Seit wenigen Stunden ist sie verfügbar: Die DTM Experience 2014. Im Gegensatz zu der Spielversion aus dem Vorjahr gibt es in der Weiterentwicklung nun auch Option-Reifen, Boxenstopps und Zusatzgewichte. Motorsport-Magazin.com-Redakteur Sönke Brederlow ist mit der DTM-Simulation bereits auf Tuchfühlung gegangen und hat sie auf Herz und Nieren getestet.

"Wenn, dann auch richtig", war die Devise: 30 Minuten Training, Qualifying und schließlich ein Rennen über 42 Runden, also gut eine Stunde, standen auf dem Programm. Schauplatz: Hockenheim. Es ist zwischen drei Schwierigkeitsstufen wählbar: Novice, Amateur und Get Real. Während Get Real von jeglichen Farhilfen ausgeschlossen ist, sind im Amateur-Modus wenigstens ABS und Traktionskontrolle aktiv. Für die Novicen wird sogar automatisch gebremst.

Selbstverständlich wurde der Get-Real-Modus gewählt. Ohne großartig am Setup zu schrauben, ging es mit dem BMW M4 DTM von Antonio Felix da Costa auf die Strecke. Obwohl bei der Gegnerwahl auf Computergegner mit künstlicher Intelligenz gesetzt wurde, die sich an die Rundenzeiten des Spielers anpassen sollten, hatte man keine Mühe, eine souveräne Bestzeit in den Asphalt zu brennen.

Start: Von der Pole-Position zur souveränen Rennführung, Foto: Sector3 Studios
Start: Von der Pole-Position zur souveränen Rennführung, Foto: Sector3 Studios

Das Fahrverhalten ist relativ gut. Da die DTM-Boliden durch ihr umfangreiches Flügelwerk sehr viel Abtrieb produzieren, sind die Autos auch für Anfänger gut zu fahren. Dreher sind selten, aber nicht unmöglich. Vor allem bei Herausbeschleunigen aus Kurven ist Vorsicht am Gaspedal geboten. Gleiches gilt für harte Bremszonen, in denen die Räder ohne ABS gerne stehenbleiben. Die Einstellmöglichkeiten am Setup sind umfangreich, allerdings nur Achsenweise. Ein unterschiedlicher Sturz an den Vorderrädern ist beispielsweise nicht möglich. Um wirklich schnelle Zeiten zu fahren und sich in der Online-Rangliste mit den Profis vergleichen zu können, ist das Setup unumgänglich.

Mit einem Vorsprung von rund zwei Sekunden konnte Augusto Farfus im Training auf den zweiten Platz verwiesen werden. Ähnlich auch im Qualifying: Obwohl in nahezu jeder Runde ein großer Fehler gemacht wurde, reichte es zur Pole-Position, gefolgt von Mike Rockenfeller und Augusto Farfus. Im Gegensatz zu den übrigen Fahrzeugen in den Top-Positionen, wurde sich für einen Start mit den harten Prime-Reifen entschieden. Trotzdem konnte der Sprint zur ersten Kurve gewonnen und die Führung übernommen werden.

In der Haarnadel-Kurve konnte Mike Rockenfeller wegen eines Verbremsers durchschlüpfen. Augusto Farfus griff zu härteren Mitteln und drehte den BMW M4 DTM mit einem harten Treffer um, was zu einem Platzverlust von zehn Positionen führte, ansonsten jedoch ohne Folgen blieb. Schäden sind sowohl optisch als auch mechanisch vorhanden und wirken sich auf das Fahrverhalten aus. Bevor ein Fahrzeug jedoch seine Motorhaube verliert, muss schon ein ungebremster Einschlag in der Spitzkehre her. Vorher sind lediglich einige Kratzer und Dellen am Auto zu sehen. Die Aufholjagd war eröffnet. Mit schnellen Rundenzeiten und souveränen Überholmanövern war die Spitze schon bald wieder in Sicht.

