Das Experiment war endgültig gescheitert: Eine Weltmeisterschaft ohne Werksteams ließ sich nicht bewerkstelligen, die FIA GT1 Weltmeisterschaft wurde Ende 2012 endgültig begraben. Doch Stephane Ratel gibt niemals auf und so zauberte er das nächste Konzept aus dem Hut: Das alte Format der zwei Sprintrennen beibehalten, aber ohne die bürokratischen Hürden der FIA. Jeder Fahrzeugtyp kann nun so oft eingesetzt werden, wie es die Teams wollen, die FIA-Gebühren entfallen, es kann auch für einzelne Rennen genannt werden. Das Konzept scheint zunächst einmal aufzugehen: Für den Saisonstart in Nogaro sind 27 Fahrzeuge gemeldet.

Trotz aller Zuversicht gab es wieder einen Winter mit viel durcheinander: FIA GT World Series und Blancpain Endurance Series sollten zunächst eine gemeinsame Meisterschaft austragen, dann doch wieder nicht. Lange war unklar, wie viele Teams nun wirklich interessiert sind, doch je näher der Saisonauftakt rückt, umso erfreulicher sieht es aus: Ein üppiges Starterfeld, TV-Präsenz auf drei Kontinenten und ein erfolgreicher Test in Paul Ricard können optimistisch stimmen. Doch auch in ihrem ersten Jahr 2010 und nach dem ersten Reset 2012 startete die GT1-WM vielversprechend. Ob die World Series länger lebt, kann nur die Zeit zeigen.

Pro Cup: Harter Kampf mit vier Marken

Auf sportlicher Seite ist die spektakulärste Neuerung aus Frankreich zu verzeichnen: Rallye-Teilzeitpensionär Sebastien Loeb wechselt auf die Rundestrecke und bringt mit seinem Team Sebastien Loeb Racing zwei McLaren MP4-12C an den Start. Der Rallye-Superstar teilt sich eine der Turbo-Flundern mit Alvaro Parente, den zweiten McLaren pilotieren Andreas Zuber und Mike Parisy. Beide Fahrzeuge kommen für Siege in Frage. Es ist davon auszugehen, dass auch Hexis Racing bei dem einen oder anderen Lauf mit dem Supersportwagen aus Woking antritt.

Der WM-Titel wurde verpasst, jetzt soll WRT für Audi den World-Series-Titel holen, Foto: VIMAGES/Fabre
Der WM-Titel wurde verpasst, jetzt soll WRT für Audi den World-Series-Titel holen, Foto: VIMAGES/Fabre

Als Meisterfahrzeug wird der Mercedes SLS AMG GT3 an den Start gehen. Doch das siegreiche Münnich-Team ist in Richtung WTCC abgewandert. In die Fußstapfen tritt das HTP Gravity Charouz Team, das bislang unter dem Namen HEICO Motorsport firmierte. Mit Maximilian Buhk und Alon Day hat man einen Geheimfavoriten im Pro Cup genannt. Den verpassten WM-Titel will das Belgian Audi Club Team WRT in der World Series nachholen. Die Paarungen Stephane Ortelli/Laurens Vanthoor und Frank Stippler/Edward Sandström sind über alle Zweifel erhaben und neben den Loeb-Fahrzeugen am stärksten einzuschätzen.

BMW wird wiederum durch Vita4One vertreten. Michael Bartels hat jedoch fürs Erste nur ein Fahrzeug für Frank Kechele und Greg Franchi genannt. Schwer einzuschätzen dagegen sind die Z4 GT3 vom BMW Team Brazil. Während Ricardo Zonta noch allgemein bekannt ist, wird es bei Sergio Jimenez schwieriger. Bäume ausgerissen hat ehemalige GP2-Pilot bislang noch nicht. Im zweiten Fahrzeug sitzt mit Caca Bueno immerhin der fünffache Meister der Stock Car Brazil. Ihm zur Seite steht der dort nicht ganz so erfolgreiche Allam Khodair.

