"Super-happy" war Alexander Wurz nach seinen beiden Trainingsbestzeiten am Freitag. Auf seiner "Super-Runde" im 1. Training hätte er sogar "nichts mehr besser machen" können. Seine Bestzeit im 2. Training, so gibt Alex offen zu, hätte er allerdings eher einem "frischen Reifensatz" als einer besonders starken Runde zu verdanken gehabt. "Die war eigentlich gar nicht so gut", gestand er.

Das allgemeine Kräfteverhältnis schätzt Wurz in der Eifel wie gewohnt ein: Renault ist das "Maß der Dinge" und McLaren Mercedes wird die Franzosen nicht vom Thron stoßen können. Auch wenn Alex seine Ex-Truppe besser einschätzt, als es ihre heutigen Trainingsleistungen vermuten lassen. "Sie waren bei den Tests mit schwerem Auto irrsinnig schnell und haben hier ihre Karten noch nicht ganz aufgedeckt."

Ferrari sieht Wurz im Nachteil: "Nach meinen Informationen hat sich Michael Schumacher für die harten Reifen entschieden und das sind für mich der falschen." Dennoch habe Ferrari in Imola gezeigt, dass man ein "wahnsinnig starkes" Chassis besitze.

Alex, Ihr hattet in Imola einen gewissen Rückschritt zu verzeichnen. Sieht es hier wieder besser aus?

Alex Wurz: Ich glaube schon. Bei den ersten drei Grand Prix haben wir jedes Mal eine super Reifenwahl getroffen. In Imola waren wir vielleicht nicht optimal vorbereitet. Das kann passieren. Ferrari ist das schon öfter passiert. Hier sieht es wieder besser aus, aber es zählt eben erst wenn man am Sonntag über die Linie fährt und nicht wenn Du am Freitag vorne stehst.

Aber ist Bridgestone jetzt näher an Michelin dran?

Alex Wurz: Wir haben im Winter hart gearbeitet, um hierhin zu kommen. Der Rückstand war schon sehr groß. Aber gemeinsam haben wir irrsinnige Fortschritte gemacht und teilweise sogar einen kleinen Vorsprung herausgearbeitet. Der Reifenkrieg ist so hart wie noch nie.

Wie schätzt Du das Verhältnis hier ein?

Alex Wurz: Als es am Morgen rutschiger war, sah es für die Franzosen super aus. Aber sobald mehr Gummi gelegen hat, haben wir große Fortschritte gemacht. Das haben die Rundenzeiten bewiesen. Es dürfte wohl auf ein Unentschieden hinauslaufen, aber niemand weiß, wie die Strecke am Sonntag sein wird. Am Nürburgring sind die Streckenverhältnisse sehr schwierig vorherzusagen. Es wird zwar immer mehr Gummi gelegt, aber irgendwann wird ein Punkt erreicht, an dem es wieder langsamer und schwieriger wird.

Was ist an der Streckencharakteristik so besonders?

Alex Wurz: Im Grund geht es um eine chemische Reaktion zwischen dem Reifen und wie er über die Fahrbahn rutscht. Es kommt darauf an, wie der Gummi den Asphalt ummantelt und welche Temperaturen dabei entstehen. Das ist pure Chemie, die mit Physik gemischt wird. Je nach Luftdruck, Sonneneinstrahlung, Chassis-Abstimmung und Reifenwahl ist das immer unterschiedlich. Es gibt einfach unglaublich viele Koeffizienten. Deshalb ist die Formel 1 so kompliziert und deswegen müssen wir tagtäglich testen, um diese Grenzen zu verschieben.

Wie gut kann man diese Dinge vorher berechnen und simulieren?

Alex Wurz: Gott sei Dank kann man nicht alles vorherbestimmen. Deswegen gibt es ja Testfahrer wie meine Wenigkeit, die hunderte von Runden abspulen müssen, um diese Probleme zu verstehen und den Charakter eines Reifens kennen zu lernen. Mit dieser Erfahrung muss dann die richtige Reifenwahl getroffen werden.