Rumms: Farfus dreht den Markenkollegen um, Foto: Sector3 Studios
Rumms: Farfus dreht den Markenkollegen um, Foto: Sector3 Studios

Bis zum Pflichtboxenstopp in der 22. Rennrunde konnte die Führungsposition auf rund vier Sekunden ausgebaut werden. Die abbauenden Reifen machten sich erst im letzten Umlauf bemerkbar: Der Bremspunkt rückte etwas nach vorne und das Fahrzeug begann zu rutschen. Mit der Verstellung der Bremsbalance ließ sich das Problem zumindest gefühlsmäßig unter Kontrolle bringen.

Beim anschließenden Boxenstopp folgte jedoch eine kleine Enttäuschung. Die Reifen am BMW M4 DTM wechselten sich von alleine, Mechaniker waren nicht in Sicht. Wie von Geisterhand wurde das Fahrzeug zwar angehoben, mehr passierte beim Pflichtstopp allerdings nicht. Aber: Bei der Einfahrt in die Boxengasse muss der Spieler selbstständig auf das Tempolimit von 80 Stundenkilometern achten, sonst droht eine Durchfahrtsstrafe. Der Halt an der Box erfolgt automatisch. Mit frischen Option-Reifen ging der BMW M4 DTM wieder auf die Strecke.

Keine Mechaniker in Sicht: Reifenwechsel von Geisterhand, Foto: Sector3 Studios
Keine Mechaniker in Sicht: Reifenwechsel von Geisterhand, Foto: Sector3 Studios

Dass die Konkurrenz mit den schnelleren Option-Reifen noch einmal deutlich mehr Zeit verlor, wurde schnell deutlich. Die Computergegner sind an die Leistungen der echten DTM-Piloten gebunden. Heißt: Christian Vietoris und Pascal Wehrlein sind eher auf dem Podium zu erwarten, als beispielsweise Vitaly Petrov. So war es dann auch: Schon nach wenigen Runden war der Russe mit seinem Mercedes-Coupe in Reichweite. Überrundung.

Blaue Flaggen gibt es - ebenso wie gelbe - leider nicht. Petrov währte sich, als müsste er einen sicheren Rennsieg aus den Händen geben. Mit stehenden Reifen konnte das Überrundungsmanöver im Motodrom schließlich dennoch durchgesetzt werden.

Überrundung: Petrov lässt nicht locker, Foto: Sector3 Studios
Überrundung: Petrov lässt nicht locker, Foto: Sector3 Studios

Anschließend mussten sich auch weitere Piloten überrunden lassen. Die Stärke der Computergegner lässt aktuell noch zu wünschen übrig, was vermutlich daran liegt, dass erst einige Rennen gefahren werden müssen, bis die Stärke des Spielers richtig eingeschätzt werden kann. Auch über die Auswirkungen der Zusatzgewichte lassen sich nach einem Rennen noch keine Aussagen treffen.

Nach 42 Runden und rund 68 Minuten überquerte der BMW M4 DTM schließlich die Ziellinie - weit vor Augusto Farfus und Marco Wittmann. An einen Verlust des Rennsieges war zu keinem Zeitpunkt zu denken. Dennoch: Für DTM-Fans ist die neue Simulation ein Muss. Die Option-Reifen und Boxenstopps bieten noch einmal weitere Einflussmöglichkeiten und machen die Rennen spannender und umfangreicher.

Zieldurchfahrt: 42 Runden sind gemeistert, Foto: Sector3 Studios
Zieldurchfahrt: 42 Runden sind gemeistert, Foto: Sector3 Studios

Im Vergleich zu den GT3-Boliden aus der RaceRoom Racing Experience, lassen sich die DTM-Autos einfach fahren und bieten somit auch für den typischen Arcade-Spieler eine gute Möglichkeit, seinen Spaß zu haben. Wer schnelle Zeiten fahren und in der Profiliga mitspielen möchte, der braucht jedoch viel Zeit und technisches Verständnis, um das Fahrwerk entsprechend einzustellen.

Vor allem in den Wintermonaten, in denen auf die reale DTM-Action verzichtet werden muss, ist die DTM Experience 2014 eine gute Möglichkeit, spannenden Motorsport zu erleben. Der Multiplayer-Modus bietet darüber hinaus packende Rennen gegen Freunde und Bekannte. Unser Fazit: Ein Muss für alle DTM-Fans.