Ein weiterer Audi wird von Phoenix Racing eingesetzt. Mit GT-Urgestein Anthony Kumpen und Enzo Ide sitzen hier wieder zwei Hochkaräter am Steuer, die aber noch nie zusammen gefahren sind. Der vierte Mercedes wird von SMS Seyffarth Motorsport eingesetzt: Mit Jan Seyffarth und Karun Chandhok müssen sich auch hier zwei starke Fahrer zunächst noch aufeinander einschießen. Weitere Fahrzeuge werden von Rennen zu Rennen dazukommen: Phoenix Racing plant einen zweiten Audi R8 LMS ultra ab Zolder. Für Nogaro ist zudem noch ein McLaren für Niclas Kentenich und Daniel Keilwitz von Dörr Motorsport genannt.

Pro-Am Cup: Sind das wirklich Amateure?

Kann der Grasser-Lambo in dem bärenstarken Pro-Am-Feld mithalten?, Foto: VIMAGES/Fabre
Kann der Grasser-Lambo in dem bärenstarken Pro-Am-Feld mithalten?, Foto: VIMAGES/Fabre

Die Pro-Am-Kategorie ist bereits nahezu auf Profi-Niveau. Die Fahrerpaarungen sind zum Teil so stark, dass sie vermutlich sogar weit in das Feld des Pro Cup vorstoßen werden. Bei Paarungen wie Sergei Afanasiev (Ex-Formel-2-Pilot)/Allan Simonsen (HTP Gravity Charouz), Rene Rast/Niki Meyr-Melnhof (Belgian Audi Club Team WRT) oder Filip Salaquarda/Fabio Onidi (AF Corse, Ferrari 458 Italia) muss ernsthaft die Frage in den Raum geworfen werden, wie diese Teams die Zulassung für den Pro-Am-Cup bekommen haben. An guten Tagen können hier vielleicht noch Hary Proczyk/Dominik Baumann (Grasser Racing, Lamborghini Gallardo LP600+) mithalten.

Für den Rest dürfte es eher mühselig werden: BMW Sports Trophy Team India bringt einen Z4, Rodrive Competicoes einen Ford GT Novadriver einen Audi R8 LMS ultra und Nissan führt sein GT Academy Projekt konsequent mit zwei Nissan GT-R Nismo GT3 fort. Hier dürfen sich wieder junge Piloten, die Wettbewerbe an der Playstation gewonnen haben, im Cockpit beweisen. Sie werden dabei von Lucas Ordonez lernen, dem erfolgreichsten Piloten der GT Academy, der in den R35 mit der Startnummer 35 steigt.

Gentlemen Trophy: Bislang kaum Interesse

Weniger spannend sieht die Gentlemen Trophy für Amateurfahrer aus: Nur zwei Fahrzeuge sind dauerhaft eingeschrieben: Der Mercedes SLS AMG GT3 von HTP Gravity Charouz mit Jan Stovicek und Petr Charouz wird sich mit dem Rodrive-Ford GT von Raijan Mascarello/Felipe Tozzo messen. Es ist aber davon auszugehen, dass in dieser Klasse zahlreiche Einzelnennungen für einzelne Läufe eingehen werden. Beim Saisonauftakt in Nogaro werden ein weiterer Dörr-McLaren und ein Ferrari 458 Italia von SOFREV Auto Sport Promotion an den Start gehen.

Die Saison spielt sich überwiegend in Europa ab: "Bislang ging die FIA GT Series in die Welt, jetzt kommt die Welt in die FIA GT Series" ist der allgemeine Tenor. Nach dem Saisonauftakt in Nogaro geht es schnell weiter nach Zolder. Erst im Juli steht Zandvoort auf dem Programm, im August der Slovkia Ring. Nach einer weiteren Pause findet der sechste Lauf in Navarra im Oktober statt, bevor das Saisonfinale Ende November im Mittleren Osten über die Bühne gehen wird. Am wahrscheinlichsten ist hier ein Rennen in Abu Dhabi, wo die GT1-WM schon 2010 gastiert hat.