Auch in der GP3 ist die Saison 2015 seit dem Rennen am heutigen Sonntag in Abu Dhabi Geschichte. Wie schon im Vorjahr sicherte sich der Deutsche Marvin Kirchhöfer erneut den dritten Gesamtrang in der kleinsten Formelserie im Rahmen der Formel 1. Für den erfolgsverwöhnten und ambitionierten Leipziger kein Grund für Freudensprünge, hatte er sich doch eine Steigerung gegenüber der Saison 2014 erhofft. Motorsport-Magazin.com sprach mit Kirchhöfer über sein Jahr, das Wochenende in Abu Dhabi und die Pläne für 2016.

Lass uns erst mal positiv beginnen, mit diesem Wochenende hier. Der Sieg gestern war komisch...
Kirchhöfer: Wie ein richtiger Sieg fühlt es sich eigentlich nicht an, weil ich auf P3 gestartet bin, auf P3 nach dem Start war, vor mir Einer mit einem Defekt ausgefallen ist und Esteban noch eine Strafe bekommen hat. Das war eher mehr Glück, aber das braucht man auch manchmal. Im Motorsport hat man auch mal Pech und gewinnt ein Rennen deswegen nicht. Es ist schon gut, den Sieg noch einmal nach Hause gefahren zu haben. Es ist ein guter Abschluss für die Saison, aber zufrieden sein ist auch etwas anderes.

Du bist sehr selbstkritisch, auch an dem Wochenende, wo du das erste Rennen gewonnen hast. Die Saison siehst du rückblickend doch etwas kritischer, da du Dritter geworden bist, weil es kein wirklicher Fortschritt im Vergleich zum letzten Jahr war, oder?
Kirchhöfer: Ja, definitiv. Die Zielsetzung war definitiv eine andere als wieder Dritter zu werden. Es gab halt ein paar Sachen, die nicht mit reingespielt haben. Manchmal soll es halt nicht so sein, trotzdem fünf Siege und acht oder neun Podiumsplätze zu holen, das ist noch zufriedenstellend.

In Abu Dhabi hatte Marvin Kirchhöfer durch den Sieg am Samstag noch einmal Grund zur Freude, Foto: Marco Lang
In Abu Dhabi hatte Marvin Kirchhöfer durch den Sieg am Samstag noch einmal Grund zur Freude, Foto: Marco Lang

Kirchhöfer geht hart mit seiner GP3-Saison ins Gericht

Wenn du mal etwas ins Detail gehst: Woran hat es gelegen, dass bei dir diese Schwankungen drin waren? Zum Beispiel, dass es in Russland überhaupt nicht funktioniert hat?
Kirchhöfer: Wenn ich es ganz genau wüsste, könnte ich es sagen. Aber ehrlich gesagt weiß ich es selber nicht. Es hat einfach komplett der Speed gefehlt. In Spa habe ich mir selbst das Leben etwas schwer gemacht mit einer Strafe im Qualifying. Sochi war für mich unerklärlich, warum es so lief. Im Endeffekt ist das alles abgehakt. Die Siege sind das Positive, das Motivierende aus der Saison, aber über das gesamte Jahr ist es sehr schwer zu beurteilen, was passiert ist.

Wenn du dir die Zwei vor dir anschaust, was haben die in diesem Jahr besser gemacht?
Kirchhöfer: Sie hatten definitiv keinen kompletten Nuller, wie ich in Sochi, und waren mehr oder weniger immer konstant. Bei mir gab es manchmal Dinge, die ich selber nicht verstehe, dass ich im ersten Rennen gewinne und komplett mit der Pace ganz vorne bin, und dann im zweiten Rennen auf einmal geht gar nichts mehr. Das sind Sachen, die ich nicht verstehe, aber wir haben das mit dem Team ausgewertet und es gab halt Dinge, die von meiner Seite oder vom Setup her falsch gemacht wurden, aber im Endeffekt ist das auch nicht wirklich tröstend.

Was kannst du aus dieser Saison mitnehmen für dich?
Kirchhöfer: Was dich nicht umbringt, macht dich härter.

So schlimm?
Kirchhöfer: Zufriedenstellend ist wie gesagt wirklich was Anderes, und ich bin sehr selbstkritisch und auch sehr realistisch und auch sehr ehrlich zu mir selbst, was ich falsch gemacht habe und was von Anderen falsch gemacht wurde. Das hat alles einfach nicht wirklich zusammengespielt und deswegen war es dieses Jahr weder der Vize-Titel noch der Titel.

Den Blick nach vorne richten wird auch schwierig?
Kirchhöfer: Gut, klar. Es muss ja irgendwie weiter gehen, keine Frage. Bisher schaue ich, was sich für nächstes Jahr ergibt. Aber ich hoffe, dass sich vielleicht ein Schritt weiter nach oben ergeben wird und das Ganze deutlich positiver als dieses Jahr verlaufen wird.

Ein Schritt nach oben heißt wahrscheinlich nicht auf dem Podium, sondern in den Rennserien?
Kirchhöfer: Definitiv, die GP3 wird´s zu 99% nicht noch einmal werden.

Marvin Kirchhöfer fuhr zu fünf Siegen in der GP3-Saison 2015 - jetzt soll der Aufstieg in eine höhere Klasse folgen, Foto: GP3 Series
Marvin Kirchhöfer fuhr zu fünf Siegen in der GP3-Saison 2015 - jetzt soll der Aufstieg in eine höhere Klasse folgen, Foto: GP3 Series

Nächstes Ziel für Kirchhöfer: DTM!

Was ist für dich die Steigerung der GP3? GP2?
Kirchhöfer: Ja gut, momentan das größte Ziel für mich ist ehrlich gesagt, Richtung DTM zu gehen, diesen Sprung zu schaffen, weil ich die Serie an sich sehr, sehr gut finde, und man da natürlich seinem Traum schon etwas näher gekommen ist, nämlich seinen Beruf dann ausleben zu können und davon leben zu können.

Also das heißt für nächstes Jahr? Wenn wir "Wünsch dir was" spielen?
Kirchhöfer: Ein Cockpit in der DTM!

Gibt es schon Kontakte in diese Richtung?
Kirchhöfer: Ja, es gibt schon das ein oder andere Gespräch, aber man ist noch weit davon entfernt, Richtung Vertrag zu gehen. Aber ich hoffe wie gesagt, dass sich das vielleicht über den Winter gestalten wird.

Sind schon irgendwelche Testfahrten geplant über den Winter? Für GP2/GP3 hast du ja schon abgesagt, oder?
Kirchhöfer: Genau. Alles andere ist noch nicht ganz sicher, das wird sich in den nächsten Tagen entscheiden, wie es verlaufen wird.