Mit seiner Formtech GmbH ist der bayrische Unternehmer Franz Hilmer als Zulieferer einiger F1-Teams bereits in den Motorsport involviert. Mit Hilmer Motorsport will er in der GP2 nun den direkten Sprung auf die Rennstrecke wagen.

Sie sind mit Ihrem Team ein Neuling im Motorsport. Wie ist es zu dem Engagement in der GP2 gekommen?
Franz Hilmer: Das Ganze hat sich im Dezember durch meine Kontakte in den Motorsport ergeben. Es gab schon davor eine Mitteilung, dass Tiago (Monteiro; Teamchef von Ocean Racing Technology) verkaufen möchte, aber richtig ernst wurde es erst im Dezember. Ich habe mich zur Übernahme bereit erklärt, weil auch Gianni Bianchi (wird Teammanager bei Hilmer Motorsport) mitmacht. Ich kenne ihn schon lange und wir beide teilen die Leidenschaft für Motorsport. Die GP2 ist eine sehr gute Meisterschaft im Umfeld der Formel 1 und bringt uns damit hoffentlich näher an unsere Kunden.

In der GP2 geht es hart zu, Foto: Sutton
In der GP2 geht es hart zu, Foto: Sutton

Hilmer Motorsport steckt noch in den Kinderschuhen. Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Hilmer: Wir werden in den nächsten Tagen sehr guten Ingenieuren für die wichtigen Schlüsselpositionen anwerben und mit diesen drei bis vier Key People Verträge unterzeichnen. All diese Leute haben sehr viel Erfahrung in der GP2 und haben Rennen und Meisterschaften gewonnen. Wir werden auf dieser Seite stark aufgestellt sein.

Wie viele Leute wird man im Vollausbau beschäftigen?
Hilmer: Wir werden zwischen zehn und 15 Personen anstellen.

Aktuell darf man eine Einrichtung in Italien mitnutzen. Wie lange wird es dauern, bis man nach Bayern übersiedeln kann?
Hilmer: Die Beziehung von Gianni zu JD Motorsport hat es uns ermöglicht, dass wir vorerst ihre Gebäude nutzen können und sie uns auch unterstützen. Dafür möchten wir uns auch herzlich bedanken. Für unsere geplante Basis haben wir haben neben Formtech noch Options-Grundstücke. Sobald es die Witterung zulässt, werden wir das Gebäude hinstellen und nach den Überseerennen hierher ziehen.

Wie sieht es mit der Fahrer-Paarung aus? Gab es bereits Gespräche?
Hilmer: Damit können wir natürlich jetzt erst richtig starten. Es gibt bereits Fahreranfragen. Unsere Wunschvorstellung ist, dass wir mit einem erfahrenen Piloten und einem Rookie in die Saison gehen.

Besteht die Möglichkeit, dass ein deutsches Talent ein Cockpit bekommt?
Hilmer: Nein, deutsche Fahrer sind aktuell nicht auf dem Markt.

Im Februar stehen Testfahrten an. Wird man bis dahin startklar sein?
Hilmer: Das wird sich mit Sicherheit ausgehen. Die Autos sind bereits in Italien eingetroffen, werden nun zerlegt und dann nach Jerez überstellt. Wir werden dort in jedem Fall am Start stehen.

Wie hoch sind die Erwartungen für die Debüt-Saison?
Hilmer: Uns ist bewusst, dass wir mit einem Auto auf die Strecke kommen müssen, das hundertprozentig passt. Wir werden mit den Möglichkeiten, die wir haben, sehr gut vorbereitet zu den Rennen kommen. Wir werden zudem eine Kooperation mit einem Unternehmen eingehen, deren Simulator wir benutzen können. Denn wir wollen modernen Motorsport betreiben.

Mit Formtech sind Sie bereits in das Formel-1-Business involviert. Es gab vor Jahren auch Meldungen über Interesse an einem F1-Startplatz. Ist das GP2-Team nun so etwas wie die Erfüllung Ihrer eigenen Motorsport-Ambitionen?
Hilmer: Ja, das war schon immer ein Traum von mir. Auch wenn 2009 nach unserer Übernahme der Super Aguri Assets einiges falsch kolportiert wurde. Ich möchte hier noch einmal klarstellen, dass Formtech nie einen Rechtsstreit mit Brabham hatte. Vor kurzem ist das auch offiziell widerlegt worden. Uns ist nun wichtig: Wir wollen mit dem jetzigen Engagement näher an unsere Kunden. In dieser Hinsicht ist die GP2 im Rahmenprogramm der Formel 1 natürlich hochinteressant. Wir finden diese Serie einfach toll.