In Spa ist endlich mein großer Wunsch erfüllt worden: Ich habe vor den beiden Rennen einen neuen Motor erhalten. Im Zeittraining hatten sich zuvor meine Befürchtungen bewahrheitet: Der Unterschied zu meinem Teamkollegen war noch nie so schlimm wie jetzt in Belgien. Ich bin deshalb nur einen Satz frischer weicher Reifen gefahren und habe mich dann auf Longruns konzentriert. Die Unterlegenheit meines Motors, die mich ja schon in der ganzen bisherigen Saison gebremst hatte, hat dann die Entscheidung des Teams zum Wechsel beschleunigt.

Das Qualifying war da natürlich schon gelaufen. Im Rennen konnte ich mich ein wenig nach vorne arbeiten - mit dem neuen Motor, das war etwas ganz anderes. Ich hatte das ganze Jahr noch nicht das Gefühl, dass ich so mitfahren kann wie jetzt. Das war echt angenehm. Es ist natürlich schwer, wenn man so weit hinten steht, extrem weit nach vorne zu kommen. Zumal im ersten Rennen viele zweimal auf die harten Reifen gesetzt haben und wir auf Soft und Hart unterwegs waren. Aber insgesamt war das Rennen schon okay. Wenn man von so weit hinten nicht extremes Glück hat - und es sind auch nicht so viele ausgeschieden -, dann ist es nicht leicht, weit nach vorne zu kommen.

Der neue Motor ist eine wirkliche Erleichterung. Endlich weiß ich, dass ich von dieser Seite konkurrenzfähig bin und ich mich von nun an endlich auf das Rennfahren und auf mich konzentrieren kann. Natürlich hatte ich zuvor auch schon probiert, fahrerisch an mir zu arbeiten, aber wenn man immer im Hinterkopf hat, dass man noch so gut fahren kann, es aber ohnehin nicht besser als Platz 15 wird, dann ist es schwer sich zu motivieren und das andere auszublenden. Deshalb bin ich froh, dass diese Baustelle beseitigt wurde und ich die anderen Herausforderungen angehen kann.

Jetzt ist es wichtig, mit dem Team gemeinsam das Auto richtig hinzubekommen und mich so zu entwickeln, dass ich auf einem Top-Niveau mitfahren kann. Ich glaube, dass wir vom Auto her noch nicht top aufgestellt sind und dass ich auch vom fahrerischen her noch nicht so aufgestellt bin, wie ich es gerne wäre. Wir wollen die letzten Rennen nutzen und die bestmöglichen Ergebnisse holen.

In Spa gab es in der GP2 und in der GP3 heftige Unfälle. So etwas möchte ich nicht selbst erleben. Das ist bestimmt ein sehr unangenehmes Gefühl, in der Eau Rouge so abzufliegen. Als ich hinterhergefahren bin, dachte ich mir, dass Rio Haryanto Daniel de Jong hinten draufgefahren ist, weil beide schon etwas im Clinch lagen. Dann passiert das eben. Ich bin immer froh, wenn mir das nicht passiert. Und in der GP3 die Situation am Ende der Kemmel-Geraden: Ich glaube, da hat Jack Harvey das einfach nur falsch eingeschätzt. Er dachte wahrscheinlich, er wäre schon vorbei. Das sollte nicht passieren, aber Unfälle gehören dazu.

Daniel Abt hat gute Erinnerungen an Monza, Foto: Sutton
Daniel Abt hat gute Erinnerungen an Monza, Foto: Sutton

Jetzt geht es nach Monza. Daran habe ich eigentlich nur positive Erinnerungen. Auch wenn ich es im letzten Jahr nicht ganz geschafft habe, Meister in der GP3 zu werden, bin ich dort Erster und Zweiter geworden. Das war ein super Wochenende für mich. Ich kann jetzt natürlich nicht nach Monza fahren und erwarten, dass auf einmal alles super läuft, das muss man schon noch sachte angehen. Aber da ich jetzt weiß, dass der Motor funktioniert, kann ich mich auf die anderen Dinge konzentrieren. Ich hoffe, dass mit einem ordentlichen Qualifying-Resultat auch die Rennen anders werden. Eine solide Punkteausbeute wäre schön.

In Monza spricht man ja normalerweise über die Zukunft. Ich möchte auf jeden Fall im nächsten Jahr weiter GP2 fahren und dieses harte Jahr wieder gutmachen. Man hört sich jetzt schon um, spricht mit Teams und macht sich Gedanken, was es im nächsten Jahr für Optionen gibt. Wann genau eine Entscheidung fällt, ist immer schwer zu sagen, aber wenn in Abu Dhabi die Tests sind, wird man sehen, ob - und wenn ja - bei wem ich fahre.