nicht fristgerecht angetretenen Durchfahrtsstrafe rückwirkend eine 15sekündige Zeitstrafe – was den GT-R bereits auf Platz zwei vorspülte. Damit nicht genug, wurde kurze Zeit danach der siegreiche Aston Martin von Darren Turner/Tomas Enge wegen einer über das zugelassene Mindestmaß hinaus verschlissenen Unterbodenplanke disqualifiziert – ein Urteil, gegen das das Team Berufung einlegte. So erhielten die beiden Briten im Nissan mit Startnummer 22 doch noch die legendäre, seit 1905 verliehene RAC Tourist Trophy überreicht – und stehen nun in einer Linie mit Rennsportlegenden wie Stirling Moss, Tazio Nuvolari oder Graham Hill.

Auch für das Swiss Racing Team brachte das erste Rennen auf dem umgebauten neuen Grand Prix-Kurs von Silverstone ein versöhnliches Ende: Seiji Ara und Max Nilsson holten mit Platz neun die ersten beiden WM-Punkte. Michael Krumm im zweiten Sumo Power- und Henri Moser im zweiten Swiss-GT-R schieden dagegen nach einer Kollision beziehungsweise einem heftigen Einschlag in die Reifenstapel frühzeitig aus.

50 Kilo weniger Gewicht

Schon im Qualifying-Rennen – es entscheidet über die Startaufstellung für das Hauptrennen – zeigten die vier Nissan GT-R eine im Vergleich zur Nullnummer beim Auftakt vor zwei Wochen in Abu Dhabi stark ansteigende Form. Hintergrund: Die FIA erlaubte den Nissan eine Gewichtsreduzierung um 50 Kilo, was sich unmittelbar auf die Rundenzeiten auswirkte.

Im Qualifying-Rennen am Samstag legten die späteren Sieger Hughes/Campbell-Walter mit Platz fünf eine solide Basis für den angepeilten Sprung aufs Treppchen. Peter Dumbreck und Michael Krumm wären sicher noch weiter vorn gelandet, hätte der Brite im Eifer des Gefechts nicht die weiße Begrenzungslinie an der Boxeneinfahrt überfahren. Folge: Nach einer Durchfahrtsstrafe fiel der schnellste GT-R im Feld von Platz vier auf zehn zurück. Michael Krumm machte danach noch das Beste aus der Situation – und machte zumindest wieder zwei Plätze gut.

Krumm nach Dreikampf im Kiesbett

Beim Start zum Hauptrennen schob sich Warren Hughes schon in der zweiten Runde auf Platz vier vor. Krumm dagegen wurde weit aufs Gras abgedrängt und beendete die erste Runde nur als Neunter. Kurz vor Öffnung des Boxenstopp-Fensters sah sich der auf Platz acht fahrende Deutsche in einen Dreikampf mit dem Maserati von Andrea Bertolini und der Corvette von Oliver Gavin konfrontiert. Nebeneinander bremsten sie in der elften Runde die Vale-Kurve an – was für Krumm und Gavin im Kiesbett endete. "Es war ein typischer Rennunfall. Ich wusste, dass Gavin hinter uns war, konzentrierte mich aber voll auf den Maserati. Bertolini war zwischen uns eingeklemmt, er ging zwar etwas vom Gas, doch da ich gleichzeitg leicht nach links zog, touchierte er mich kurz am Heck, worauf sich der GT-R querstellte und auch noch in die Corvette krachte", sagt Krumm. Als Folge strandete er mit verbogener Vorderrad-Aufhängung im Kiesbett.

Derweil hatte Jamie Campbell-Walter den zweiten Sumo Power GT-R von Hughes übernommen. "Wir nahmen den Fahrerwechsel recht früh vor. Als ich rausging, steckte ich sofort in dichtem Verkehr. Ich lieferte mir ein tolles Duell mit dem Maserati von Michael Bartels, wir wechselten mehrmals die Position. Kaum war ich an ihm vorbei, machte ich Jagd auf den Lamborghini von Kechele. Mir war klar, dass ich ihn nur an einer Stelle würde kriegen können: eingangs von Copse Corner. Denn dort bremste er immer etwas zu früh. Also riskierte ich es zu Beginn der 24. Runde – ich glaube nicht, dass wir uns berührt haben, aber es war verdammt knapp", so Cambell-Walter. Noch vier weitere Runden – und Nissan hatte den ersten Platz auf dem Podium sicher. Sumo Racing Team Manager Allen Orchard sagte: "Wir können das Ergebnis noch gar nicht richtig fassen. Ein Sieg im erst zweiten Rennen mit dem neuen GT-R ist mehr, als wir erhoffen konnten."