Die letzten Runden auf dem Weg zur GP2-Meisterschaft, auf die wir so lange und hart hingearbeitet haben, waren ein ganz besonderer Moment. Ich habe mir immer wieder gesagt: "Denk jetzt bloß nicht darüber nach, dass es nur noch fünf Runden sind." Aber zwei Runden vor Schluss konnte ich nicht mehr anders, als über die letzten paar Monate nachzudenken.

Die Saison war hart, die Belohnung umso schöner: Timo ist GP2-Chamion 2007., Foto: Sutton
Die Saison war hart, die Belohnung umso schöner: Timo ist GP2-Chamion 2007., Foto: Sutton

Ich dachte an die technischen Probleme, die Kollisionen, die vielen Rückschläge im Laufe des Jahres - all das ging mir durch den Kopf. Momente wie in Belgien, wo das Team am Samstag niedergeschlagen war und ich sagte: "Okay, dann fahre ich eben morgen durch das ganze Feld." Aber am Sonntag war ich dann schon draußen, bevor das Rennen überhaupt gestartet worden war. Damals fragte ich mich, ob vielleicht jemand etwas dagegen hat, dass wir den Titel gewinnen. Aber als ich in Valencia über Start und Ziel fuhr, waren diese Gedanken verflogen; es war einfach nur ein geiler Moment.

In diesem Moment hat sich der Kreis geschlossen, der vor anderthalb Jahren in Silverstone begann. Als ich das erste Mal für iSport aus der Box fuhr und in die erste Kurve einlenkte, wusste ich, das ist ein Auto, mit dem ich gewinnen kann, mit dem ich allen zeigen kann, was ich drauf habe. Ich kann mich genau daran erinnern, wie hart wir danach bei einem Test in Le Castellet gearbeitet haben, um das Auto feinzutunen. Als ich von dem Test zurückkam, sagte ich: "Wir werden das nächste Rennen in Magny Cours gewinnen." Das war klar für mich und so sollte es auch kommen. Die gesamte zweite Saisonhälfte 2006 war perfekt.

Zu Beginn dieser Saison konnte ich fühlen, dass alle im Team die Meisterschaft haben wollten. Sie haben hart dafür gearbeitet, wir haben im Winter jede Woche miteinander telefoniert, um zu besprechen, wo wir das Auto noch verbessern konnten. Wir wussten, dass wir die Meisterschaft gewinnen konnten. Als wir nach der ersten Saisonhälfte schon 18 Punkte Vorsprung hatten, sagten viele: "Das wird einfach für Euch. Ihr habt den Titel ja schon in der Tasche." Ich habe jedes Mal geantwortet, dass es noch nicht vorbei sei. "Wartet die letzten Rennen ab. Alles kann passieren." Genauso sollte es kommen.

Es war frustrierend, zu erleben, dass wir die Pace hatten, aber sie wegen technischer oder anderweitiger Probleme nicht auf jeder Strecke ausspielen konnten. Für mich war das ein weiterer Lernprozess. Ich lernte, mich immer wieder zu motivieren. Aber wenn sich ein Team wie iSport ständig gegenseitig antreibt, immer 105% gibt, dann zieht man daraus die Energie, noch stärker zurückzuschlagen. In den enttäuschenden Momenten ist das Team noch enger zusammengerückt und wir sind jedes Mal noch stärker zurückgekommen.

Der GP2-Titel ist Timo nicht mehr zu nehmen., Foto: GP2 Series
Der GP2-Titel ist Timo nicht mehr zu nehmen., Foto: GP2 Series

Selbst nachdem das Team am Samstag in Valencia vorzeitig die Teammeisterschaft gewonnen hatte, wollte niemand feiern, bevor nicht auch ich den Fahrertitel gewonnen hatte - das zeigt, wie groß der Zusammenhalt im Team ist. Es war auch wichtig, einen so starken Teamkollegen wie Andi zu haben. Er hatte am Anfang der Saison etwas Pech, aber er war so schnell, dass wir uns gegenseitig gepusht haben. Nur in Magny Cours hat das nicht so gut funktioniert...

Am Anfang des Jahres dachte ich sogar, dass Andi mein härtester Gegner sein würde. Aber er hatte viel Pech, deshalb wurde Lucas zu meinem Hauptkonkurrenten. Er war konstant, machte keine Fehler und fuhr für das Meisterteam der letzten zwei Jahre. Wir wussten also, dass er schnell sein würde. Am Ende hatten wir etwas mehr Pace, aber zwischenzeitlich nicht das Glück auf unserer Seite. Dennoch haben wir nie aufgegeben, jedes Mal nachgelegt und zurückgeschlagen. Das war entscheidend.

Die letzten Jahre haben bewiesen, wie stark die GP2 ist. Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Heikki Kovalainen und Scott Speed haben den Sprung in die Formel 1 geschafft. Ich bin schon Testfahrer in der F1, aber ich will den nächsten Schritt machen - hoffentlich hilft mir der GP2-Titel dabei. Lewis hat allen gezeigt, was ein junger talentierter Fahrer, was der GP2-Champion im richtigen Team erreichen kann. Ich bin bereit dafür.