Der GP2-Vertrag mit Venezuela GP Lazarus ist nun fix, wie groß ist die Erleichterung darüber?
Rene Binder: Ich denke, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Es ist ein kleines, professionelles Team mit starken Partnern und ich hoffe, dass ich mich dort gut weiterentwickeln kann, denn die zwei kommenden Jahre werden für mich extrem wichtig.

War bereits seit den Testfahrten in Jerez im November absehbar, dass es eine weitere Zusammenarbeit mit Lazarus geben wird?
Rene Binder: Eigentlich schon. Ich habe auch für Racing Engineering getestet, die zu den erfolgreichsten Teams der GP2 gehören und es auch dort in die engere Auswahl geschafft. Es war eine absolut tolle Erfahrung für mich, aber am Ende bin ich mit dem Weg, den wir jetzt eingeschlagen haben, sehr zufrieden.

Ist die GP2 nach drei Jahren in der Formel 3 der nächste logische Karriereschritt?
Rene Binder: Den direkten Schritt von der deutschen Formel 3 in die offizielle Nachwuchsserie der Formel 1 hat noch keiner vor mir riskiert, von daher wären eigentlich die GP3 oder die Renault World Series die nächste logische Stufe gewesen. Es war einfach eine Chance, die sich in den letzten Rennen 2012 ergeben hat und die ich mir nicht entgehen lassen wollte.

Welche Vorbereitungen und Testfahrten für die neue Saison stehen nun auf dem Programm?
Rene Binder: Es gibt leider noch weniger Tests als in der Formel 1 und zwar einmal drei Tage in Jerez in der letzten Februarwoche und dann noch einmal zwei Tage in Barcelona von 5. bis 7. März.

Was werden die größten Umstellungen im Vergleich zur Formel 3 sein?
Rene Binder: Die Autos sind wie Tag und Nacht, das beginnt schon bei der Motorleistung, die fast dem Dreifachen eines Formel 3 entspricht. Mir persönlich kommen die GP2-Fahrzeuge besser entgegen und vor allem die Pirelli-Reifen, die vom Fahrer sehr viel Gefühl verlangen.

Binder sammelte bereits in Spa Erfahrung, Foto: ENIK
Binder sammelte bereits in Spa Erfahrung, Foto: ENIK

Du hast schon sechs Rennen in der GP2 absolviert. Um wie viel einfacher wird dadurch die Eingewöhnung?
Rene Binder: Interessanterweise bin ich mit der Aufgabenstellung im Rennen von Anfang an gut zurechtgekommen, sonst hätte ich in Monza nicht die fünftschnellste Runde gedreht. Ich denke gar nicht an die Umstellung von der Formel 3, sondern versuche mich einfach, und zwar von Grund auf, auf den neuen Fahrstil einzustellen.

Wie bereitest du dich auf die neuen Strecken vor?
Rene Binder: Wir testen ja kaum, von daher kann ich nur etliche Stunden im Simulator verbringen und vielleicht da und dort ein paar Runden mit einem Auto aus der Renault World Series drehen.

Wie sehen deine Ziele im ersten Jahr in der neuen Rennserie aus?
Rene Binder: Ich möchte gemeinsam mit meinem Team wachsen und vor allem den perfekten Umgang mit den Pirelli-Reifen lernen. Sobald wir das im Griff haben, werden die Ergebnisse von selbst kommen. Im Moment konzentriere ich mich allerdings nur auf meine Vorbereitung und denke noch nicht an die Ergebnisse.

Wie würdest du dein neues Team charakterisieren?
Rene Binder: Klein aber fein. Es ist eine professionell geführte Truppe mit der typisch italienischen Leidenschaft für den Motorsport. Und mit Sicherheit ist es auch kein Nachteil, dass hier auch starke Partner aus Venezuela mit an Bord sind, die in der Zukunft noch einiges bewegen können.

Teamchef Tancredi Pagiaro hat dich sehr gelobt, wie ist dein Verhältnis zu ihm?
Rene Binder: Ich hab mich bei ihm von Anfang an sehr wohl gefühlt. Außerdem habe großen Respekt vor dem, was Tancredi geleistet hat, denn er hat immerhin einmal das Team von Nelson Piquet geführt und mit Nelsinho Piquet 2006 den Vizemeistertitel in der GP2 gewonnen. Natürlich ist Venezuela GP Lazarus wieder ein neues Projekt, aber er weiß mit Sicherheit, was es braucht, um wieder nach vorne zu kommen.

Weißt du schon, wer dein Teamkollege wird?
Rene Binder: Nein, aber es sollte eigentlich nicht mehr lange dauern bis eine Entscheidung fallen wird.

Rene Binder und Tancredi Pagiaro, Foto: ENIK
Rene Binder und Tancredi Pagiaro, Foto: ENIK

Du bist aktuell jener Österreicher, der der Formel 1 am nächsten ist. Bedeutet das auch einen gewissen Druck?
Rene Binder: Der Druck kümmert mich am allerwenigsten. Ich konzentriere mich nur auf meine Arbeit und denke nicht an das, was sein könnte wenn. Außerdem ist der Weg dorthin auch noch ziemlich weit. Ich gehe einfach meinen Weg und hoffe, dass ich mich in den kommenden zwei Jahren durchsetzen kann. Erst dann wird's spannend.

Wird dich dein Vater weiterhin zu den Rennen begleiten?
Rene Binder: Auf alle Fälle. Er ist auch selbst erfolgreich Rennen gefahren und unterstützt mich in allen Bereichen, so gut er nur kann.