Vor etwas mehr als zwei Wochen wurde Niels Wittich aus heiterem Himmel als Formel-1-Rennleiter entlassen. Ohne Begründung wurde der Deutsche, der 2022 gemeinsam mit Eduardo Freitas die Nachfolge von Michael Masi angetreten hatte, von der FIA vor die Tür gesetzt und durch den Portugiesen Rui Marques ersetzt.

Nur 16 Tage später ist Wittich wieder als Rennleiter im Einsatz. Allerdings nicht im Rahmen der Königsklasse in Katar, sondern 1500 Kilometer weiter westlich bei der GT World Challenge Europe in Jeddah. Die GT3-Serie, die eigentlich ansonsten ihrem Namen entsprechend in Europa beheimatet ist, trägt an diesem Wochenende dort mit einem 6-Stunden-Rennen das Saisonfinale des Endurance Cups aus.

Original-Rennleiter gesperrt: Deshalb kam Wittich zu seinem neuen Job

Wittich kommt allerdings auf eine etwas kuriose Art zu seinem Debüt in der Meisterschaft. Denn der eigentliche Rennleiter Alain Adam wurde nach einer Berufung gegen ein Rennergebnis bei der letzten Runde der Sprint-Meisterschaft in der GTWCE gesperrt. Dort hatte er entgegen dem Reglement das Boxenstopp-Fenster nach 25 Minuten geöffnet, obwohl ein Safety Car auf der Strecke war. Eigentlich ist im sportlichen Reglement vorgesehen, dass das Boxenstopp-Fenster im Falle einer SC-Phase erst wieder unter grün aufgeht. Adams Argument, dass dies aus Sicherheitsgründen geschehen sei, hatte bei der Berufung keinen Bestand.

Das Ergebnis des Rennens wurde in der Folge nach einem Protest von Team WRT von dem zuständigen belgischen Motorsportverband RACB annulliert, wodurch der Rennstall die Team-Meisterschaft für sich entscheiden konnte. Für Wittich bedeutet das, dass er schon zum zweiten Mal in seiner Laufbahn nach falsch angewendeten Safety-Car-Regeln zu einem Rennleiter-Posten kommt.

Sein Einstieg in die Formel 1 erfolgte 2022, nachdem zuvor beim umstrittenen Saisonfinale 2021 sein Vorgänger Michael Masi – wie die FIA in einer Untersuchung feststellte – bei dem Zurückrunden der Überrundeten Fahrzeuge einen „menschlichen Fehler“ begangen hatte. Vor seiner Laufbahn in der Formel 1 war Wittich als Rennleiter in der DTM, der ADAC GT Masters und in diversen kleineren Serien aktiv gewesen.

Danner: Skandalös! Eine fatale Fehlentscheidung der FIA! (16:17 Min.)

Wittich war nicht der Einzige, der in den letzten Wochen bei der FIA aus bislang ungeklärten Umständen gefeuert wurde. Der Compliance-Beauftrage des Weltverbandes Paolo Basarri verlor zwei Tage nach Wittich seinen Posten, am Donnerstag des F1-Wochenendes in Katar erwischte es mit Rennsteward Tim Mayer und F2-Rennleiterin Janette Tan zwei weitere prominente FIA-Offizielle.
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