Die Track Limits sind auch in Hockenheim ein großes Thema. Besonders in Kurve eins fuhren die Fahrer am Freitag reihenweise zu weit. 48 Mal wurde der Rennleitung ein Vergehen gemeldet, allein im zweiten Training. Wie bereits vergangene Woche in Ungarn, so wird auch beim Deutschland GP ein Verstoß gegen die Track Limits durch Induktionsschleifen gemeldet. Doch anders als in Budapest stößt die Thematik nun an Grenzen.

"Das mit der Schleife in Ungarn hat funktioniert, hier funktioniert es nicht so gut, weil wir es nicht sehen können. Wenn man mit vier Rädern von der Strecke ist, wird man manchmal nicht erwischt, manchmal aber schon", äußert Carlos Sainz gegenüber Motorsport-Magazin.com Kritik. "Wir können das nicht sehen, denn unsere Augen können bei 250 km/h nicht den orangenen Teil der Schleife sehen und können nicht ausmachen, ob wir drüberfahren oder nicht", stellt er klar.

Eine ähnliche Meinung hat Romain Grosjean zu dem Thema. Er kritisiert vor allem die Gestaltung der ganzen Szenerie in Kurve eins. "Mit dem Kunstrasen direkt hinter dem Doppelkerb muss man irgendwo wieder auf die Strecke kommen. Es ist unmöglich zu sehen, wo das Limit in Kurve eins ist", poltert der Haas-Pilot. "Es wird Diskussionen und Briefings geben. Ich bin dafür, das Auto weit fahren zu lassen. Drei Zentimeter weiter rauszukommen und wieder auf die Strecke zurückzukehren, wenn der Kunstrasen beginnt, das würde Sinn machen. Denn ehrlich gesagt bin ich zweimal weit rausgekommen und wusste es nicht", erklärt Grosjean gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass es nicht immer pure Absicht ist, wenn man zu weit fährt.

Auch Romain Grosjean war nicht immer regulär unterwegs, Foto: Sutton
Auch Romain Grosjean war nicht immer regulär unterwegs, Foto: Sutton

Whiting kippt Entscheidung der Strategiegruppe

Ursprünglich hatten die Teams im Strategiemeeting am Donnerstag beschlossen, an diesem Wochenende weniger restriktiv in Sachen Track Limits vorzugehen. Es wurde gar eine komplette Amnestie für Sünder festgelegt. Doch am Freitag hob Charlie Whiting diese Absprache auf und stellte klar, dass es wie in Ungarn dreimal geduldet wird, ehe es bei Verstoß Nummer vier zu einer Verwarnung und in der Folge zu einer Strafe kommen wird.

Die Vorkommnisse in Kurve eins hätten Whiting zum Umdenken veranlasst, zudem habe seine Entscheidung auch Sicherheitsgründe, wie er erklärt. "Die Schwierigkeit der kompletten Freiheit - sprich dass jeder Fahrer weit fahren kann und wir davon keine Notiz nehmen - besteht einfach darin, dass es eine andere Strecke gäbe. Sie wäre schneller und hätte weniger Auslaufzonen. Das haben wir offenbar nicht bedacht", so Whiting. Das Thema Track Limits bleibt also auch in Hockenheim - zumindest in Kurve 1 - ein solches.

Teams rufen Ecclestone um Hilfe

Bei den Teams kam diese Entscheidung des Rennleiters nicht gut an. Besonders Ferrari, Mercedes und Red Bull - die großen Drei - äußerten Kritik. "Wir haben damit nichts zu tun. Getsern haben wir besprochen, dass wir ein 'wildes' Wochenende versuchen, weil die Strecke über adäquate Auslaufzonen verfügt", schimpfte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. Er habe sich bereits an Bernie Ecclestone gewandt, der bekanntermaßen eine enge Beziehung mit Charlie Whiting hat. "Sie haben wieder jeden erfasst, der über die weiße Linie gefahren ist, als hätten wir gar nichts besprochen. Daher sind wir zu Bernie gegangen", so Arrivabene. Auflösung erfolgt wohl am Samstag.