Formel E 2021: Unglaublicher Rom-Unfall im Video (00:55 Min.)

Spektakulärer Unfall beim 1. Freien Training der Formel E in Rom am Samstagvormittag. Nachdem das Training bereits offiziell beendet war, reihten sich einige Fahrer auf der Start-Geraden auf, um dort Starts zu üben. Oliver Turvey wurde davon offenbar überrascht. Er kam mit hoher Geschwindigkeit an und schaffte es nicht mehr, rechtzeitig zu bremsen.

Der NIO-Fahrer rauschte in das Heck von Jean-Eric Vergne (DS Techeetah). Auch BMW-Pilot Jake Dennis wurde getroffen. Alle Piloten konnten ihre Fahrzeuge eigenständig verlassen. Einen derartigen Unfall hatte zuvor es in der Formel E noch nicht gegeben.

Strafe für Unfall-Pilot Turvey

Die Rennleitung brummte Turvey im Nachgang eine Strafe auf. Der erfahrene Brite kassiert sechs Strafpunkte auf seiner Fahrer-Lizenz. Laut Sportlichem Reglement darf ein Fahrer nach Erreichen von zwölf Strafpunkten nicht beim nächsten Event antreten. Die Strafpunkte werden nach einem Jahr gelöscht.

Sollte es dem Team NIO gelingen, Turveys Auto rechtzeitig zum heutigen Rennen (16:00 Uhr live bei Sat.1 und im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com) zu reparieren, muss er aus der Boxengasse starten.

"Nachdem die Stewards das Filmmaterial angesehen und die Funkkommunikation zwischen Team und Fahrer gehört haben und berücksichtigt haben, dass dieser massive Unfall auf einem menschlichen Fehler beruht, halten sie die verhängte Strafe für angemessen für diesen Fall", zitiert The Race aus einem FIA-Bulletin.

Die Autos von Vergne und Turvey wurden durch den Aufprall heftig zerstört. Bis zum Beginn des 2. Freien Trainings wurden die Fahrzeuge nicht repariert. Auf den TV-Bildern schien der Dennis' Fahrzeug am wenigsten beschädigt zu sein. Vergne und Dennis hofften, am Ende der Session Installationsrunden fahren zu können. Da die Session aber vorzeitig abgebrochen wurde, nahmen sie nicht an ihr teil. Gleiches gilt für Turveys Teamkollegen Tom Blomqvist, der im Training aus eigenem Verschulden in die Streckenbegrenzung einschlug.

Edoardo Mortaras Onboard-Kamera hat festgehalten, wie sich Turveys Auto nach dem Unfall weiter drehend durch das Teilnehmerfeld bewegt. Glücklicherweise wurde dabei kein weiteres Auto beschädigt.

"Es war ein großer Schock für mich", sagte der zweifache Champion Vergne. "Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Unfall hatte, ohne dass ich es vorher kommen sah. Ich habe mich für die Startübung vorbereitet und dann kam das Auto von hinten und hat mich getroffen. Das Gute für mich ist, dass ich keine Zeit hatte, um Angst zu haben."

Abt: So ein Fehler darf nicht passieren

Bei der Übertragung des 2. Freien Trainings bei Sat.1 fand Ex-Formel-E-Fahrer Daniel Abt eindeutige Worte über das Verhalten Turveys. "Das war ein klarer Aussetzer von Turvey", sagte der Kemptener, der das vergangene Saisonfinale in Berlin als Teamkollege des 34-Jährigen bei Nio bestritt. "Das ist eigentlich nicht akzeptabel in der Form. Jeder Fahrer, speziell Fahrer, die schon lange dabei sind, weiß, dass man Startübungen macht, wenn die Session vorbei ist. Ein Leidtragender war Vergne, der sich auch offenkundig beschwert. Dass du da so ankommst und in stehende Autos reinbretterst, darf nicht passieren."

Die Startaufstellung ist auf der Strecke in Rom wie auf vielen Formel-E-Kursen nicht identisch mit dem Zielbereich. Er liegt zwischen den Kurven 6 und 7. Dort versammelten sich die Fahrer, um in den aufgemalten Startboxen Übungsstarts zu absolvieren. Die Streckenführung ist in diesem Bereich gebogen, was die vorausschauende Sicht eingrenzt.

Auch BMW-Teamchef Roger Griffiths führt den Unfall darauf zurück, dass die Start- und die Ziellinie an unterschiedlichen Stellen sind. "Ich habe mit keinem der Involvierten direkt gesprochen", sagt er. "Es sieht so aus, dass das Team ihn [Turvey] nicht gewarnt hat, dass dort stehende Autos sind oder er hat es einfach vergessen. Einige Fahrer standen dort und wir hatten sehr viel Glück, dass Autos beschädigt und keine Personen verletzt wurden."

Schon beim vorherigen Formel-E-Wochenende in Saudi-Arabien Ende Februar ereigneten sich mehrere spektakuläre Unfälle, die allesamt glimpflich ausgingen. Im Freien Training schlug Edoardo Mortara bei Startübungen mit 140 km/h in die Streckenbegrenzung ein. Sein Bolide verzögerte nicht in ungewohntem Umfang beim Anbremsen auf die folgende Kurve. Im Rennen überschlug sich Mahindra-Fahrer Alex Lynn und rutschte kopfüber über die Strecke. Dabei wurden das Monocoque und das Halo heftig beschädigt. Der Brite geht in Rom mit einem neuen Chassis an den Start.